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HASSFURT: Der Nabel der Rohr-Logistik

HASSFURT

Der Nabel der Rohr-Logistik

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    Seit März in Betrieb: 15 500 Quadratmeter Logistikfläche im Innern und 10 000 Quadratmeter Außenlagerfläche bietet der in einem halben Jahr fertiggestellte Neubau.
    Seit März in Betrieb: 15 500 Quadratmeter Logistikfläche im Innern und 10 000 Quadratmeter Außenlagerfläche bietet der in einem halben Jahr fertiggestellte Neubau.

    Es fällt schwer, sich diese Strecke vorzustellen: 1,2 Millionen Kilometer. Wer diese Entfernung mit dem Auto zurücklegen möchte, müsste 30-mal um den Äquator fahren. Oder mit dem Flugzeug etwa 2400-mal von Haßfurt nach Berlin fliegen. Das Unternehmen Uponor spart sich diese 1,2 Millionen Kilometer pro Jahr. Dabei ist das nur ein Vorteil, den das neue Logistikzentrum an der Daimlerstraße in Haßfurt mit sich bringt.

    Offizielle Eröffnung des Gebäudekomplexes ist am Freitag dieser Woche. Der Betrieb läuft jedoch schon seit dem 2. März, wie dessen Leiter, Andreas Heid, erklärt. Das Industriegebäude entstand innerhalb eines halben Jahres. Wie viel Geld darin investiert wurde, kann Uponor nicht sagen. Denn das Geld hat jemand anderes ausgegeben: Panattoni, ein Unternehmen der amerikanischen Panattoni Development Company, die weltweit Industrie- und Lagerhallen erstellt. Wer auf dessen Webseite schaut, erfährt, dass angeblich rund elf Millionen Euro investiert wurden. Uponor hat das Gebäude von Panattoni geleast. Für zunächst zehn Jahre, mit der Option auf weitere fünf, wie Tobias Voß von Uponor in Haßfurt berichtet.

    Die Entscheidung des in Finnland beheimateten Stammkonzerns von Uponor, den Standort in Haßfurt mit dem Neubau eines Logistikzentrums aufzuwerten, fiel in erster Linie wegen dessen geografischer Lage, erklären Voß und Heid. Haßfurt liegt am nächsten zu den wachstumsstarken Märkten in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Und in direkter Nähe zum Produktionsstandort Haßfurt, wo Uponor Rohrverbindungen (Fittings) sowie seit diesem Jahr auch speziell gedämmte Rohre herstellt. Auch der Produktionsstandort Zella-Mehlis in Thüringen ist nicht weit entfernt.

    So verschmolzen im neuen Haßfurter Logistikzentrum die drei bisherigen Logistiklager in Haßfurt, Salz bei Bad Neustadt und Wettringen im Münsterland. Von Haßfurt aus beliefert Uponor jetzt Kunden in Zentraleuropa, in den Benelux-Staaten und im Rest der Welt, bis auf die USA. Weitere Logistikzentren von Uponor in Europa liegen in Spanien und in Schweden.

    Mit dem Schritt „aus drei mach eins“, wie Michaela Freytag, die Pressesprecherin von Uponor in Haßfurt die Konzentration der Logistik in Haßfurt nennt, hat manches „Hin- und Hergekarre“ ein Ende, meint Guido Scharch, der Personalleiter Deutschland bei Uponor. So kam es früher vor, dass Kunden für eine Bestellung drei Lieferungen von Uponor erhalten haben – aus allen drei bisherigen Logistiklagern. „Das war weder so nachhaltig, noch so wirtschaftlich, wie Uponor es möchte“, sagt Scharch. Auch ein externer Berater hat dem Unternehmen geraten, die Logistik zu bündeln: in Haßfurt. Von dort aus ist Uponor nun laut eigenen Angaben in der Lage, Kunden, die bis 10 Uhr bestellt haben, bereits am folgenden Tag zu beliefern. Die Zahl der Lastwagen, die Haßfurt ansteuern, hat sich mit dem neuen Logistikzentrum verdoppelt, auf rund 30, schätzt Voß. Die Belastung für Anwohner hält sich aus Sicht des Unternehmens aber in Grenzen, da die meisten Laster das Logistikzentrum nicht von der Innenstadt her über die Industriestraße, sondern über die Nord- und Osttangente ansteuern.

