Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

ELTMANN: Die etwas älteren Ratschen-Kinder

ELTMANN

Die etwas älteren Ratschen-Kinder

    • |
    • |

    „Ave Maria, gratia plena“ (Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade) schallt des die Wallburgstraße hinauf. Am Karfreitag und Karsamstag schweigen die Kirchenglocken, Kinder und Jugendliche mit ihren Holzratschen übernehmen es, die Eltmanner zu wecken, zum Gebet und zum Gottesdienst zu rufen. Die „normale“ Ratschen-Gruppe hat ein Durchschnittsalter von vielleicht 13 Jahren.

    Die drei, die durch die Wallburgstraße singen und klappern, sind älter, deutlich älter. Gruppenführer Ludwig Müller ist 55, „Nesthäkchen“ Thomas Rumpel 34 und Günter Christel hat seinen 60. Geburtstag schon hinter sich. Die Ministrantenzeit, zu der sie in jeder Karwoche klappernd durch die Straßen zogen, ist lange her, doch gestern und heute sind sie wieder unterwegs. Eltmann ist eine große Kirchengemeinde und hat viele Ministranten, doch die Kinder werden weniger, die Ministranten auch und so konnten im vergangenen Jahr nicht mehr alle Straßen und Gassen zuverlässig versorgt werden in den Kartagen.

    Das veranlasste Ludwig Müller damals bei seiner Tochter Julia, ihre Zeichens Pfarrgemeinderätin, nachzufragen. Die erinnerte sich heuer an seine kritischen Bemerkungen und kitzelte ein bisschen an seiner Ehre. In Thomas Rumpel fand er sofort einen Gleichgesinnten, der ihm auch im Handumdrehen eine Klapper besorgte – schnell noch das Band verlängert und schon konnte die erste Probe stattfinden. Rumpel war früher selbst Klapperbub, Ludwig Müller stimmsicher als früheres Mitglied beim „Doppelsextett“. Ganz kurzfristig stieß noch Günter Christel dazu, ebenfalls erfahrener Sänger.

    Und so trafen sie sich wie die vielen Kinder und Jugendlichen am Karfreitag um 5.50 Uhr zu ihrem ersten Rundgang die Wallburgstraße hinauf („mir Alta hamm den Berch gekriecht“), durch die Tauberleite und die Steigerwaldstraße – fast eine Stunde Rundweg am frühen Morgen, dann wieder mittags, zweimal vor der Karfreitagsliturgie und nochmal am Abend – einem Geburtstagskind gaben sie sogar ein Extra-Ständchen. Heute am Karsamstag drehen die Klapperer ihre letzten Runden – und sicher danken es ihnen die Menschen entlang der Route.

    „Die frische Luft tut den Dreien sicher gut“, war Sabine Müller im Gespräch mit unserer Zeitung überzeugt, „das Wetter hat schließlich auch mitgespielt“, aber ihr Mann ist als Zimmerermeister ohnehin wetterfest. Angesichts der demographischen Entwicklung könnte das Beispiel von Ludwig Müller, Thomas Rumpel und Günter Christel womöglich Schule machen.

    Zwei weitere Beispiele aus dem Heimatkreis – aus Untersteinbach und aus Obertheres – mögen an dieser Stelle genügen um zu zeigen (siehe Fotos), dass der Brauch des Ratschens an den Kartagen in unseren Landstrichen noch lange nicht ausstirbt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden