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UNFINDEN: Die Angst vor dem Gestank

UNFINDEN

Die Angst vor dem Gestank

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    „Unser Dorf hat Zukunft – unser Dorf soll schöner werden“ lautet der Slogan des Wettbewerbs, bei dem Unfinden einst die Goldmedaille gewann. Doch „Dorf“ bedeutet heute längst nicht mehr Bauern, Landwirtschaft und die unvermeidliche Landluft, sondern die heutigen Bewohner sehen in dem Stadtteil von Königsberg mehr einen idyllischen, ruhigen Siedlungsort. Nur noch zwei Vollerwerbslandwirte sind übrig geblieben. Einer davon ist die Familie Kettler. Edgar Kettler betreibt seit Jahrzehnten die Landwirtschaft, die er von seinem Vater übernommen hat. Seit 1991 betreibt er eine Ferkelzucht. Sein Sohn Jan Kettler, der demnächst eine Familie gründen will, möchte einen weiteren Schweinemast-Betrieb bauen.

    Als Grund geben die Kettlers an, dass für zwei Familien das derzeitige Einkommen nicht reicht. Bei den Planungen hat sich Jan Kettler genau an die Vorschriften und Regeln gehalten, der Bauplan wurde bei einer Gegenstimme vom Gremium des Bauausschusses genehmigt und auch das Landratsamt signalisierte Zustimmung (wir berichteten ausführlich).

    Wie brisant das Thema ist, zeigt die Vielzahl der Besucher der Teilbürgerversammlung, zu der Bürgermeister Erich Stubenrauch eingeladen hatte. Über 100 Bürger waren gekommen. Johannes Mücke vom Bauamt und der Bürgermeister legten Wert darauf, dass es keine übereilte, gedankenlose Entscheidung und auch keine Sondergenehmigung für den Bauherrn war, die der Bauausschuss aussprach. Die Auswahl des Standortes nördlich des Dorfes an der Straße Königsberg-Hofheim sei nach Absprache mit dem Landratsamt gefunden worden.

    Entstehen sollen nach Bauplan eine Halle mit rund 1300 Quadratmeter, drei 15 Meter hohe Silos und ein Güllebecken mit 18 Meter Durchmesser und 1300 Kubikmeter Fassungsinhalt. Die Masthalle erhält eine Zwangsentlüftung, ein Filter ist nicht vorgeschrieben. Ebenso kann auch das Güllebecken ohne Abdeckung betrieben werden. Anregungen von Seiten der Bevölkerung, freiwillig einen Filter und eine Abdeckung des Beckens zu planen, wurden vom Bauherrn aus wirtschaftlichen Gründen und weil nicht notwendig abgelehnt.

    Für Sachlichkeit sorgten die Redebeiträge von Folker Bergmann („Ich habe mich in Goßmannsdorf kundig gemacht, dort sind drei Schweinemastanlagen nur 300 Meter vom Dorf entfernt und es gibt wenig Belästigungen.“) und von Christian Hey („Die Kettlers sind ordentliche Landwirte, die wohl überlegt handeln.“).

    Bedenken kamen von Alexander Fritsche: „Wir haben vor dem Bau des alten Stalles auch nicht gewusst, dass es so stinkt.“ Klaus Großkreutz: „Der Stall gehört noch weiter weg.“ Frank Schnesche: „Ich plane eine Tagespflege als Gewerbe, wenn es Gerüche gibt, kommen keine Kunden zu mir.“ Und auch die Familie Kirchner-Gruhn, die im Außenbereich ein Haus besitzt, fragte sich: „Wenn sich der Gestank der beiden Ställe vermischt, sind wir betroffen. Das bedeutet einen Wertverlust für unser Anwesen. Wer zahlt uns diesen?“ Dazu Jan Kettler: „Ich kann niemanden eine Garantie geben, dass es mal unangenehm riecht. Wenn ich genau nach Vorschriften baue, bin ich nicht haftbar.“

    Den Vorschlag von Dagmar Kirchner, auch den bisherigen Ferkelstall mit in den Außenbereich zu verlegen, um damit die vorhandenen Gerüche aus dem Dorf zu bekommen, wurden vom Bauherrn als derzeit finanziell nicht machbar abgelehnt.

    Das Fazit der Versammlung: Es sind nach wie vor Bedenken vorhanden. Die Diskussion war sachlich und es gab keine persönlichen Angriffe.

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