    Uponor bewertet den Neubau positiv. Beispielsweise das eingeführte papierlose „Rauspicken“ der Ware. Früher lasen die Mitarbeiter im Lager die Bestellungen aus dicken Stapeln Papier heraus. Im neuen Logistikzentrum erhalten sie ihre Aufträge über elektronische Handgeräte, die ihnen sogar noch mitteilen, in welchem der rund 60 Regale in der Halle die Ware lagert und wie sie dorthin kommen. Wenn sie Ware aus dem Regal entnommen haben, verbucht das Gerät dies. Gleichzeitig wird die Ware in Echtzeit aus dem Lagerbestand ausgebucht, was die Kollegen im Büro ebenfalls mitbekommen, die eingehende Bestellungen entgegennehmen.

    Mit dem Neubau und der übernommenen Herstellung der Thermorohre hat Uponor in Haßfurt 30 Mitarbeiter zusätzlich eingestellt. Wenn man die Trennung von Unicor im Jahr 2006 nicht berücksichtigt, beschäftigt Uponor damit hier so viele Mitarbeiter wie nie zuvor. 560 sind es laut Personalleiter Heid.

    Das Unternehmen möchte sein Angebot in Haßfurt noch ausbauen. Bis Ende des Jahres, berichtet Pressesprecherin Freytag, soll gemäß eines jüngst gefassten Beschlusses des Konzerns im bisherigen Logistiklager – gegenüber dem Neubau – eine Kunden-Akademie entstehen, die Kurse für Fachpartner und Planer anbietet, die bislang extern abgehalten wurden.

    Zahlen & Fakten

    Das neue Logistikzentrum in Haßfurt: Der Bau mit einer Logistikfläche von 15 500 Quadratmetern ist rund dreimal so groß wie das bisherige Lager am Standort und könnte bei Bedarf um 5000 Quadratmeter wachsen. Hinzu sind im Gebäude 1300 Quadratmeter Bürofläche untergebracht. Die Außenlagerfläche beträgt 10 000 Quadratmeter. Die Waren lagern auf rund 60, bis zu acht Metern hohen Regalen. 60 Stapler transportieren sie von dort in den Kommissionierungsbereich, dem „Herzstück“ des Lagers, wie dessen Leiter Andreas Heid es nennt. Dort verpacken Mitarbeiter die Waren und stellen sie zum Versand bereit. Vier Luft/Wasser-Wärmepumpen, eine Fußbodenheizung sowie Heiz- und Kühldeckenelemente – alles aus eigenem Haus – reduzieren die Heizkosten des Neubaus gegenüber herkömmlichen Energiekonzepten mit Hallenbeheizungen über Gas-Dunkelstrahler nach Angaben von Uponor um 60 Prozent. Das Unternehmen Uponor: Die in Helsinki (Finnland) börsennotierte Unternehmensgruppe beschäftigt laut eigener Aussage etwa 4000 Mitarbeiter in 30 Ländern, 560 davon in Haßfurt, dem Hauptsitz der Unternehmensverwaltung. Zudem entwickelt und produziert Uponor in Haßfurt Rohrverbindungen (Fittinge) sowie erdverlegte, speziell gedämmte Rohrsysteme. Weitere Standorte in Deutschland sind in Hamburg (Marketing und Vertrieb Projektgeschäft) und Zella-Mehlis (Entwicklung und Produktion von Mehrschichtverbundrohren). Der Jahresumsatz von Uponor im Jahr 2014 betrug nach Unternehmensangaben eine Milliarde Euro. Neben der Herstellung von Rohren, bietet das Unternehmen Konzepte für das Heizen, Kühlen und die Trinkwasserversorgung kompletter Gebäude an. Namhafte Großkunden sind laut Uponor aktuell Audi, der Discounter Lidl oder der Haushaltsgerätehersteller Miele. Text: mim

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