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Eschenau: Herman de Vries: Der Steigerwald bei Eschenau ist sein Atelier

Eschenau

Herman de Vries: Der Steigerwald bei Eschenau ist sein Atelier

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    Das Künstler-Ehepaar Herman und Susanne de Vries beim Studieren der neuen Karte „die spuren im nördlichen steigerwald“.
    Das Künstler-Ehepaar Herman und Susanne de Vries beim Studieren der neuen Karte „die spuren im nördlichen steigerwald“. Foto: Günther Geiling

    Seit dem Jahre 1970 lebt der international anerkannte und erfolgreiche Künstler Herman de Vries im nördlichen Steigerwald und zu seinem 75. Geburtstag machte er den Menschen, die hier leben, und den Besuchern ein besonderes Geschenk: „die spuren im nördlichen steigerwald“. Dieses besondere Geschenk des Künstlers hat der Landkreis Haßberge nun aufgegriffen, restaurierte die Steine, erstellte eine Sprach-App sowie eine Wanderkarte, um so dem Besucher des Steigerwaldes die Freude am Auffinden der „spuren“ zu ermöglichen.

    Die eigene Lebensspur des Künstlers beginnt 1931 im niederländischen Alkmaar. Danach besuchte er die Reichsgartenbauschule in Hoorn, arbeitete von 1952 bis 1961 beim Pflanzenschutzdienst im niederländischen Wageningen und von 1961 bis 1968 am Institut für angewandte biologische Forschung in der Natur. In dieser Zeit beschäftigte er sich auch schon mit dem Phänomen des Zufalls in der künstlerischen Arbeit.

    1969 unternahm de Vries dann Reisen nach Algerien, in die Sahara, nach Tunesien und in die Türkei und dem folgten ein Jahr später noch Reisen in den Iran, nach Afghanistan, Indien und auf die Seychellen. Doch die Wahl seines Wohnortes fiel dann 1970 auf Eschenau im nördlichen Steigerwald, wo er zuerst das Pfarrhaus mietete und dann nach mehreren Umzügen im Dorf mit seiner Frau im alten Schulhaus wohnt, das auch Produktionsstätte und Archiv für ihn ist.

    Als sein „Atelier“ bezeichnet der Künstler aber das 10 000 Hektar große Laubwaldgebiet des nördlichen Steigerwaldes, wo er in all den Jahren mit seiner Frau Susanne täglich unterwegs war und Anregungen und Materialien für sein künstlerisches Schaffen fand. Er entdeckte immer mehr die Natur, gestaltete Reihen von Blättern derselben Pflanze oder legte im Herbst ein großes Blatt Papier unter einen Baum und klebte das Laub an der Stelle fest, an der es landete.

    Im Jahre 2005 begann er dann sein Projekt „spuren“, bei dem er in seinem Waldatelier an besonders schönen Orten, abseits der Wanderwege, Zeichen, Inschriften, Gedanken oder Symbole hinterließ. Die beschrifteten Steine sind auf einer Fläche von 200 Quadratkilometern verstreut im nördlichen Steigerwald zu finden und sind neben Deutsch in Englisch, Französisch, Latein, Griechisch und sogar in Sanskrit geschrieben, einer der ältesten Sprachen der Welt.

    Auf den Steinen trifft man dabei Inschriften wie „ich bin in allem was“, „wohin“ und „wieso“ oder auch „ars vivens“, die Kunst des Lebens. Diese "spuren" sind Teil der Landschaft und waren bereits in ihrer Umgebung vorhanden. Die genaue Lage der "spuren" war jedoch bisher nicht publik.

    Wie in dieser Ausführung der Schrift oder bei seinem Namen hat der 89-jährige Künstler die Eigenart oder besser ausgedrückt seine eigene Philosophie, die Kleinschreibung zu verwenden. Es ist für ihn der Ausdruck der Ablehnung jeglicher Hierarchie. „Die 'spuren' sind philosophische Fragmente und hochfragmentarische Philosophie. Kein System! Das wäre ein Gefängnis. Freiheit ist eine Voraussetzung für Erkenntnis“, so der Künstler.

    „Zusammenhänge sind zu entdecken und vom freien Leser selbst zu interpretieren. Diese Texte in der Natur, im Wald stellen Verbindungen her, Muße zu Kontemplationen.“ Herman de Vries sagt weiter: „Das Gehen, Sich-Bewegen, das Suchen, das Finden als Hilfe zur Erkenntnis. Und vielleicht entdecken sie unterwegs etwas Wichtigeres als das, was sie suchen.“

    Um dem Wanderer und Besucher des Steigerwaldes das Auffinden der "spuren" besser zu ermöglichen, haben zahlreiche Sponsoren und Förderer dazu beigetragen, dass mit dieser Wanderkarte und der Sprach-App nun ein interessantes Gesamtwerk entstehen konnte, das in einem Aufnahmestudio der Firma Linon Medien in Schonungen seine Vollendung fand. Es wird am Samstag, 1. August, im „Cafe Ton“ in Fabrikschleichach vorgestellt und der Öffentlichkeit übergeben.

    Projektleiterin Renate Ortloff bittet aber um Verständnis, dass aufgrund der bestehenden Abstandsregelungen nur eine begrenzte Anzahl von Gästen an dieser Feier teilnehmen kann. Auf der Internetseite www.kulturraum.hassberge.de sind die Texte aber schon eingestellt und der Sprachführer zu „spuren im nördlichen steigerwald“ kann in den App-Stores bereits kostenfrei heruntergeladen werden.

    Die Inschriften wie „ars vivens“ sprechen für sich und wollen den Betrachter oder die Wanderer zum eigenen Nachdenken anregen.
    Die Inschriften wie „ars vivens“ sprechen für sich und wollen den Betrachter oder die Wanderer zum eigenen Nachdenken anregen. Foto: Günther Geiling
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