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EBERN: Der Natur auf der Spur

EBERN

Der Natur auf der Spur

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    Unkompliziert: Imker Andreas Einwag (Mitte) führt einen „Top bar hive“, zu deutsch Oberträger-Bienenkasten, vor. Seine Zuschauer sind die Teilnehmer eines Fachseminars für den Bundesfreiwilligendienst, das das Institut für Biodiverstitätsinformation (IfBI) dieser Tage in Ebern veranstaltet hat. Rechts im Bild IfBI-Leiter Klaus Mandery.
    Unkompliziert: Imker Andreas Einwag (Mitte) führt einen „Top bar hive“, zu deutsch Oberträger-Bienenkasten, vor. Seine Zuschauer sind die Teilnehmer eines Fachseminars für den Bundesfreiwilligendienst, das das Institut für Biodiverstitätsinformation (IfBI) dieser Tage in Ebern veranstaltet hat. Rechts im Bild IfBI-Leiter Klaus Mandery. Foto: Foto: Dahinten

    Ein ehemaliges Bundeswehrgelände als Lernort in Sachen Ökologie und Artenvielfalt – in Ebern ist das nichts Ungewöhnliches mehr. Schon zum vierten Mal fand hier in dieser Woche ein Fachseminar für den Bundesfreiwilligendienst statt.

    Das organische Material auf dem kleinen Anhänger lässt sich auch mit geschlossenen Augen eindeutig identifizieren. Ein bisschen in die Luft schnuppern reicht schon. So ein Mist. Stimmt. Pferdemist, genauer gesagt – aber in dem Fall sehr nützlich. Vier junge Leute nehmen den Mist mit Gabeln in Empfang und transportieren ihn ein paar Meter weiter zu einem kleinen Haufen. Andere karren Hackschnitzelabfälle heran. Schicht um Schicht wird hier ein Meiler für die Larven des Nashornkäfers wieder aufgebaut.

    Solche praktischen Arbeiten gehören dazu bei dieser Fortbildung für die 17 „Bufdis“ im Alter von 18 bis 69 Jahren, die in Einrichtungen vor allem des Bund Naturschutz (BUND) in ganz Deutschland tätig sind. Wobei selbst Naturbegeisterte angesichts der Hitze dieser Tage auch dem theoretischen Unterricht im abgedunkelten, relativ kühlen Schulungsraum des Instituts für Biodiversitätsinformation (IfBI) etwas abgewinnen können. Biodiversität, das meint Artenvielfalt in einem umfassenden Sinn. Die Vielfalt bei Insekten ist das Thema dieser Tage.

    „Es macht Spaß und weckt die Leidenschaft für die Vielfalt“ sagt Gabriel MacArtney über die Schulung. Der junge Neuseeländer möchte in der Schweiz Umweltingenieurwesen studieren und macht deshalb zur Zeit ein Praktikum beim BUND in Lindau. Hier in Ebern hat er unter anderem erfahren, wie wichtig Insekten und besonders Bienen für die Bestäubung von Pflanzen sind. Klaus Mandery, Vorsitzender des IfBI-Trägervereins, Instituts- und Lehrgangsleiter in Personalunion, berichtete über das Bienensterben und wie im gewerblichen Obst- und Pflanzenbau versucht wird, die Lücke mit der Ansiedlung von Wildbienen zu schließen.

    Eine alternative Form der Bienenhaltung für Privatleute haben die Teilnehmer der Fortbildung auch kennen gelernt: den so genannten Top bar hive. Ein Exemplar dieser Oberträger-Bienenkästen steht seit einigen Tagen direkt neben dem ehemaligen Kasernengebäude, in dem das IfBI untergebracht ist. Es gibt keine Rahmen, keine Waben, die Bienen können frei bauen. „Wir freuen uns, dass diese naturnahe Haltung von Honigbienen in Ebern angekommen ist“, sagt Mandery. „Es ist eine ganz einfache Art und Weise, sich mit der Sache vertraut zu machen.“ Mit dieser Form sollen neue Interessenten für die Bienenhaltung gewonnen und ein Beitrag zu einer breit angelegten Bestäubung geleistet werden. Nebenbei können die Halter etwas Honig für den Eigenbedarf ernten.

    Bei einem nächtlichen Einsatz ist die Gruppe der Dickfühler-Weichwanze auf die Spur gekommen, hat Nachtfalter erfasst und mit so genannten Ultra-Bat-Detektoren Fledermäuse belauscht, zu deren Beute die Nachtfalter gehören. Tags darauf ging es darum, die Schmetterlinge zu bestimmen. „Das fand ich richtig gut“, sagt Christine Konukiewetz, die aus Norddeutschland angereist ist. Sie arbeitet beim BUND in Bremen in der Umweltbildung mit. „Ich wollte als Pensionärin etwas tun, was draußen ist“, sagt sie über ihre Beweggründe, sich für den Bundesfreiwilligendienst zu melden. Und sie wollte „zu dem Verein dazugehören“. Außerdem „gibt es ja auch ein bisschen Geld“.

    Quasi ein Heimspiel hat Fritz Oeckler. Der 52-Jährige aus Burgpreppach leistet seinen Dienst hier beim IfBI. „Ich war arbeitslos und ich interessiere mich für den Naturschutz“, erzählt er. Schon bevor er als Bufdi arbeitete, hat er ehrenamtlich beim BUND mitgemacht. Er hat seine Entscheidung nicht bereut. „Es ist eine schöne Arbeit hier, ziemlich vielfältig.“ Unter anderem ist er mit dafür zuständig, die Flächen der Solaranlage zu pflegen, die eine Firma auf einem Teil des ehemaligen Übungsgeländes aufgestellt hat. „Ich komme aus der Landwirtschaft. Von daher bin ich es gewohnt, im Freien zu arbeiten“, sagt Oeckler. Flexibel zu sein, das sei bei seiner Arbeit hier sehr wichtig.

    Beim Einsatz am Meiler für die Käferlarven, direkt auf einer Ausgleichsfläche neben der Solaranlage, hat Oeckler erst mal mit der Motorsense den Weg frei gemacht. Beim Wiederaufbau des Meilers haben die Naturfreunde nicht nur den Nashornkäfer selbst im Blick: Der Wiedehopf sei hier schon mehrfach gesichtet worden, berichtet Klaus Mandery. Diesem Vogel schmecken die Larven, die in dem Meiler heranwachsen. Und die wiederum fühlen sich im Pferdemist besonders wohl. Ergo: „Durch die Pferdehaltung ist der Nashornkäfer gesichert“, sagt Mandery. Das freut die Naturschützer – und den Wiedehopf. Noch eine Lektion über die Zusammenhänge in der Natur.

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