Bei der Eröffnung der Ausstellung „Biologische Vielfalt im Buchenwald“ im Landratsamt Haßfurt (wir berichteten) referierte der Waldreferent des Bund Naturschutz, Ralf Straußberger. Der Forstwirt aus Nürnberg stand unserer Zeitung nach seinem Vortrag Rede und Antwort zum Thema „Nationalpark Steigerwald“.
Frage: Wird der Steigerwald als Nationalpark ausgewiesen?
Ralf Straussberger: Ja, da bin ich mir ganz sicher.
Wann wird das nach ihrer Einschätzung sein?
Straussberger: Ich rechne mit fünf bis zehn Jahren. Die Zeit arbeitet für uns.
Wie kommen Sie zu dieser Prognose?
Straussberger: Die sachlichen Argumente für den Nationalpark werden sich langfristig einfach durchsetzen. Bei den anderen Nationalparks wie den Harz, die Eifel oder den Kellerwald, war es genau das Gleiche: Zuerst gab es riesengroße Kritik und sogar Proteste gegen das Vorhaben – und inzwischen will es niemand mehr missen. Landwirtschaftsminister Dietzel hat in Hessen jahrelang den Nationalpark Kellerwald abgelehnt und ist nun zum großen Befürworter geworden.
Sind die Befürchtungen der Bewohner des Steigerwaldes völlig unbegründet?
Straussberger: Nein, man muss die Bedenken und Gegenargumente schon ernst nehmen und sich mit ihnen auseinandersetzen. Manches, was behauptet wird, ist allerdings Unsinn. Dazu gehört beispielsweise das angebliche Betretungsverbot. Niemand plant, über den Steigerwald eine Käseglocke zu stülpen. Fakt ist: 80 Prozent des Waldes im Steigerwald und über 90 Prozent des Naturparks wären vom Nationalpark überhaupt nicht betroffen. Wenn auf der Restfläche ein Nationalpark ausgewiesen werden würde, wäre das sehr langfristige Ziel, aus dieser relativ kleinen Fläche 75 Prozent aus der Nutzung herauszunehmen.
Können die Bewohner dann noch Brennholz machen und was ist mit den Arbeitsplätzen?
Straussberger: In bestimmten Bereichen wäre der Holzeinschlag natürlich untersagt und bei den Arbeitsplätzen muss man abwägen, wie viele wegfallen und wie viele entstehen. Ich bin überzeugt, dass die hiesige Region unterm Strich auch wirtschaftlich davon profitieren würde. Bestehende Nationalparks sind wahre Jobmotoren: Im Beherbergungsgewerbe, in der Gastronomie, im Handwerk und im Einzelhandel entstehen viele neue Arbeitsplätze. Ein Beispiel: Wenn man die zusätzliche Kaufkraft durch Nationalparkgäste umrechnet, sind im Nationalpark Bayerischer Wald rund 1000 Jobs entstanden.
Wäre es nicht ausreichend, ein Biosphärenreservat wie in der Rhön zu schaffen?
Straussberger: Ein Biosphärenreservat schließt einen Nationalpark nicht aus. Es wäre durchaus vorstellbar, ein solches Schutzgebiet mit einem Nationalpark im Kernbereich auszuweisen. Der Bund Naturschutz ist in dieser Richtung offen und will die Pro-und-Contra-Argumente sachlich abwägen. Eines ist sicher: Ein Nationalpark ist das bessere Zugpferd.