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HAßFURT: Die Menschen zweifeln lieber an Gott, als an ihrem Verstand

HAßFURT

Die Menschen zweifeln lieber an Gott, als an ihrem Verstand

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    „Es darf gelacht werden“: In der Ritterkapelle las Hans Rath aus seinem Roman „Und Gott sprach: Du musst mir helfen!“
    „Es darf gelacht werden“: In der Ritterkapelle las Hans Rath aus seinem Roman „Und Gott sprach: Du musst mir helfen!“ Foto: Foto: Peter SChmieder

    „Es darf gelacht werden“ ist eine Ansage, die in einer Kirche sonst nicht besonders oft zu hören ist. Am Donnerstagabend waren diese Worte von Gemeindereferent Markus Fastenmeier aber durchaus angebracht, denn im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Himmlische Landschaften“ gab es in der Haßfurter Ritterkapelle eine Autorenlesung mit Hans Rath.

    Am Anfang der Planung des Abends, so berichtete Fastenmeier, stand eine Frage von Buchhändler Franz Wölfel. Der Inhaber der Haßfurter Buchhandlung Glückstein hatte gefragt: „Hat Gott Humor?“ und darauf zur Antwort erhalten: „Schau dich doch mal um.“ So reifte die Idee der Lesung eines Autors, der sich den Themen Gott und Glaube auf eine witzige Art nähert.

    Germanist und Psychologe

    „Im Vergleich zu den Briten bleibe ich auf jeden Fall bis zum Ende, bis jeder, der möchte, ein signiertes Buch hat“, begann der Schriftsteller am Abend der Brexit-Abstimmung seine Lesung. Hans Rath ist studierter Germanist und Psychologe und lebt als freier Autor in Berlin. Er ist unter anderem für den 2012 verfilmten Roman „Mann tut was Mann kann“ bekannt, in der Kirche las er allerdings, passend zum Ort, aus dem dritten Band seiner Buchreihe „Und Gott sprach“.

    Auch zu dieser Reihe, so berichtete er später, ist eine Verfilmung geplant, zu der er gerade selbst das Drehbuch schreibt. Der Ich-Erzähler der Bücher, Jakob, ist Psychotherapeut und hat einen Patienten, der behauptet, Gott zu sein. Daraus ergeben sich humorvolle und intelligente Dialoge, die mit religiösen Vorstellungen spielen.

    Teil drei der Reihe trägt den Untertitel „Du musst mir helfen!“. Die Geschichte spielt vier Jahre nach dem ersten Band in der Weihnachtszeit. Jakob ist gerade auf dem Weg zu einem Treffen mit seiner Exfrau Ellen, mit der er trotz der Scheidung immer noch gut befreundet ist. „Wir sind der Beweis, dass Männer und Frauen doch Freunde sein können“, beschreibt er das Verhältnis zu Ellen, meint aber, dass das offensichtlich erst dann funktioniere, wenn sie vorher eine gemeinsame Ehe an die Wand gefahren haben. Auf dem Weg zu dem Treffen wird Jakob allerdings von zwei Räubern aufgehalten, die als Nikolaus und Knecht Ruprecht verkleidet sind und ihn um seinen Geldbeutel, sein Handy und eine teure Uhr erleichtern.

    25000 Euro für eine Armbanduhr

    Als er sich dann schließlich mit Ellen trifft und ihr gesteht, dass die Uhr, die sie ihm geschenkt hatte, weg ist, will sie ihn überreden, zur Polizei zu gehen. Jakob dagegen ist vor allem entsetzt, als er in diesem Zusammenhang erfährt, was seine Exfrau für die Uhr bezahlt hat. So entspinnt sich eine Diskussion darüber, wie man 25 000 Euro für eine einfache Armbanduhr ausgeben kann. Dann schaut Jakob aus dem Fenster und sieht in einer vorbeifahrenden Straßenbahn ein bekanntes Gesicht. Für Jakob ist es, als hätte er einen Geist gesehen, denn bei dem Mann in der Straßenbahn handelt es sich um seinen ehemaligen Patienten Abel, der in einem früheren Band der Reihe gestorben ist – eben jener Patient, der behauptet, er sei Gott.

    Bald darauf treffen sich Jakob und Abel in einem Café und unterhalten sich. Wie genau es dazu kommt, dass Abel nun wieder lebendig ist, wird nicht erklärt. Abel, der sich immer noch für Gott hält, behauptet, auferstanden zu sein, und bezeichnet das Jakob gegenüber als Gottesbeweis. „Es ist mir ein Rätsel, dass die meisten Menschen lieber an Gott zweifeln als an ihrem Verstand“, kommentiert Abel.

    Dann sagt Abel zu seinem früheren Therapeuten: „Ich habe dich auserwählt, der Menschheit eine frohe Botschaft zu bringen.“, und eröffnet ihm, dass er seinen Bund mit der Menschheit erneuern will. Auf Jakobs Nachfrage „Du willst mich zu deinem Propheten machen?“ entgegnet Abel, es gebe noch mehr zu tun, denn Jakob solle außerdem den Welthunger bekämpfen und weitere Probleme der Menschheit lösen. Jakob weigert sich, der neue Messias zu werden, lädt seinen früheren Patienten aber ein, einige Tage bei ihm zu wohnen. Bei einem gemeinsamen Abendessen fragt Abel, warum Jakob nicht betet. Als der Psychologe fragt, was er denn da sagen solle, entgegnet Abel: „Was auch immer du mir sagen willst.“ Jakob sagt, es irritiere ihn, wenn der Gott, zu dem er betet, direkt vor seiner Nase sitzt. Das Gespräch kommt ein weiteres Mal auf die Aufgabe, die Abel für Jakob hat. Jakob entgegnet diesmal, er wisse überhaupt nicht, wie er das machen solle, immerhin habe er keine Superkräfte. Abel entgegnet: „Dafür hast du ja mich.

    “ Nun möchte Jakob wissen, ob er dann auch Wasser zu Wein verwandeln könne, worauf Abel entgegnet: „Das könnte dir so passen!“ Auch Kranke heilen oder auf wundersame Weise Lebensmittel vermehren werde Jakob wohl nicht können. Als Jakob zu verstehen gibt, dass er Abel weder glaubt noch ihm helfen möchte, verlässt sein Gast enttäuscht die Wohnung. Jakob folgt ihm, sieht ihn in eine U-Bahn steigen und steigt ebenfalls in den Zug. Dort findet er zwar Abel nicht mehr, beobachtet aber, wie zwei Skinheads einen jungen Mann verprügeln. Dann geschieht etwas Merkwürdiges, denn Jakob greift ein, weicht selbst dann nicht zurück, als einer der Skinheads ein Messer zieht, und schafft es, zu deeskalieren. Dabei weiß er selbst nicht, woher er in diesem Moment die Kraft nimmt.

    Probleme gab es bei der Lesung mit der Akustik in der Ritterkapelle. Als Zuhörer ihm zuriefen, sie würden ihn nicht verstehen, sagte Hans Rath scherzhaft in Richtung von Pfarrer Stephan Eschenbacher: „Da sehen Sie, was das für Ihre Predigten bedeutet.“ Eschenbacher empfahl ihm daraufhin, etwas langsamer zu sprechen.

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