Die „Ausbeute“ mit etwas mehr als 300 entdeckten Flattertieren fiel im Vergleich zum Vorjahr etwas besser aus, was jedoch nicht viel zu bedeuten hat. „Es hängt ganz stark von der Witterung ab, ob wir viele oder wenige Tiere finden“, erklärt Warnke, im Landkreis Rhön-Grabfeld bestellter Fledermaus-Beauftragter des Bund Naturschutz. Denn in langen kalten Wintern bevorzugen es die Fledermäuse, in „festen Unterkünften“ wie alten Gewölbekellern zu überwintern, was die Suche wesentlich erleichtert. In relativ milden Wintern dagegen halten die kleinen Säuger ihren Winterschlaf auch schon mal irgendwo im Freien und versteckten sich in Felsspalten oder Mauerritzen. „Es ist deshalb schwierig, Zählergebnisse verschiedener Jahre miteinander zu vergleichen“, räumt Warnke ein.
27 Winterquartiere aufgesucht
Zudem schwankt die Zahl der kontrollierten Quartiere von Jahr zu Jahr leicht. Diesmal waren es 27 alte Kellergewölbe, natürliche Höhlen und andere Unterschlupf-Möglichkeiten, die der Suchtrupp von der Rhön bis an die Lederhecke unter die Lupe nahm. Gezählt wurde in traditionellen Quartieren wie der Salzburg in Bad Neustadt, der Lichtenburg bei Ostheim, im Sternberger Schloss oder im Kneuerskeller in Bad Königshofen, aber auch in einigen ganz neuen wie zum Beispiel in der Kirche in Oberelsbach. „Dort hatten wir bei unserer Sommer-Zählung ein seltenes Graues Mausohr entdeckt und wollten jetzt mal sehn, ob wir es da auch im Winter antreffen“, erzählt der Fledermausschützer.
Die Suche war erfolgreich. In einem Keller bei Fladungen stieß Warnke gar auf eine Nordfledermaus – eine Art, die ihm in 20 Jahren erst einmal leibhaftig vor die Taschenlampe geriet. „Diesmal war das Tier leider tot, doch immerhin Beleg dafür, dass die Art in unserem Landkreis noch vorkommt.“
Bei der dreitägigen Zählaktion waren wie schon in den vergangenen Jahren der Diplom-Biologe Matthias Hammer von der Koordinationsstelle für Fledermaussschutz Nordbayern und Claudia Bayer von der Regierung von Unterfranken mit von der Partie. Zeitweise halfen einige weitere Fledermaus-Freunde mit aus.
Über 300 Tiere gzählt
305 Fledermäuse, so das offizielle Endergebnis der aktuellen Zählung, überwintern zurzeit im Landkreis Rhön-Grabfeld. Das sind über 30 mehr als im vergangenen Jahr, aber knapp 130 weniger als vor zwei Jahren, als der Winter sehr lang und kalt war. Zwischen 2003 und 2005 ergab die Kontrolle im Schnitt 300 Tiere. „Klar ist es unmöglich, alle Tiere in ihren Winterquartieren zu erfassen, doch können wir anhand der langjährigen Aufzeichnungen unsere Schlüsse ziehen“, so Georg Warnke. „Momentan gehen wir von relativ stabilen Populationen aus.“
Dass einige der 16 im Landkreis vorkommenden Arten nicht mehr akut vom Aussterben bedroht sind, dafür ist auch das Ergebnis der Sommer-Zählung 2007 ein Indiz. Weit über 1000 Tiere wurden im Juli vergangenen Jahres alleine in zwei großen Wochenstuben, den Kirchen in Alsleben und Wechterswinkel, registriert. „Um den Fledermausschutz ist es bei uns gar nicht so schlecht bestellt“, zieht der Fledermaus-Experte eine positive Jahresbilanz.
Das war nicht immer so. Noch in den 70er und 80er Jahren hatten die nützlichen Insektenfresser selbst im eher dünn besiedelten Landkreis Rhön-Grabfeld kaum eine vernünftige Lebensgrundlage. Erst die deutlich Verringerung des Pestizid-Einsatzes auf den Feldern hat eine deutliche Entspannung gebracht.
Alte Keller wieder öffnen
Warnke, im Hauptberuf als Vermessungsingenieur in Meiningen tätig, ist zudem froh darüber, dass früher verschlossene Felsen- und Gewölbekeller auf Druck des Bund Naturschutz wieder geöffnet wurden. „Als ich vor 20 Jahren mit dem Zählen anfing, gab es gerade mal eine Handvoll bekannter Fledermaus-Unterschlüpfe im Kreis. Heute sind es fast 30 und es werden in den nächsten Jahren vermutlich noch mehr werden.“
Der 50-jährige Unterelsbacher ist Fledermaus-Schützer aus Leidenschaft. Auch bei den nächsten Zählaktionen wird er wieder dabei sein und im Sommer auf Dachböden und im Winter in dunklen Kellern nach seinen Schützlingen sehen. „Fledermäuse faszinieren mich eben und als Landvermesser habe ich eh eine Vorliebe für Statistiken, Tabellen und Grafiken.“
Sein Haus in Oberelsbach er übrigens schon vor vielen Jahren „fledermaustauglich“ gemacht und Unterschlupf-Möglichkeiten geschaffen, wo die Weibchen im Sommer ihren Nachwuchs großziehen können. „Man kann schon mit einfachen Mitteln viel für diese Tiere tun“, betonte Georg Warnke, der kein Problem damit hat, wenn sich Ratsuchende mit ihren Fragen direkt an ihn wenden. „Wer mehr über Fledermäuse wissen will oder meint, ein geeignetes Sommer- oder Winter-Quartier anbieten zu können, kann mich jederzeit anrufen.“
Daten & Fakten
Fledermausschutz in Nordbayern In Nordbayern gibt es eine Koordinationsstelle für Fledermausschutz, die ihren Sitz in Erlangen hat und vom Landesamt für Umweltschutz in Bayern finanziert wird. Mehrere Fachkräfte stehen als Ansprechpartner zur Verfügung und arbeiten eng mit den Naturschutzbehörden zusammen. Ihre Ausgaben sind vor allem die Untersuchung der Bestandsentwicklung der heimischen Fledermausarten, die Schulung und Weiterbildung von haupt- und ehrenamtlichen Fledermausschützern und wissenschaftliche Untersuchungen zu Verhalten und Ökologie. Die Mitarbeiter der Koordinationsstelle organisieren außerdem Ausstellungen und Vorträge. Mehr über die Koordinationsstelle und Fledermäuse im Internet: www.flaus-online.de