Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege hat erstmals den Erich-Schosser-Preis für vorbildliche Denkmalpflege in der Kommunalpolitik verliehen. Preisträger ist Wilhelm Schneider, Landrat des Landkreises Haßberge, wie aus einer Pressemitteilung des Vereins hervorgeht. Ausgezeichnet wurde Schneider für die Rettung des Alten Schlosses in Gereuth (Gemeinde Untermerzbach), die er maßgeblich vorangetrieben habe. Vorgeschlagen hatte ihn beim Landesverein der unterfränkische Bezirksheimatpfleger Klaus Reder.
Mit dem Erich-Schosser-Preis zeichnet der Bayerische Landesverein für Heimatpflege politische Entscheidungsträger aus, die sich besonders um Denkmalschutz und um historische Baukultur im Sinne der Heimatpflege verdient machen.
Im Rahmen eines Symposiums zur Heimatforschung im Schüttbau in Rügheim überreichten am Samstag Günter Dippold, stellvertretender Vorsitzender des Landesvereins, und Vorstandsmitglied Tobias Appl die Auszeichnungen: eine Urkunde und einen von der Münchner Künstlerin Katalina Koss gestalteten Ziegel. Der kunstvolle Ziegel wurde gestiftet von der Kastulus Bader Stiftung in Vatersdorf.
"Landrat Wilhelm Schneider ist ein leuchtendes Beispiel, wie großartig Denkmalpflege gelingen kann, wenn Politikerinnen und Politiker sich vor Ort einsetzen. Für sein tatkräftiges Engagement für das Alte Schloss in Gereuth hat er sich die Auszeichnung des Landesvereins in höchstem Maße verdient", sagt Prof. Dr. Günter Dippold.
"Landrat Schneider ist ein würdiger Preisträger", sagte Elisabeth Schosser. Die Witwe des Namensgebers Erich Schosser, der als Mitglied des Bayerischen Landtages zu Beginn der 1970er Jahre maßgeblich an der Entwicklung des Denkmalschutzgesetzes mitwirkte, lobte die Jury und dankte dem Landesverein für Heimatpflege für die Preisverleihung.
Der Preis ist nicht finanziell dotiert. Preisträger erhalten aber eine Skulptur: den Erich-Schosser-Ziegel. Thomas Bader, Vorstand der Kastulus-Bader-Stiftung, stiftete die Skulptur. Er kreierte zusammen mit der Münchner Künstlerin Katalina Koss den Erich-Schosser-Ziegel. Jede dieser bunten Preis-Skulpturen ist ein Unikat.
Das Alte Schloss, ein historisches Juwel in Unterfranken, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Der langgestreckte Satteldachbau mit Ziergiebeln und Säulenarkaden stammt aus dem frühen 17. Jahrhundert. Mit seiner prächtigen Renaissance-Architektur und der idyllischen Lage war das Schloss einst ein bedeutendes kulturelles Zentrum der Region. Es wurde später als Schlossökonomie für das benachbarte vis à vis gelegene Neue Schloss genutzt.
Doch mit dem Wandel der Zeit und dem Verlust seiner ursprünglichen Nutzung begann der allmähliche Verfall. Besonders im 20. Jahrhundert verschlechterte sich der Zustand des Schlosses rapide. Leerstand, Witterungseinflüsse und mangelnde Instandhaltung führten dazu, dass die Bausubstanz stark litt. Dach und Fassaden zeigten deutliche Schäden, Fenster waren zerbrochen, und auch das Innere verfiel.
Dies änderte sich, als im Jahr 2021 der Landkreis Hassberge unter Landrat Wilhelm Schneider das Schloss für einen symbolischen Preis von einem Euro erwarb, um es vor dem Niedergang zu retten. Der Landkreis sicherte anschließend die Gesamtfinanzierung des Denkmals in Höhe von über einer Million Euro für die Dachinstandsetzung: 865.000 Euro kommen aus dem Bayerischen Entschädigungsfonds, 60.000 Euro von der Gemeinde Untermerzbach, 75.000 Euro vom Landkreis Hassberge und 44.000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Der Preisträger Landrat Schneider deutete in seiner Rede eine neue Nutzung des Schlosses "vielleicht bald" an. Der Erwerb der Schlosses sei ein "glücklicher Umstand" gewesen.
Der Erich-Schosser-Preis wird von nun an jährlich vergeben. Vorschläge nimmt der Landesverein von zuständigen Bezirks-, Stadt- und Kreisheimatpflegern entgegen.
