Ein besonderes Einheitsgefühl erlebten am Tag der Deutschen Einheit Akteure und Besucher der Aktion "Deutschland singt" in Obertheres und Wonfurt am westlichen und in Stettfeld und Eltmann am östlichen Rand des Landkreises Haßberge. Wie hunderte von Chören und Musikgruppen deutschlandweit, sangen sie ab 19 Uhr ein vorher verabredetes Programm und luden ihr Gäste zum Mitmachen ein – was diese auch gerne taten.

Auch wenn immer wieder mal ein Regentröpfchen auf die Notenmappen fiel – einer der lauesten Abende dieses Spätsommers war der Aktion beschert. In den Schlosshöfen in Obertheres und Wonfurt, am See in Stettfeld und vor dem Rathaus in Eltmann wurde stimmungsvoll illuminiert, die Besucher bekamen Kerzchen mit dem Logo von "Deutschland singt" und Liedblätter, damit sie einstimmen konnten.

Christine Hahn, Vorsitzende des Musikvereins Obertheres, bedauerte, dass in Deutschland der Nationalfeiertag meist nur von Politikern in Gedenkveranstaltungen begangen wird. Die Bevölkerung nehme meist kaum Anteil. Deshalb freute sie sich, dass es in diesem Jahr anders ist. Den Hintergrund der Deutschen Einheit, den hohen Stellenwert der friedlichen Revolution, betonte auch Julia Müller beim Frauenchor in Eltmann. Für die Sängerinnen sei es sofort klar gewesen, dass man sich an dieser Einheit stiftenden Veranstaltung beteiligen wolle – der Vorlauf war in Eltmann zwar relativ kurzfristig, doch am Ende klappte alles und "es kamen weitaus mehr Gäste, als ich vorher gedacht hätte", erklärte Julia Müller im Anschluss.

Am Stettfelder Dorfsee begrüßte Maria Egglseder viele Gäste, die neben der Musik die besondere Stimmung genossen, die viele Laternen in den Bäumen und auf dem See verbreiteten. Hier sangen alle drei Chöre des Gesangvereins Stettfeld: "ChorInTakt", "TeensInTakt" und "Da Capo".
Rund 100 Gäste begrüßte Christine Hahn im Innenhof des Schlosses Obertheres und die 150 Gäste in Wonfurt merkten unter den schützenden Platanen am Schlossplatz den leichten Nieselregen gar nicht. Der Projektchor wurde von der Blaskapelle Wonfurt unterstützt. Auch der Chor "Therissimo" in Obertheres hatte die Blaskapelle an seiner Seite.

Hier waren auch die Gäste eingeladen, nicht nur mitzusingen, sondern auch ihre Erinnerungen und Erfahrungen rund um den Mauerfall und die Wiedervereinigung zu schildern. Diese Aufforderung nahmen viele an. Eine Zeitzeugin berichtete eindrucksvoll davon, wie sie ihren sicheren Arbeitsplatz als Physiotherapeutin in der DDR aufgegeben und ihre Eltern zurückgelassen hatte, um sich im Westen mit Mann und Sohn ein neues Leben aufzubauen. Sichtlich ergriffen bedankte sie sich für die Einladung zu diesem Abend und für die herzliche Aufnahme damals in Obertheres – auch wenn die Neuankömmlinge damals auch kritische Blicke aushalten mussten. "Ich bin hier angekommen" war ihr Fazit am Ende des Interviews mit Christine Hahn.

Für die meisten Sängerinnen und Sänger sowie die Musiker bedeutete dieses Einheits-Event den ersten öffentlichen Auftritt seit den Weihnachtskonzerten 2019. Lange waren keine Proben möglich gewesen und auch die Vorbereitung auf den 3. Oktober hatte teilweise unter freiem Himmel stattgefunden. Umso mehr freuten sie sich über den Zuspruch. Viele der Gäste nahmen die Einladung zum Mitsingen an und besonders zu den "Klassikern" wie "Von Guten Mächten" oder "Über sieben Brücken musst du geh‘n" bildeten sich große gemischte Chöre an allen vier Veranstaltungsorten. Spätestens bei den abschließenden Hymnen, der Nationalhymne und der Europahymne, hatten viele der Teilnehmer ein bisschen Gänsehaut an diesem besonderen Tag der Deutschen Einheit.