„Das Jahr 2012 war ein echtes Erfolgsjahr“, sagte Bürgermeister Werner Hipelius bei der Vorstellung der Bamberger Tourismusbilanz des Jahres 2012. Die Erfolgsgeschichte des Tourismus in der Weltkulturstadt geht also weiter – die aktuellen Ergebnisse stellen die der vergangenen Jahre in den Schatten. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Mit einem Plus von 11,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und mittlerweile 564 600 Übernachtungen gibt es neue Redkordzahlen und die Frage, wieviel Tourismus für die Stadt zuträglich ist.
„Bamberg zeigte sich im Jahr 2012 erneut als ein beliebtes städtetouristisches Ziel und war ein wahrer Tourismus-Magnet“, schilderte Hipelius. Diese Rekordwerte seien aber vor allem durch besondere Anlässe wie dem 1000-jährigen Bestehen des Bamberger Doms oder der Landesgartenschau, die allein schon mehr als eine Million Besucher angelockt hatte, zu erklären. Ein Ausnahmejahr in der Bamberger Tourismus-Entwicklung also, das an die mehrjährige Rekordhochphase anknüpfte und eine neue Bestmarke setzte.
Laut den Daten des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2012 insgesamt 313 930 Gäste-Ankünfte in gewerblichen Betrieben in Bamberg gezählt – im Vergleich zu 2011 ist das ein Plus von 12,6 Prozent. Auch die Zahl der Übernachtungen stieg um 11,5 Prozent an, so dass insgesamt 564 600 Übernachtungen in Bamberger Unterkünften erfasst wurden.
Doch woher kommen diese Rekordzahlen? „Der Wachstumstreiber schlechthin ist der Inlandstourismus, besonders Städtereisen erfreuen sich großer Beliebtheit“, erklärte Hipelius. So erhöhte sich die Zuwachsrate bei den Übernachtungen von deutschen Gästen im Jahr 2012 um 14 Prozent. Bamberg profitiere zudem vom Verkehrsbund Großraum Nürnberg (VGN), der den Tagestourismus vorantreibe.
Doch auch ausländische Besucher kommen vermehrt in die Weltkulturstadt: Es wurden 45 170 Gästeeinkünfte registriert, das entspricht einem Plus von 5,5 Prozent. Die meisten Besucher kommen hierbei aus den USA, der Schweiz, Österreich und Großbritannien.
Schon seit der Jahrtausendwende wächst die Bedeutung des Tourismus in Bamberg stark an: Ein Rekordjahr folgte auf das nächste, lediglich das Jahr 2009 unterbrach den Trend, weil die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise enorm zu spüren waren. Gäste-Ankünfte und Übernachtungszahlen schnellten überproportional in die Höhe, so dass im Jahr 2011 erstmals eine halbe Million Übernachtungen gezählt werden konnten. „Vor allem die Entwicklung der letzten drei Jahre machte den Tourismus in Bamberg zu etwas ganz Besonderem. Insgesamt wurden 175 000 Übernachtungen hinzugewonnen“, sagte Hipelius stolz. Das Ergebnis ist eine Spitzenposition Bambergs im bayernweiten Vergleich, bei der auch andere Reiseziele mit positiver Tourismusentwicklung kaum mithalten können.
„Mittlerweile ist die touristische Saison in Bamberg stark ausgeprägt“, sagte Andreas Christel, Tourismusdirektor der Stadt Bamberg. Die schwachen Monate seien von Januar bis März.
Doch die Stadt ist sich durchaus über die Gegner der steigenden Gästezahlen bewusst: „Ich weiß, dass es eine wachsende Zahl kritischer Stimmen gibt. Oftmals gibt es Bedenken, wie viele Touristen unsere Stadt überhaupt aushalten kann. Doch letztendlich überwiegen die Vorteile, die der Tourismus der gesamten Region bringt“, erläuterte der Bürgermeister. Schließlich beflügelt der Tourismus das gesamte Wirtschaftsleben sowohl in der Stadt als auch im Landkreis – Bamberg profitiert also hauptsächlich. Außerdem weist Hipelius auf die Verpflichtung der Stadt hin, die sich aus dem Titel „Weltkulturerbe“ ergibt: „Wir sind verpflichtet dieses Erbe den Menschen auf der Welt auch zugänglich zu machen. Mag sich auch mancher Bamberger über das Gedränge auf unseren Straßen ärgern, die Folge daraus darf nicht sein, die Zugbrücken hochzuziehen. Wir wollen auch weiterhin eine gastfreundliche Stadt sein, die ihre Gäste willkommen heißt“.
„Bamberg ist eine gut besuchte Stadt, aber keinesfalls überlaufen“, schilderte Christel. Das Problem liegt bei der Weltkulturstadt darin, dass es zu einer starken Konzentration der Touristen im Gebiet des Doms, des alten Rathauses und des Grünen Marktes kommt. Andere Städte haben oftmals flächigere Areale, so dass sich die Besucher besser verteilen. Die Bamberger nehmen ihre Stadt daher als Tourismushochburg wahr. „Damit aus dem subjektiven Eindruck, dass Bamberg überrannt wird, keine Touristenfeindlichkeit entsteht, müssen wir handeln“, sagte Christel.
Mit speziellen Führungen wolle man den Fokus auf andere, aber dennoch sehenswerte, Ecken in Bamberg richten – zum Beispiel im Rahmen einer E.T.A. Hoffmann-Stadtführung den Schillerplatz und die Lange Straße in den Mittelpunkt setzen und sich somit von der Hauptroute distanzieren.
Dass die Erhaltung und Stärkung des Tourismus in Bamberg oberste Priorität hat, zeigt die große Bedeutung für die Stadt: Im Wirtschaftsgefüge Bambergs ist der Fremdenverkehr mittlerweile ein nicht zu ersetzender Faktor geworden. Die Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus in Bamberg“ vom Deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr in München bezifferte den auf den Tourismus zurückzuführenden Bruttoumsatz schon im Jahr 2010 auf 225,4 Millionen Euro. Vom Tourismus profitieren damals in Bamberg sowohl das Gastgewerbe mit knapp 51 Prozent Anteil, als auch der Einzelhandel und die Dienstleistungsbranche mit 37 und zwölf Prozent.
„Mit den zunehmenden Übernachtungszahlen wird nun auch für Bamberg das Thema einer Fremdenverkehrsabgabe aktuell. Eine Fremdenverkehrsabgabe ist für Städte unserer Größenordnung eher selten“, räumte Hipelius ein. Doch laut dem bayerischen Kommunalabgabengesetz (KAG) erlauben die Rekordwerte die Einführung dieser Steuer: Bamberg hat bereits zweimal die Grenze, ab der ein solcher Beitrag erhoben werden könnte, geknackt.
„Wir müssen zunächst die Tourismusentwicklung im Jahr 2013 abwarten. Sollte auch in diesem Jahr Rekordwerte bei den Übernachtungszahlen erreicht werden, werden wir um die Diskussion über die Einführung einer Fremdenverkehrsabgabe nicht herumkommen“, erläuterte der Bürgermeister.
Da es dieses Jahr aber keinen besonderen Tourismusmagneten wie die Landesgartenschau in Bamberg gibt, der die Besucher in Massen anzieht, bleibt der Tourismusdirektor realistisch: „Das Jahr 2012 war ein Höhepunkt in der Entwicklung des Tourismus.
Das Jahr 2013 ist dagegen ein ganz normales. Wir erwarten also keine Spitzenwerte. Unser Ziel ist es stattdessen, ein hohes Niveau zu halten und die Leute durch die ,Faszination Weltkulturerbe' anzulocken.“