Es war anstrengend, er musste sich sehr konzentrieren, aber jetzt strahlt Jamba Suwaneh vor dem fertigen Werk. Gemeinsam mit seinem Freund Modou Lamin Bozang, beide gelernte Maurer und Maler, hat er an der Krieger-Gedächtniskapelle die Schriftzüge neu nachgezogen. Die beiden Senegalesen leben derzeit als Asylbewerber in Eltmann, und sie erledigen viele solche Arbeiten für die Pfarrei. Sie bekommen dafür einen Euro pro Stunde. Aber das ist weniger wichtig. Denn „Eltmann ist toll, aber die Zeit ist sehr lang“, umschreibt Jamba seine Situation.
Untätigkeit ist nicht Jambas Art. Zusammen mit drei anderen jungen Asylbewerbern lebt er in einer Wohnung, sie kaufen ein und kochen gemeinsam, dreimal pro Woche gehört der Vormittag dem Sprachkurs in Haßfurt. Deutsch sei eine schwere Sprache, erklärt er in einwandfreiem Englisch, aber er wolle sie schnellstmöglich lernen. Er versteht schon viel, doch das Gespräch mit dieser Zeitung führt er lieber in Englisch.
Zu der willkommenen Arbeitsgelegenheit kamen Jamba und sein Freund über die Initiative der Kolpingsfamilie Eltmann. Die hat sich die Sorge um die Asylbewerber zum Anliegen gemacht. Es begann mit einem Sachspendenaufruf, dann folgte das Willkommens-Café, eine Gelegenheit zum Kennenlernen. Danach bildete sich der Freundeskreis Asyl Eltmann, der sich nun regelmäßig monatlich trifft, um Entwicklungen in Eltmann zu gestalten und den ehrenamtlichen Helfern Unterstützung zu bieten. In Versicherungsfragen sind die Helfer durch die Kooperation mit dem Caritasverband Haßberge abgesichert, denn nicht jeder der Helfer ist Mitglied der Kolpingsfamilie. Den bürokratischen Sachverstand bringt in den Freundeskreis Asyl Siza Zaby ein. Die gebürtige Iranerin arbeitet im Landratsamt Haßberge im Themenbereich Asyl. Sie sprach Klaus Förtsch mit dem Anliegen Arbeit für noch nicht anerkannte Flüchtlinge an.
Noch nicht anerkannte Flüchtlinge dürfen keiner normalen Erwerbstätigkeit nachgehen. Erlaubt sind aber gemeinnützige Arbeiten (Ein-Euro-Jobs), die keinen normalen Arbeitsplatz gefährden. Es muss sich um Arbeiten handeln, die sonst nicht oder nur durch ehrenamtliche Einsätze ausgeführt würden. Da traf es sich nun gut, dass Klaus Förtsch nicht nur Leiter des Freundeskreises Asyl ist, sondern auch Kolping-Vorsitzender und Kirchenpfleger in der Pfarrei Eltmann. In der Pfarrei liegen viele solche Aufgaben brach, die mangels Geld immer wieder aufgeschoben werden. Für die Kirchenverwaltung war es daher kein Problem, Arbeiten zusammenzustellen, die diesen Kriterien entsprechen.
Als erste „augenfällige Großaktion“, so Förtsch, die sonst aus finanziellen Gründen auf Jahre hinaus nicht in Angriff genommen worden wäre, stand die Auffrischung der Schrift in der Kriegergedächtniskapelle an. Gerne brachte sich auch Bildhauer und Steinmetz Michael Scholl aus Limbach ein, um die Senegalesen in die Aufgabe einzuweisen und um den richtigen Farbton zu mischen. Und Jürgen Köhler schaute als Mitglied der Kirchenverwaltung immer wieder vorbei und fungierte als Dolmetscher. „Man hat gleich gemerkt, dass die Jungs vom Fach sind“, sagt er anerkennend.
Die Kirchengemeinde hat die beiden zunächst mit ordentlichen Arbeitshosen ausgestattet, und so ging es los – wegen der großen Hitze aber immer nur zwei bis drei Stunden am Stück, jedoch stets hochkonzentriert. Förtsch: „Die Jungs sehen die Arbeit und packen an. Es ist eine Freude, mit ihnen zu arbeiten.“
Jamba freut sich, dass er in der Pfarrei jetzt eine Aufgabe hat. In Eltmann hat er sich seit seiner Ankunft im November gleich wohlgefühlt. Nicht eine einzige kritische Situation habe es gegeben wegen seiner Hautfarbe, erzählt er. Er hat eine lange Flucht-Geschichte hinter sich. Zehn Jahre alt war er, als Rebellen seinen Wohnort im Senegal überfielen. Als der Vater sich weigerte, sich den Rebellen anzuschließen, wurde er vor den Augen der Familie ermordet. Die Mutter beschloss daraufhin, mit ihren beiden Kindern in ihre Heimat Gambia zurückzukehren. Dort leben Mutter und Schwester noch heute. Jamba lernte „House Building“, das umfasst alle Bauberufe – vom Maurer über den Verputzer bis zum Maler, auch Lkw ist er gefahren.
Er hofft nun auf eine Anerkennung seines Asylantrags. Und dass er und Modou als Moslems für eine katholische Kirchengemeinde arbeiten, ist ein Symbol für das Miteinander der Religionen.
Und so strahlt Jamba vor dem vollbrachten Werk an der im Jahr 1953 errichteten Gedächtniskapelle in die Kamera. An der Wand prangt über den vielen Namen der Gefallenen der Sinnspruch: „Keiner lebt für sich selbst und keiner stirbt für sich selbst“.