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RÜGHEIM: Die Rhythmen jagen und die Zungen fliegen

RÜGHEIM

Die Rhythmen jagen und die Zungen fliegen

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    Frech, wild und ungestüm: Volksmusik vom Feinsten bot die Gruppe „Boxgalopp“ im Schüttbau in Rügheim.
    Frech, wild und ungestüm: Volksmusik vom Feinsten bot die Gruppe „Boxgalopp“ im Schüttbau in Rügheim. Foto: Foto: Gudrun Klopf

    Volksmusik ist Baddsch! Bäng! Bumm! – Unter diesem Motto begeisterte die Gruppe „Boxgalopp“ das Publikum im vollbesetzten Schüttbau in Rügheim.

    Melodien aus Franken und dem Rest der Welt, verfeinert mit typischen Boxgalopp-Ingredenzien – und schon jagen ungestüme Rhythmen oder schwelgen zärtliche Walzermelodien durch den Saal. Als auch der letzte Ton der allerletzten Zugabe der Guten-Laune-Musik verklungen ist, nehmen etliche ein seliges Lächeln, manche auch ein eher breites Grinsen, mit nach draußen.

    Frontmann David Saam aus Bamberg bettete die Musikstücke in eine wild-verquere Geschichte über die Erlebnisse von Musikern nach einem Konzert. Mit dem Lied „Jesses, ham mir an Dorscht“, wird in der angesteuerten Wirtschaft zunächst lauthals das Bedürfnis nach Bier kundgetan.

    Ratlose Gesichter und verwirrtes Gemurmel im Saal, als die Zuhörer den Kehrvers eines Liedes mitsingen sollen. „Oh, du alda Semmlfraa, du hast a dicks poar Baa“ – Hier tat sich eindeutig die Dialektgrenze zwischen Ober- und Unterfranken auf. Die Übersetzung ins Hochdeutsche machte klar, um was es ging: „Oh, du in die Jahre gekommene Bäckereifachverkäuferin, deine unteren Extremitäten entsprechen nicht dem Schönheitsideal der Zeit.“ Und schon stand dem fröhlichen gemeinsamen Singen nichts mehr im Wege. Nicht übersetzbar, aber einem jeden Franken – ob Ober-, Mittel- oder Unter- – allseits bekannt, der Ausdruck: „Pritschebroad“. So nämlich „sappns rum im Salat“, die Holzkohlendiebe, die überall im Steigerwald unterwegs waren, zumindest musikalisch.

    Vielfältig und virtuos kommen sie daher: der tänzerische Rheinländer, der feurige Palinkagalopp, der sinnlicher Walzer, der schwindelig machende Dreher und das finnisches Liebeslied. Die eingeflochtene Geschichte windet sich mit vielen Knoten und Schlaufen um die Musiker, eine ungarische Kellnerin, Holzkohlendiebe, einem schweigsamen Finnen und nackt tanzende Polizisten.

    Auch eine der ganz wenigen Ziegen, der eine Wiedergeburt vergönnt war, hatte ihren großen Auftritt: Den fränkischen Bock – ein aus dem Fell eines Ziegenbocks gefertigter Dudelsack – brachte Andreas Richter glänzend zum Klingen. Bearbeitet der Oberfranke nicht den Bock oder bläst den Dudelsack, spielt er Klarinette, und zwar brillant und gern in halsbrecherischem Tempo. Am Kontrabass begnügt sich Katja Lachmann nicht nur mit dem Wechselbassspiel, sondern begeistert mit flotten Läufen und schönen Melodiebögen. Mit punktgenauen Tönen sorgt die Mittelfränkin für den richtigen Groove.

    Und auch David Saam am Akkordeon und Carolin Pruy-Popp an der Geige belassen es nicht beim Nachschlag und bei einfacher Begleitung. Beide reißen die Zuhörer mit variantenreichem Spiel mit. Die frech-ironischen Texte, oft zungenbrecherisch schnell gesungen, tragen das ihre zur Belustigung bei.

    Und Bumm! Bäng! Baddsch! ist der Abend auch schon zu Ende.

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