Dicht gedrängt saßen die Bürger am vergangenen Donnerstag im Gemeindehaus in Oberhohenried. Haßfurts Bürgermeister Günther Werner hatte zur Bürgerversammlung eingeladen.
Bauplätze, Katasterneuvermessung, vor allem aber die Verkehrs- und Parksituation war ein Thema. Zeitweise wurde darüber hitzig diskutiert. Von „Wildwestmentalität“ war da die Sprache. Ein Bürger erklärte gar, dass die Menschen für die „Obrigkeit“ wohl keinen Wert mehr hätten.
Es ging in erster Linie um die Durchgangsstraße in Oberhohenried, eine Staatsstraße, wie Bürgermeister Werner betonte. Ihm seien hier die Hände gebunden. Eine Änderung der Situation läge einfach nicht in seiner Macht, da hier das Staatliche Bauamt zuständig sei. Eine Aussage, die die Oberhohenrieder immer hören, wenn sie das leidige Thema ansprechen, und das geschieht regelmäßig, wie im Rahmen der Bürgerversammlung sehr deutlich wurde.
„Für Frösche werden Tunnel und Brücken gebaut, aber wir Menschen sind wohl nichts mehr wert“, so einer der aufgebrachten Bürger. Andernorts würden in solchen Situationen Umgehungsstraßen gebaut, pflichtete ihm eine Bürgerin bei. Dabei ist es nicht nur das hohe Verkehrsaufkommen von bis zu 4000 Fahrzeugen am Tag, wie eine Verkehrszählung ergeben habe, sondern vor allem die Geschwindigkeit, mit der hier gefahren wird, die für Ärger sorgt. Besonders brenzlig ist die Situation an der Bushaltestelle. Zwar wurde über die Königsberger Straße eine Querungshilfe installiert, aber für die Menschen, vor allem die Kinder, die auf die andere Seite des Dorfes müssen, sei dies keine Hilfe. Ob man denn wirklich warten wolle, bis etwas passiert.
Pfarrer aus dem Häuschen
Besonders aufgebracht zeigte sich Pfarrer Bodo Bergk. An einem solchen Ort habe er noch nie gewohnt, so Bergk. Wenn man die Straße langgehe, habe man regelrecht Angst, überfahren zu werden. „Wenn hier nicht bald gehandelt wird – wird etwas passieren“, war sich der Pfarrer sicher. Sein Vorschlag war, durch den Ort eine 30er Zone einzurichten und Geschwindigkeitsüberschreitungen zu messen.
Eine Radarfalle, wie sie in Baden Württemberg oftmals an Ortseingängen aufgestellt sei, wäre vielleicht keine schlechte Lösung, befand auch der Bürgermeister. Eine 30er Zone sei jedoch auf einer Staatsstraße nicht möglich. Was in der Planung sei, wäre ein Fahrbahnteiler, der das Überqueren der Ortsdurchfahrt erleichtern soll. Eine Bürgerin erklärte, sie sei schon froh, wenn man wenigstens wieder einen Mittelstreifen aufbringen würde. Denn die Fahrzeuge würden nicht einmal immer ihre Fahrspur einhalten. Diese Anregung habe er beim staatlichen Bauamt schon vorgebracht – sie sei aber ebenfalls abgelehnt worden, so Werner.
Wie der Pfarrer am Ende der Diskussion feststellte, wäre es sinnvoll, die Oberhohenrieder gründeten eine Bürgerinitiative, die dann den Kampf für eine bessere Verkehrssituation aufnimmt.
Nicht nur die Durchgangsstraße war Thema, sondern auch der Wunsch nach einem Verkehrsspiegel an „Kirchberg“, „Wagnergasse“ und „Steingrund“, den die Bürger schon vor längerer Zeit geäußert haben. Wie das Stadtoberhaupt mitteilte, habe man erreichen können, dass an der „Wagnergasse“ nun tatsächlich ein solcher angebracht wird. Was den „Kirchberg“ und den „Steingrund“ betrifft, so wurde dies vom Staatlichen Bauamt abgelehnt.
Doch nicht nur Fahren, auch das Parken wirft in dem Haßfurter Stadtteil Probleme auf. So wurde bemängelt, dass in der „Steinernen Heide“ regelmäßig Einfahrten zugeparkt seien, Sperrflächen nicht beachtet würden. Werner verwies hier auf laufende Gespräche mit der ansässigen Firma. Er sei guter Hoffnung, dass man zu einer zukunftsweisenden Einigung kommen werde. Ebenfalls kritisiert wurde von den Bürgern der katastrophale Zustand der Königsberger Straße. Auch das falle nicht in die Zuständigkeit der Stadt, so Werner. Hier handle es sich nämlich um eine Kreisstraße. Fazit der Diskussion: Bürgermeister Werner war eigentlich nur der Prügelknabe, denn verantwortlich und vor allem Weisungsberechtigte sind andere.
Besser sah es da bezüglich des Ausbaus des Kernwegenetzes aus. Es geht um den Langenbachweg. Zwar habe das Amt für ländliche Entwicklung seine Prüfung noch nicht abgeschlossen, so Werner. Er hoffe, dass es zeitnah so weit ist und man an die Planung und den erforderlichen Grunderwerb gehen könne.
Angesprochen wurde die Katasterneuvermesseung. Werner erläuterte die Kosten, die auf die einzelnen Grundstückseigner zukommen können. Ein Grenzstein koste beispielsweise 16 Euro. Der Grundstückspreis bei sich eventuell ergebenden Verschiebungen läge bei 35,50 Euro und da spiele es keine Rolle, ob es sich um Bau- oder Ackerland handele.
Bauland war aber auch in einem anderen Zusammenhang Thema. So gibt es in Oberhohenried zwar noch 22 unbebaute Grundstücke, die sind aber alle in Privatbesitz. Werner appellierte an die Bevölkerung, doch noch einmal zu überlegen, ob es nicht sinnvoller wäre, das Grundstück zu verkaufen und damit Bürgern, die jetzt bauen wollen, eine Chance zu geben. Außerdem sprach das Stadtoberhaupt die Fördermöglichkeiten bei der Sanierung von Leerständen an. Genaue Ausführungen und entsprechende Anträge fänden sich auf der Homepage der Stadt.