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AIDHAUSEN: Die Pracht der Tracht

AIDHAUSEN

Die Pracht der Tracht

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    Neben den Trachten aus früheren Zeiten präsentierten die Aidhäuser Frauen ihre selbst geschneiderten Trachten.
    Neben den Trachten aus früheren Zeiten präsentierten die Aidhäuser Frauen ihre selbst geschneiderten Trachten. Foto: Foto: Gudrun Klopf

    Sie tragen sie voller Stolz. Die selbst genähten Trachtenkleider der Aidhäuser Frauen sind prächtig anzuschauen. Die Eröffnung der Ausstellung „Trachten in Unterfranken“ in der Mehrgenerationenwerkstatt in Aidhausen war ein passender Anlass, sich in den schmucken Gewändern zu präsentieren.

    „Frauen tragen gerne Tracht und Männer schauen sie gerne an“, sagte Bürgermeister Dieter Möhring, als er die vorwiegend weiblichen Interessierten zur Gesprächsrunde begrüßte. Nach den Burgruinen, den Postkarten und den Bildstöcken stünden nun in der vierten Ausstellung in der Mehrgenerationenwerkstatt Trachten im Mittelpunkt.

    Bürgermeister Dieter Möhring begrüßte Elfriede Müller (rechts) und Renate Ortloff (links), die das Aidhäuser Gewand beziehungsweise die neue Haßberg-Tracht vorstellten.
    Bürgermeister Dieter Möhring begrüßte Elfriede Müller (rechts) und Renate Ortloff (links), die das Aidhäuser Gewand beziehungsweise die neue Haßberg-Tracht vorstellten.

    Mit einer Tracht identifiziere man sich mit seiner Herkunft und drücke seine Liebe zur Region aus, sagte Renate Ortloff von der Kulturstelle Kreisentwicklung am Landratsamt Haßberge. Die Haßberge-Tracht wurde von ihr initiiert. Mit Unterstützung der Trachtenberatungsstelle des Bezirk Unterfranken habe man Merkmale von historischer Kleidung aus den Altlandkreisen Haßfurt, Hofheim und Ebern in einer zeitgemäßen und tragbaren Tracht vereint. Generationenübergreifend sei die Zusammenarbeit in den vier Kursen gewesen, bei denen sich Frauen im Alter zwischen 20 und 70 Jahren eine Werktags- oder eine Feiertagstracht nähten.

    Bei einer Modenschau im Sommer vergangenen Jahres führten 44 Models die Ergebnisse vor. Inzwischen seien die Trachten auf vielen Festumzügen, Kirchenparaden und sogar auf dem Bayerisches Zentral-Landwirtschaftsfest in München gezeigt worden. Ortloff freue sich, dass die Idee der Haßberge-Tracht in Rügheim aufgegriffen werde. Dort nähen gerade über 20 Frauen ihre eigene Haßberge-Tracht.

    Ein Schmuckband als Inspiration

    Die Aidhäuser Frauen ließen bereits vor zehn Jahren die Nähmaschinen rattern. Der Anstoß dazu kam von Günter Berthel, der sich auch um Zuschüsse für das Aidhäuser Gewand bemühte. Gemeinsam mit Trachtenschneidermeisterin Gabriele Ilius und Beraterin Christiane Landgraf vom Bezirk Unterfranken entwickelten die Frauen einen Entwurf, sagte Elfriede Müller. Auf ihrer Suche nach Vorbildern sei sie bei den Familien Kalnbach, Kess und Schäfer fündig geworden. „Ein Gewand ist immer auch das Abbild einer Frau.“ Die Trägerin müsse sich damit identifizieren können. „Deshalb gestaltete jede Frau ihr Gewand nach eigenem Geschmack“, sagte Müller. Ihr Gewand ziert ein altes Schmuckband. Hans Schäfer habe es ihr aus dem Haushalt von Auguste Herbst geschenkt.

    „Nach den Farben und Mustern des Bandes suchte ich mir die Stoffe für meine Tracht aus.“ Das neue Aidhäuser Gewand stieß beim Dorffest 2007 auf positive Resonanz. Seither zeigten sich die Damen der Trachtengruppe der Heimatfreunde Aidhausen zum Beispiel bei Prozessionen und Festzügen in ihrer Tracht. „Gut ist, das sie mitwächst“, lacht Claudia Röhner. Genügend Nahtzugaben, um die Tracht der Figur anpassen zu können, seien schon früher eingearbeitet worden. Die Naturstoffe, wie Seide, Schurwolle und Baumwollbatist, werden im Freien gelüftet. So bleibt die kostbare Handarbeit lange erhalten und kann jahrzehntelang getragen werden.

    Renate Ortloff entdeckte beim Aidhäuser Gewand einige Gemeinsamkeiten mit der Haßberg-Tracht. Bei beiden sind die Schürzen schmal gehalten und werden geknöpft und nicht gebunden. Auch das sogenannte Kittelblech versteckt sich bei beiden auf der Unterseite des Rockes. „Das gibt dem Rock einen schönen Stand“, erläutert Elfriede Müller den Zweck des gedoppelten Rocksaums.

    Das Bedürfnis nach einer Tracht ist keineswegs neu und war bereits in den 50er Jahren Thema im Landkreis. Nach einer „Heimatausstellung“ sei im Sommer 1953 aus den überlieferten Stücken eine erneuerte Haßgautracht entwickelt worden. Das war am 6. November 1954 im „Boten vom Haßgau – Königsberger Zeitung“ zu lesen. Der erste Trachtenschneiderkurs fand damals in Aidhausen unter der Leitung von Trachtenschneiderin Luise Wandinger statt. Mehrere Kurse folgten in Aidhausen und in den umliegenden Ortschaften. Die Ansprüche von damals ähneln den heutigen: „Die Tracht soll traditionsgebunden sein, aber auch den Erfordernissen der Zeit entsprechen und das Standesbewusstsein unserer Bauern festigen.“ Die Wanderausstellung des Bezirks Unterfranken, organisiert von der Volkshochschule Aidhusen, berichtet über die Entwicklung der Trachten in Unterfranken, über Alltagstrachten, sowie Materialien und Handel. Auch über Trachtenpflege und Trachtenvereine informieren die Text-Bild-Fahnen. Zu sehen sind Figuren mit Alltagstrachten und reich geschmückten Festtagsgewändern aus dem Werntal, dem Ochsenfurter Gau, dem Schweinfurter Landkreis und den Haßbergen.

    Die Ausstellung dauert bis zum 15. Februar und kann während den Öffnungszeiten des Dorfladens besichtigt werden.

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