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Bamberg: Der Diözesan-Caritasverband Bamberg wird 100 Jahre alt

Bamberg

Der Diözesan-Caritasverband Bamberg wird 100 Jahre alt

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    Ab 1929 finden jährlich Caritas-Kindererholungen statt.
    Ab 1929 finden jährlich Caritas-Kindererholungen statt. Foto: Archiv Marion Krüger-Hundrup

    Caritas ist schon „ein starkes Stück Kirche in der Gesellschaft“. So umschreibt Diözesan-Caritasdirektor Helmar Fexer eine der drei Grundfunktionen der Kirche. Verkündigung, Gottesdienst, Caritas machten ihre Wirksamkeit aus. Das hundertjährige Bestehen des Diözesan-Caritasverbandes im Jahr 2021 – die Gründungsversammlung war am 7. Februar 1921 - rückt nun die sozial-menschliche Dimension der katholischen Kirche in den Fokus. Oder anders gesagt: „Die Caritas – die Nächstenliebe – als göttliche Gabe und Aufgabe muss immer neu ins Bewusstsein gebracht werden“, wie Erzbischof Ludwig Schick gegenüber unserer Zeitung folgert.

    Das sei der eigentliche Grund, warum das von ihm in der Jahresschlussandacht am Silvestertag 2020 ausgerufene Motto für 2021 im Erzbistum Bamberg laute „Caritas – In der Liebe verbunden“. Denn „weil wir lieben können und dürfen, gibt es auch die professionellen Caritaseinrichtungen und die Caritasverbände“, so der Erzbischof. Gut ausgebildete Arbeitskräfte „verrichten Werke der Caritas und kümmern sich um Kinder und Jugendliche in prekären Situationen, um Familien und Alleinstehende, die in Not geraten sind, um Menschen mit Behinderung und um kranke und alte Menschen in Krankenhäusern, Seniorenheimen und Hospizen oder zu Hause“, zählt Schick auf.

    Doch der Erzbischof weitet den Blick über die Caritas-Profis hinaus: „Die Caritas – die Liebe zu jedem Menschen – ist aber allen Christen aufgetragen!“ Die Nächstenliebe schaffe auch gute tragfähige menschliche Beziehungen, stärke den Glauben an den liebenden Gott und schenke Hoffnung auf eine gute Zukunft für alle.

    Interview mit Diözesan-Caritasdirektor Helmar Fexer

    Diözesan-Caritasdirektor Helmar Fexer geht im Interview auf die Spezifika des katholischen Spitzenverbandes der freien Wohlfahrtspflege ein.
    Diözesan-Caritasdirektor Helmar Fexer geht im Interview auf die Spezifika des katholischen Spitzenverbandes der freien Wohlfahrtspflege ein. Foto: Anastasia Firfarov

    Vor 100 Jahren wurde in Bamberg der Diozesanverband der Caritas gegründet. Im Interview spricht Diözesan-Caritasdirektor Helmar Fexer – kein Priester, sondern ein Laie – darüber, was den Verband heute ausmacht.

    Frage: Was unterscheidet den Diözesan-Caritasverband von anderen Verbänden der freien Wohlfahrtspflege?

    Helmar Fexer: Der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg ist ein kirchlicher Wohlfahrtsverband und daher Teil der katholischen Kirche. Nächstenliebe ist neben Verkündigung und Gottesdienst ein Wesensmerkmal von Kirche. Unser früherer Vorsitzender, der verstorbene Weihbischof Werner Radspieler, hat das oft im Bild vom Schemel mit drei Beinen ausgedrückt: Schlägt man das Bein Caritas weg, fällt die ganze Kirche um. Die Caritas weiß sich der katholischen Soziallehre verpflichtet und orientiert sich in ihrem Handeln an deren Grundsätzen Personalität, Subsidiarität und Solidarität. Dies ist für uns nicht verhandelbar. Gleichzeitig haben wir das Privileg, kirchliche Zuschüsse zu erhalten. 2021 erhalten der Diözesan-Caritasverband, die Stadt- und Kreis-Caritasverbände sowie unser Fachverband Sozialdienst katholischer Frauen zusammen 18,2 Millionen Euro. Wir benötigen den Zuschuss aus der Kirchensteuer, um unsere spitzenverbandlichen Aufgaben zu erfüllen und verschiedene Hilfsfonds sowie innovative Projekte zu finanzieren. Die Kreisverbände betreiben mit diesen Mitteln die Allgemeine Soziale Beratung und die Schwangerschaftsberatung sowie aktuell auch die Flüchtlingsarbeit.

    Frage: Welche spezifischen Aufgabenfelder beackert die Caritas, die der Sozialstaat Deutschland brach liegen lässt?

    Fexer: Dass der Sozialstaat nichts tun würde, kann ich ihm in keinem Tätigkeitsfeld der Caritas vorwerfen. Grundsätzlich sind die Leistungen, welche die Sozialgesetzbücher vorsehen, kostendeckend finanziert. Allerdings gibt es unterstützungsbedürftige Menschen, die durch das Raster der definierten Leistungen fallen. Auch werden die Personalkosten, die der Caritas als Leistungserbringer entstehen, häufig nicht in voller Höhe refinanziert. Neben der Allgemeinen Sozialen Beratung und der Flüchtlingsarbeit sind der Caritas in der Erzdiözese die Kindererholung, die Freiwilligenzentren, die sozialraumbezogene Quartiersarbeit und die Obdachlosenarbeit beziehungsweise bezahlbarer Wohnraum sehr wichtig. Diese drängenden gesellschaftlichen Herausforderungen erfahren von der Politik nicht die notwendige Beachtung, stehen aber auch nicht im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung.

