Die große Schar der Grußwort-Redner machte die Vielfalt und den großen Umfang der Funktionen deutlich, die die beiden in den Kirchengemeinden begleitet haben. Entsprechend groß war die Zahl derer, die den Abschiedsgottesdienst mitgestalteten: Musikalische gute Wünsche für die Zukunft äußerten die Kindergartenkinder, der Froschchor, der Singkreis, der Posaunenchor und Dekanatskantor Matthias Göttemann (Orgel) in Begleitung von Lisa Wiener (Flöte).
Müsste er die vergangenen Jahre in Rügheim unter eine Überschrift setzten, dann träfen wohl die Worte „Gott ist der Liebhaber des Lebens“ den Nerv, sagte Gehlert in seiner Abschiedspredigt. „Denn Gott trägt unser Leben; in Würde, aber auch dann, wenn wir Fehler gemacht haben.“ Übertragen auf die Kirchengemeinde weise der Satz „Gott ist Liebhaber des Lebens“ unter anderem auf die vielfältigen Aktivitäten hin.
Weit über eine Stunde lang wurden die Gottesdienstbesucher noch zum Bleiben in der Kirche aufgefordert, schließlich wollten viele Menschen aus unterschiedlichen Institutionen „Danke“ sagen.
Den Anfang machte Sabine Lambach im Namen der Kindergottesdienst-Kinder. Diese hatten eine Balkon-Pflanze aus Papier gebastelt. Auf den 52 Blüten standen gute Wünsche für die ersten 52 Wochen des Ruhestands, darunter „viel Zeit für die Enkelkinder“ oder, dass das Ehepaar „Rügheim nie vergessen wird“. Diakon Robert Hager, der den Gottesdienst moderierte, hatte die Lacher auf seiner Seite mit der Aussage, dass eigentlich nur Wünsche, keine Drohungen auf den Papierblüten stehen sollten.
Die Verantwortlichen für den Kindergottesdienst in Kleinmünster, Doris Hochrein und Sonja Krug, ließen ihren Dichter-Künsten freien Lauf bei ihren Vermutungen, wie der (Un-)Ruhestand wohl aussehen könnte: „In der Nacht aufstehen, zum Walken gehen? Bücher lesen ohne Eile, Mozart hören – eine Weile? Lieber Enkelkinder zu betreuen, oder die alten Gemeinden zu erfreuen?“ Namens der Jugend überreichten Johanna und Theresa Ott eine selbst gestaltete Kerze zum Thema „Wer glaubt, ist nicht allein“.
Für den Kirchenvorstand Rügheim erinnerte Günter Denninger an die Höhepunkte in der Kirchengemeinde. Seit der Begrüßung des Ehepaars Gehlert im Jahr 1996 auf dem Marktplatz seien elf ereignisreiche Jahre vergangen: das Martin-Luther-Haus wurde renoviert, im Jahr 2000 wurden neue Glocken geweiht und 2005 die neue Orgel in Betrieb genommen. Daneben gab es viele personelle Veränderungen, unter anderem wurde Diakon Dietrich von Dobbeler verabschiedet, Pfarrer Ulrich Böhm eingeführt und nach fünf Jahren wieder verabschiedet, und Diakon Hager ins Amt eingeführt.
Der Vorsitzenden des evangelischen Frauenbundes, Inge Gehlert, zollten die Damen des Frauenkreises ihre Anerkennung für ihr Engagement beispielsweise beim Frauentreff oder für den Weltgebetstag der Frauen.
Ilse Eller und Hiltrud Denninger überreichten für den Seniorenkreis eine auf Stein aufgemalte Miniatur-Kirche. Das Motiv: das Rügheimer Gotteshaus.
Die persönliche und offene Art Gehlerts bezeichnete Roland Barth (Kirchengemeinde Kleinmünster) als Bereicherung. Gehlert sei aufgeschlossen für Neues, beispielsweise bei der Einführung der Osternacht oder des Abendmahls für Kinder. Auch in Kleinmünster habe Gehlert neue Glocken weihen dürfen, trotz logistischer Hindernisse.
Voll des Lobes äußerten sich Doris Hauke und Karl-Heinz Graser vom Diakonieverein, dem Träger des Rügheimer Kindergartens: Dank Gehlerts Engagement sei man auf dem neuesten Stand, sei es, was die Renovierungen anbelangt oder die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben. Und schmunzelnd fügten sie hinzu: Jetzt wo die Betreuung seines Enkels anstehe, wisse Gehlert sicher die Vorzüge eines gut geführten Kindergartens zu schätzen.
Als vielseitig nutzbar erwies sich das Präsent, das sich die Rügheimer Vereine überlegt haben: Zum Hilferufen oder zum Schutz geeignet sei der Regenschirm in den Farben eines Regenbogens, schließlich begibt sich das Kirchenoberhaupt bald weg aus der ländlichen Idylle in die gefährliche Großstadt. In Rügheim habe Gehlert, so Winfried Ulrich im Namen aller Vereinsvorsitzenden, stets das Gemeinwohl im Auge behalten, mit Korrektheit und Gewissenhaftigkeit ein Vorbild geliefert und sich nicht gescheut, die Arbeitshandschuhe überzuziehen und mit anzupacken. Sein Kleinmünsterer Pendant Edwin Krapf stimmte zu und wünschte augenzwinkernd alles Gute in der neuen Firma „Mach desta“, mit Inge Gehlert als Chefin.
Abschließend spielten Elisabeth Burger, Andrea Hein, Robert Hager und Isolde Ulrich einen Sketch über das „beschauliche“ Leben eines Land-Dekans im Gegensatz zu den „wirklich hektischen“ Aufgaben eines Stadt-Dekans. Unerwartet tönte schließlich laut vernehmlich die Sequenz „Theo, wir fahr'n nach Lodz“ von der Empore hervor: Die Stimme gehörte einem ehemaligen Weggefährten Gehlerts, dem katholischen Pfarrer Theo Hau. Dieser forderte die Gottesdienstbesucher auf: „Mehr als Worte sagt ein Lied“ und stimmte die Weise „Viel Glück und viel Segen auf all' euren Wegen“ an.
Gehlert dankte seinen Kirchengemeinden für deren hohen Grad an Offenheit. Außerdem honorierte er die Leistung der vielen Gemeindeglieder, die ihre Kraft in den Dienst der Kirche gestellt hätten. „Viele neue Projekte und Felder haben sich durch dieses Engagement erschlossen.“ Bedauernd entschuldigte er sich, dass er in den vergangenen Wochen wenig Zeit für die Belange des Kindergartens gefunden habe. Doch gerade der sei ein Beispiel dafür, wie wunderbar, weil selbständig und mit viel Engagement der Mitarbeiter, in diesem Projekt gearbeitet werde.
Lobesworte für die Flexibilität der Teilnehmerinnen des Frauenkreises äußerte Inge Gehlert und lud ein, sich noch einmal gemeinsam am 4. Juli, um 19 Uhr am Marktplatz zum Frauentreff einzufinden. Und das Ehepaar bekräftigte, dass es sich auch im Ruhestand über Anrufe und Besuche in Aschaffenburg freuen werde. Gehlert machte Mut, den Weg nach Aschaffenburg zu wagen und sagte: „Ich habe die gemeinsame Zeit genossen.“ Und weiter: „Ich habe schon viele Verabschiedungen miterlebt, aber heute war's die schönste.“