Wie viele Kilometer er schon durch die Luft „gefallen“ ist? Genau weiß es Carsten Engelbrecht nicht. Auf jeden Fall hat der 47-jährige Wirtschaftsinformatiker aber schon „zirka 3500 Sprünge“ hinter sich. Nachdem die Absprunghöhe bei ungefähr 4000 Metern liegt, wären dies weit mehr als 13 000 Kilometer. Und knapp 700 Mal hatte Engelbrecht sogar einen „Passagier“ vor seinem Bauch hängen. „Passagier“ – es ist schon zehn Jahre her – war auch Altlandrat Rudolf Handwerker anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Fallschirm-Sport-Zentrums (FSZ) Haßfurt, wo der Schweinfurter seit der Gründung im Jahr 1994 Mitglied ist.
Carsten Engelbrecht ist eben nicht nur Fallschirmspringer, sondern auch ein sogenannter Tandemmaster. Die Ausbildung dazu hat er 1992 abgeschlossen. Er war damals, mit gerade einmal 25 Jahren, der „jüngste Tandemmaster in Deutschland“, sagt er nicht ganz ohne Stolz.
Seine Leidenschaft für den freien Fall, bei dem Geschwindigkeiten von 200 Stundenkilometern und mehr erreicht werden und erst knapp 1500 Meter vor dem Boden die Auslösung gezogen wird, ist aber schon älter. Als Grundwehrdienstleistender bei einer Fallschirmjägereinheit eingesetzt, hat er damals schon mit dem ersten Sprung seine Begeisterung für das Fallschirmspringen entdeckt. „Diese ist bis heute ungebrochen, denn dieser Sport erlaubt es mir, am Wochenende den beruflichen Alltag vollständig hinter mir zu lassen“, betonte er am Sonntag beim vermutlich vorletzten Sprungtag des FSZ in diesem Jahr.
„Vielen leuchtet das Glück sprichwörtlich aus den Augen“
Carsten Engelbrecht, Tandemmaster
Seit 1988 ist Engelbrecht, der heute als Ausbildungsleiter und Absetzpilot beim FSZ tätigt ist, in Haßfurt aktiv.
Was aber genau ist so faszinierend am Fallschirmspringen im Allgemeinen und am Tandemspringen im Besonderen? „Tandemspringen ist einfach die großartige Möglichkeit, ,Fußgängern‘ die Faszination unseres Sports näher zu bringen“, sagt Engelbrecht. Es gebe „nichts Zufriedenstellenderes, als die Flut an positiven Emotionen eines Tandemgastes nach der Schirmöffnung beziehungsweise nach der Landung“, kommt er regelrecht ins Schwärmen und fügt lachend hinzu: „Vielen leuchtet das Glück sprichwörtlich aus den Augen.“
Aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung weiß er, dass jeder „Passagier“ den Sprung ein wenig anders erlebt. „Viele finden den Absprung ziemlich klasse, andere die 200 Stundenkilometer im freien Fall, manche das ruhige Schweben am Schirm nach der Öffnung. Das hängt stark von der Persönlichkeit ab“, erklärt Engelbrecht. Andererseits spiele Angst oder zumindest großer Respekt eine Rolle. Er aber habe immerhin „noch niemanden erlebt, der panisch geworden wäre. Die Angst und vor allem das Überwinden der Angst sichern das positive Erlebnis, das sich oft in einem Dauergrinsen äußert.“ Gefallen habe jeder daran auf die eine oder andere Weise, manche soviel, dass sie regelmäßig zum Springen kämen oder sogar die Ausbildung begännen. Er selbst habe noch „den nötigen Respekt vor der Sache. Und den will ich keinesfalls verlieren, denn dann schleichen sich vielleicht Fehler ein, die meinen ,Passagier‘ und mich gefährden könnten“, betont der Tandemmaster. „Nein, der Respekt ist gut und wichtig, Angst darf man als Tandempilot aber nicht haben. Das wäre wahrscheinlich auch wieder schlecht.“
Ganz wichtig sei noch eine sorgfältige Vorbereitung am Boden. Zu der gehörten das Packen des Fallschirms, die Einweisung des „Passagiers“ in den Ablauf und praktische Übungen inklusive der Einnahme der korrekten Freifallhaltung. „Dann kann es aber auch schon losgehen. Alles in allem brauchen wir dafür etwa 40 Minuten.“
Während die Gäste beim gemeinsamen Sprungverlauf immer unter direkter Betreuung des Tandempiloten stehen, müssen sie im freien Fall die Haltung dann aber nahezu selbstständig einnehmen. „Ein wenig Hilfestellung können wir da aber schon geben.“ Und von der Schirmöffnung bis zur Landung liegt die ganze Verantwortung dann wieder beim Tandempiloten.
Internet-Kontakt: www.fsz-hassfurt.de