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EBELSBACH: Die besten Wünsche für den weiteren Lebensweg

EBELSBACH

Die besten Wünsche für den weiteren Lebensweg

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    Vor einem Jahr, am Sonntag, 23. August, wurden 22 Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan bei einem Gottesdienst in der Gleisenauer Kirche willkommen geheißen. Fast genau ein Jahr später wurde nun die dezentrale Unterkunft im Schloss Gleisenau aufgelöst und die verbliebenen 13 Flüchtlinge bei einer Feier mit den besten Wünschen für ihren weiteren Lebensweg Feier verabschiedet.

    Werner Schöpplein, der Leiter und Koordinator der Asylgruppe in Ebelsbach, erinnerte daran, dass das Schloss in Gleisenau vorübergehend als Notunterkunft gedient habe und dann ab 1. November zu einer dezentralen Unterkunft umfirmiert worden sei.

    Hintergrund dafür sei gewesen, dass man mit den Leuten arbeiten wollte. Deswegen sei der Stamm der Flüchtlinge seit November nahezu gleich geblieben, es gab nur wenige Wechsel. Schöpplein zeigte die vielen Aktivitäten für und mit den Flüchtlingen auf, angefangen von Schwimmkursen und dem Knüpfen von Kontakten mit Sportvereinen bis zu gemeinsamen Konzertbesuchen oder den Einladungen zu privaten Geburtstagsfeiern.

    „In der Spitze hatten wir 32 männliche Personen zu betreuen. Diese Zahl ist inzwischen auf 13 geschrumpft und die Personen sollen nun in andere Wohnungen und Unterkünfte verlegt werden.“ So kämen vier Afghanen nach Prappach, fünf Syrer nach Zell, für zwei Afghanen suche man noch eine Lösung und zwei Flüchtlinge wollten gerne in einer Unterkunft in Ebelsbach bleiben.

    Werner Schöpplein stellte in seinem Rückblick heraus, dass der Unterricht in deutscher Sprache von Anfang an lief und auch weiter angeboten werde. Bis jetzt sei er in der Schule gewesen, zukünftig finde er in der VG Ebelsbach statt. Natürlich werde mit dem Umzug auch die Kleiderkammer aufgelöst, während die Flüchtlinge die Fahrräder sicherlich mitnehmen würden. Eine gewisse Betreuung gehe aber weiter, weil man ja auch schon Personen in Ebelsbach unterbringen konnte. So seien sechs Syrer in Ebelsbach, zwei Familien mit jeweils vier Personen in Steinbach und eine sechsköpfige Familie in Schönbach untergebracht. Bei letzterer handle es sich um eine Mutter mit vier Kindern und ihrem 18-jährigen Bruder.

    Der Leiter des Helferkreises ging natürlich auch auf Schwierigkeiten der Familien wegen der Familienzusammenführung ein. Zwei Familien hätten bei der deutschen Botschaft Anträge für Visa gestellt, die auf sich warten ließen. Ein Syrer sei auch ins Land zurückgegangen, weil er für seine Tochter keine Aufenthaltsgenehmigung erhielt. Andere seien zu ihrer Familie oder dem Bruder nach Hagen oder Saarbrücken gezogen.

    Von den 13 noch verbliebenen Flüchtlingen in Ebelsbach seien sechs anerkannte Flüchtlinge. Dies bedeute, dass sie für drei Jahre eine Aufenthaltserlaubnis erhielten, Integrationspflicht hätten und auch ihre Familie nachholen könnten. Andere könnten einen subsidiären Schutz für sich in Anspruch nehmen, was bedeute, dass sie ein Jahr hier bleiben können mit der Möglichkeit einer Verlängerung. Diese Personen dürften aber ihre Familien nicht nachholen oder frühestens in zwei Jahren. Noch habe diese Familienzusammenführung aber nicht gegriffen.

    Es gebe aber auch vieles Erfreuliche zu berichten. So habe man alle Personen in Berufsmaßnahmen gehabt und viele im Integrationskurs. Sieben hätten sogar die Berufsschule besucht und auch bei der Arbeitsagentur habe es dreimonatige Maßnahmen mit Sprache, Praktikum und Bewerbung gegeben. Einige hätten auch schon Praktika bei Norma, Kindergärten oder im Gastgewerbe in Trossenfurt und im Klosterhof in Ebelsbach aufgenommen. Ein Flüchtling wolle unbedingt Koch werden und habe schon im Sheraton und Meridian in Damaskus gearbeitet. Da gelte es nun eben bürokratische Hemmnisse zu klären.

    Der Helferkreis wollte nun nicht, dass der Weggang der Flüchtlinge so plötzlich geschehe und habe deswegen ein Abschlussfest mit dem Personenkreis der Flüchtlinge und der Helfer organisiert. Bürgermeister Walter Ziegler ließ dann das Jahr der Flüchtlinge in Ebelsbach/Gleisenau mit den vielen Aktionen Revue passieren.

    Pfarrer Volkmar Gregori begann seine Abschlussrede mit der Geschichte des Mannes, der unterwegs von Jerusalem nach Jericho war und von Räubern überfallen, nieder geschlagen und ausgeraubt wurde. Viele hätten einen weiten Bogen um ihn gemacht und gingen weiter. „Es gibt auch bei uns in diesen Monaten viele Gründe, achtlos vorbei zu gehen, wegzusehen, sich nicht zu kümmern oder Stimmung zu machen: Angst um die Sicherheit in unserem Land; Angst vor zu vielen Fremden, noch dazu, wenn sie Muslime sind; Angst, dass das alles zu viel Geld kostet. Am schlimmsten sind die, die mit all diesen Ängsten ihr politischen Geschäfte machen wollen.“

    Ausgerechnet ein Samariter sei gekommen, der den Verwundeten versorgte, ihn auf sein Pferd legte und ihn in eine Herberge brachte. „Sie, liebe Mitarbeiter im Freundeskreis Asyl, haben nicht weggesehen. Sie gingen nicht achtlos vorüber. Sie hatten keinen Grund, um nicht zu helfen. Sie gaben Zeit, Ideen, Geld, Achtsamkeit, Wertschätzung und sie halfen“, betonte Pfarrer Volkmar Gregori.

    Natürlich sei die Ungewissheit zu Beginn groß gewesen, aber Bürgermeister Ziegler habe umsichtig gehandelt. Er habe Werner Schöpplein und Norbert Wippich als Organisatoren und Initiatoren des Helferkreises gewonnen. „Sie alle und viele weitere Bürger trugen zu einer großartigen Willkommenskultur bei, die jetzt ein Jahr lang in unserer Gemeinde gepflegt wurde. Was da nachhaltig geleistet wurde, ist toll. Sie haben das Gebot der Nächstenliebe beispielgebend, überzeugend und Mut machend vorgelebt. Sie haben anderen, die achtlos vorüber gegangen sind, die weggeschaut oder auch kritisiert haben, viel Wind aus den Segeln genommen und sie haben ein Beispiel gegeben für Nächstenliebe, die nicht auf Herkunft, Religion und Rasse achtet.“ Den Hauptverantwortlichen des Helferkreises Werner Schöpplein und Norbert Wippich überreicht Pfarrer Gregori ein Danke-schön-Präsent.

    Eva Salzmann vom Helferkreis befragte im Rahmen der Veranstaltung einen Syrer und einen Afghanen nach ihren Eindrücken, Erfahrungen und Schwierigkeiten. Neben den Schwierigkeiten mit der Sprache klang aus ihren Antworten eine tiefe Dankbarkeit über die freundliche Aufnahme und die Hilfsbereitschaft, die man ihnen entgegenbrachte. „Die Begegnung mit freundlichen Menschen und ein Leben in Frieden ist ein Geschenk.“

    Alle wünschten den Flüchtlingen zum Abschied eine gute Zukunft und die kleine Klara brachte es auf den Punkt: „Wir wünschen Ihnen eine Arbeit, die Zusammenführung mit ihren Familien oder eine Rückkehr in ihre Heimat, in der wieder Frieden herrsche.“ Zum Abschied gab es ein Büfett und Getränke, was man bei guten Gesprächen sichtlich genoss.

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