"Ab Aschaffenburg wird der Himmel blauer, die Bäume grüner. Dem Herzen nach fühl ich mich immer noch als Franke", beschreibt Hubertus Deuerling am Telefon, was in ihm vorgeht, wenn er mal wieder auf dem Weg in seine Heimat ist. Er bedauert es, dass er seine Eltern, die Schwester und den kleinen Neffen nur selten im Jahr besuchen kann, weil die Zeit einfach zu knapp ist.
Erst neulich schaute er sich die "Fastnacht in Franken" auf dem Fernseher an. Allein als er die Franken fränkisch reden und das "R" rollen hörte, ging ihm das Herz auf. "Hier sprechen die Menschen Öcher Platt, da versteh ich vieles einfach noch nicht", macht der Pfarrer deutlich. Zudem fehlen ihm Bratwürste, Klöße und mal wieder so ein richtiges Heimatfest mit Blasmusik und Bier.
Andererseits freut sich der Priester aber auch über neue Freunde und neue Beziehungen in Vaalserquartier, dem Aachener Stadtteil direkt an der niederländischen Grenze, wo er lebt. Vor rund zehn Jahren zog er nach dem Studium der katholischen Theologie in Würzburg und in Freiburg im Breisgau nach Aachen, wo er dann nach der Priesterweihe 1998 als Kaplan arbeitete und seit Herbst 2004 offiziell als Pfarrer die Gemeinde St. Konrad/St. Philipp Neri betreut, zu der rund 4500 Katholiken zählen.
Bereits mit 15 Jahren wurde ihm plötzlich klar, dass "Gott existiert, dass er mich liebt". Das war mit einem Glücksgefühl verbunden. Er dachte nicht weiter darüber nach, aber sein Entschluss Priester zu werden, stand ab diesem Zeitpunkt fest.
"Ich fühl mich in der Gemeinde sehr wohl. Es ist eine sehr lebendige Gemeinde", so Deuerling zu seiner neuen Aufgabe. Das bemerkt er an den eher gut besuchten Gottesdiensten und erst neulich wieder, als es einen Neujahrsempfang für die aktiven Helfer in der Gemeinde gab, zu dem mehr als 200 Leute kamen. Deuerlings Hauptaufgaben liegen in den Bereichen Pfarrseelsorge, großes Altenzentrum und Hospiz sowie Jugendseelsorge. Dabei bereitet ihm die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen besonders viel Freude, fällt ihm besonders leicht.
Dagegen macht ihm der Bürokratismus das Leben eher schwer. Der Paragrafen-Dschungel und das riesige Regelwerk des Generalvikariats, der zentralen Verwaltung des Bistums, sind ihm ein Graus, denn das nimmt ihm viel Zeit für wichtigere Aufgaben wie die Seelsorge.
Ruhe und Ausgleich findet er im so genannten Oratorium (siehe Stichwort), einer Gemeinschaft von Weltpriestern. Er lebt und arbeitet dabei mit vier anderen Priestern zusammen. Deuerling wollte in so eine Gemeinschaft, das war auch der Grund dafür, dass er nach Aachen zog. Da gehe es nicht so streng wie in einem Orden zu, es sei eher wie in einer Familie. Demnächst fährt er aber mal wieder zu seiner anderen Familie in die Heimat, wo er sich nicht nur auf seine Eltern und seine Schwester, sondern auch auf sein Patenkind freut.