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GOCHSHEIM: „Der Stein will gestreichelt werden“

GOCHSHEIM

„Der Stein will gestreichelt werden“

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    Da ist Muskelkraft gefragt: Peter Nöth und sein Lehrmeister Hans-Jürgen Fleck versuchen den 300 Kilo schweren Sandstein-Tisch hochzuheben. Der 20-Jährige wurde mit seinem Gesellenstück Bundessieger beim Wettbewerb „Gute Form“.
    Da ist Muskelkraft gefragt: Peter Nöth und sein Lehrmeister Hans-Jürgen Fleck versuchen den 300 Kilo schweren Sandstein-Tisch hochzuheben. Der 20-Jährige wurde mit seinem Gesellenstück Bundessieger beim Wettbewerb „Gute Form“. Foto: FOTO Glatzer-Hellmond

    Leicht und luftig sieht der Tisch aus, eine Glasplatte ermöglicht den Blick auf den Unterbau aus hellem Sandstein-Quarzit, der durch seine skurril weichen Formen besticht. In Wirklichkeit wiegt das Kunstwerk von Peter Nöth 300 Kilo, die Rohmasse brachte sogar 500 Kilo auf die Waage. Wie der frisch gebackene Steinmetz- und Bildhauer das gute Stück in seine Dachwohnung transportieren will, ist noch nicht ganz klar. „Da müssen feste Hände zupacken“, sagt er.

    In 52 Arbeitsstunden ist der attraktive Raumkörper entstanden, „die verzogene Form ergibt sich durch die Drehung der Halbzylinder“, erklärt Peter Nöth. Ein wenig stolz ist er schon auf sein Gesellenstück. Die Idee hat er komplett alleine entwickelt, bei der Umsetzung gab's ein paar praktische Tipps von Ausbildungsleiter Hans-Jürgen Fleck. Der ist stolz auf seinen Schützling. „Peter hat einfach ein Gefühl für den Stein, das ist bei unserer Arbeit enorm wichtig. Der Stein will gestreichelt werden.“

    Vielfältiges Arbeiten

    Das hat sich der junge Mann unter anderem in den vergangenen Jahren in seinem Ausbildungsbetrieb angeeignet. Die seit 1992 bestehende Bildhauerei Fleck in Gochsheim zeichnet sich durch Vielfältigkeit aus. „Wir restaurieren und gestalten Grabmale, fertigen aber auch Heiligenfiguren, Skulpturen oder Brunnen an. Das wird es nie eintönig“, so Fleck. Sein neuer Liebling: Golf-Skulpturen, mit denen er die Verbindung von Golf und moderner Kunst schafft. „Was ich gelernt habe, will ich auch an meine Auszubildenden weitergeben. Schließlich profitiere ich ja auch davon, wenn sie gut sind“, sagt er. Peter Nöth hat er nun auch übernommen. „So jemanden will ich doch nicht verlieren“, sagt er und lacht. Fleck war es auch, der Nöth davon überzeugt hatte, sein Werk bei der Handwerkskammer einzureichen.

    Bei „Die gute Form“ gehe es um „die optische Eleganz, das Schöne, das Kreative“, beschreibt Jörg Brückner, Ausbildungsberater der Handwerkskammer für Unterfranken, den Wettbewerb. Letztendlich spreche der Gewinn der Auszeichnung auch immer für einen guten Ausbildungsbetrieb, „und davon gibt es in Unterfranken traditionell viele“. Ähnlich sieht das auch Gochsheims Bürgermeister Wolfgang Widmaier. „Das zeigt doch, dass die qualitative Leistung der Ausbildung in unserer Gemeinde hoch ist. Wir wollen das fördern.“

    Reise nach Rostock

    Aufgrund des Augenschmauses war es für Nöth nicht schwer, den Sieg zu erringen, nicht so einfach gestaltete sich jedoch die Reise für das gute Stück zur Preisverleihung nach Rostock. „Der Stein ist einfach sehr empfindlich bei Erschütterungen, so mussten wir eine extra Kiste anfertigen, um ihn zu transportieren“, erzählt Fleck.

    Für Peter Nöth, der schon als Kind Steine gemeißelt und geklopft hat, bedeutet der Bundessieg mit einem Preisgeld von 150 Euro auch die Chance auf ein Stipendium im Bereich der Begabtenförderung. Zukunftspläne hat der 20-Jährige schon: „Ich möchte noch den Restaurator draufsetzen, das ist in zwei Monaten Vollzeitausbildung möglich.“ Von Seiten seines Lehrmeisters kein Problem: „Wir unterstützen ihn, wo es geht.“

    Mit ein bisschen Glück ist der Tisch, der später einmal im Wohnzimmer des jungen Mannes stehen soll, auch im März auf der Internationalen Handwerksmesse (IHM) in München zu sehen. „Er ist ein Blickfang und könnte Unterfranken in Oberbayern gut repräsentieren“, so Brückner. Allerdings fehlt dazu dem attraktiven Raumkörper noch ein Name. Doch „das sollte kein Problem sein“, meint Nöth selbstbewusst.

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