Totgesagte leben länger, heißt es. Und genau an diesen Spruch erinnerte die Meldung, die in den letzten Tagen durch die Zeitungen ging. Unser scharfes deutsches s, gerne auch „sz“ oder Eszett genannt, von dem manche, die mit ihm auf Kriegsfuß stehen, hofften, es würde ihm bald der Garaus gemacht, hat nun doch den Sprung ins Internet geschafft. Freuen können sich ab dem 16. November alle, die Groß, Haßmüller, Straßer oder Süß heißen und dabei aus dem Haßgau kommen: Endlich brauchen sie sich bei ihrem Internetauftritt oder der E-Mail-Adresse nicht mehr mit einem doppeltem s behelfen. Dazu sollte man wissen: Das „ß“ ist nur ein gebräuchlicher Buchstabe für ein stimmloses s und entstand in grauer Vorzeit aus der Verbindung zwischen s und z. Bei der Rechtschreibreform vor einigen Jahren musste das scharfe ß, von Älteren liebevoll auch Buckel-S genannt, herbe Verluste hinnehmen. Nach einem kurzen Vokal, so wurde da beschlossen, musste es einem doppelten „ss“ weichen. Ade hieß es also für das Eszett in Fluß, Kuß, muß, Verdruß und vielen anderen Wörtern. Manche haben sich bis heute nicht daran gewöhnt. Geblieben ist es dagegen in Fuß, Gruß, Buße oder in der Muße. Keine Entspannung brachte die Rechtschreibreform für das „daß“, einer nicht nur in Schülerkreisen notorischen Fehlerfalle. Zwar wurde es zum „dass“ umgeändert, doch löste das nicht das Problem, das viele bei der Verwendung des kleinen Wörtchens haben. Denn einen Unterschied in der Aussprache zwischen „das“ und „dass“ kann man selbst bei größter Anstrengung nicht hören. Es geht in diesem Fall auch nicht um Rechtschreibung, sondern um die Funktion des kleinen Wörtchens. Man muss wissen, ob es als Artikel, als Relativpronomen oder Konjunktion verwendet wird. Trotz seiner Aufnahme ins Internet ist das Eszett allerdings kein vollwertiger Buchstabe geworden: Werden in einem Text, warum auch immer, nur Großbuchstaben verwendet, fällt es durchs Raster. Groß schreiben lässt es sich nicht.
HOFHEIM