    Frage: Welche besonderen Nöte treiben die Bamberger Caritas im Jubiläumsjahr um?

    Fexer: Die Corona-Krise hat die sozialen Gegensätze in unserer Gesellschaft verschärft. Familien, die ohnehin schon auf Unterstützung angewiesen sind, können sich die notwendigen technischen Geräte oft nicht leisten. Aber auch andere Hürden erschweren die Teilnahme an einer zunehmend digitalisierten Welt: Wer auf Leichte Sprache angewiesen ist, Deutsch nicht als Muttersprache gelernt hat, mit einer Sehbehinderung lebt, wegen einer Demenzerkrankung mit visueller Kommunikation ohne körperliche Nähe nicht zurechtkommt, ist benachteiligt. Daher haben wir das Jubiläumsspendenprojekt „Digitale Bildung und Teilhabe“ gestartet. Mit ihm wollen wir Maßnahmen vor Ort fördern, die solchen Menschen den Zugang zu digitalen Angeboten erleichtern – indem ihnen Geräte zur Verfügung gestellt oder Kompetenzen vermittelt werden.

    Frage: Und was bereitet der Caritas möglicherweise Freude?

    Fexer: Unser Jubiläumsmotto „Hinsehen. Handeln. Herzlichkeit.“ sagt, was uns antreibt und damit mit Freude erfüllt. Hinsehen: Caritas nahm stets die Probleme unserer Gesellschaft wahr. Dabei reagierte sie nicht nur auf die großen Krisen von Hyperinflation 1923 bis zum Zuzug vieler Flüchtlinge 2015. Sie achtet stets auch auf die versteckte Not, etwa Alleinerziehender oder gesundheitlich beeinträchtigter Kinder. Handeln: Nie hat Caritas Missstände nur kritisiert. Caritas bedeutet aktive Unterstützung – Pflege, Beratung, materielle und finanzielle Hilfen. Herzlichkeit: Bei aller Professionalität hilft Caritas aus Liebe zum Mitmenschen und aus echter Solidarität mit den Benachteiligten, deren Anliegen sie hörbar machen will. Dankbar sind wir für die über 12 000 Hauptamtlichen und etwa 12 500 Ehrenamtlichen und freiwillig Engagierten. Eine große Zahl von ihnen leistet ihren Dienst bereits seit mehreren Jahrzehnten; ohne wirkliche Freude und Erfüllung geht das nicht!

    Frage: Sozial-menschliche Fürsorge ist auch von der Caritas nicht zum Nulltarif zu bekommen. Wie steht es um den Wirtschaftsbetrieb Diözesan-Caritasverband?

    Fexer: Trotz des erstmals rückläufigen Zuschusses der Erzdiözese haben wir für das Jahr 2021 einen ausgeglichenen Haushalt aufgestellt. Dabei können wir sogar Etat vorsehen für wesentliche innovative Projekte, die wir realisieren wollen. Da das Budget der Erzdiözese direkt an das Kirchensteueraufkommen gekoppelt ist, müssen wir uns auf weitere Rückgänge einstellen. Die Herausforderung der nächsten Jahre wird es daher sein, unser Leistungsspektrum als diözesaner Spitzenverband qualifiziert aufrecht zu erhalten. Die Kreisverbände stehen vor der Aufgabe, die überwiegend kirchlich finanzierten Dienste weiterhin an den Nöten der Menschen zu orientieren.

    1948 segnet Erzbischof Kolb einen Caritas-Lkw zur Verteilung von Care-Paketen. Rechts im Bild Diözesan-Caritasdirektor Philipp Kröner.
    1948 segnet Erzbischof Kolb einen Caritas-Lkw zur Verteilung von Care-Paketen. Rechts im Bild Diözesan-Caritasdirektor Philipp Kröner. Foto: Archiv  Diözesan-Caritasverband

    Caritas in Zahlen- In der Erzdiözese Bamberg gibt es über 800 karitative Dienste und Einrichtungen.- Diese betreuen jährlich bis zu 220 000 Klienten.- Mehr als 12 000 Mitarbeiter sind bei der Bamberger Caritas beschäftigt, davon 10 500 Frauen.- 75 Prozent sind unmittelbar in der Pflege, Beratung, Erziehung und Betreuung tätig.- 12 500 Ehrenamtliche engagieren sich im gesamten Bereich der Caritas.- Caritas im Erzbistum Bamberg sind nicht nur der Diözesan-Caritasverband, sondern auch die 14 Stadt- und Kreis-Caritasverbände.- 5 Fachverbände gehören zur Caritas: In Via (katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit), Kreuzbund (Selbsthilfeorganisation von Menschen mit einer Alkoholerkrankung und ihren Angehörigen), Malteser, Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), Vinzenzkonferenzen.- Rund 30 Einrichtungen (Pflegeheime, Heilpädagogisches Zentrum, Jugendhilfe) von Einrichtungsträgern und sozial tätigen Orden sind in die Caritas gGmbH St. Heinrich und Kunigunde ausgegründet.- Die 100-jährige Geschichte des Diözesan-Caritasverbandes findet sich auf der Internetseite www.caritas100.de- 15 Veranstaltungen würdigen das Jubiläum. Es wird keinen Festakt geben. Höhepunkt ist am Sonntag, 26. September, um 9.30 Uhr der deutschlandweite Gottesdienst zum Caritas-Sonntag im Bamberger Dom mit Caritas-Präsident Peter Neher und Erzbischof Ludwig Schick.Quelle: Diözesan-Caritasverband

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