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Die Seelen der Kinder erreichen

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Die Seelen der Kinder erreichen

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    Bundesfamilienministerin Renate Schmidt besuchte am Donnerstag das Sonderpädagogische Förderzentrum in
Pfaffendorf und das Domenikus-Savio-Heim. Unser Bild zeigt die Ministerin im Gespräch mit Jugendlichen aus
dem Heim.
    Bundesfamilienministerin Renate Schmidt besuchte am Donnerstag das Sonderpädagogische Förderzentrum in Pfaffendorf und das Domenikus-Savio-Heim. Unser Bild zeigt die Ministerin im Gespräch mit Jugendlichen aus dem Heim. Foto: FOTO STEFANIE BRANTNER

    Initiiert wurde das Zusammentreffen von Bundestags-Vizepräsidentin Susanne Kastner. Einem straffen Zeitplan folgend wurden die Begrüßungsworte vom Salesianer-Provinzial Pater Josef Grünner, dem Gesamtleiter des Jugendhilfezentrums, Pater Clemens Schliermann und Schulleiter Klemens Albert kurz gehalten.

    Während eines kurzen Rundganges durch die Schule klärte Rektor Albert die Ministerin über Gegebenheiten und pädagogisches Konzept auf. In Pfaffendorf und Ebern werden 215 Kinder zwischen drei und 17 Jahren beschult, beziehungsweise je nach Bedarf gefördert. Es handelt sich hierbei um Kinder, die in ihrer sprachlichen Entwicklung, im Lernverhalten aber vor allem in ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung zusätzlicher Unterstützung bedürfen. "Kinder mit herausfordernden Verhaltensweisen", umschrieb es der Schulleiter.

    Volle Zustimmung erteilte die Ministerin für die Arbeitsweise der Schule, die nicht darauf abziele, die Kinder von 8 bis 13 Uhr mit Kopfarbeit zu beschäftigen, sondern man sich bemühe, die Talente und Neigungen zu fördern. Der Streichelzoo, die Amateurfunkstation, die Montessori-Klasse - all dies fand die uneingeschränkte Zustimmung.

    Die Familienministerin wurde nicht müde zu betonen, wie wichtig es sei, die Kinder an "ihren Seelen" zu erreichen. Es könne nicht darum gehen, möglichst schnell das Einmaleins herunter zu beten, sondern die Ganzheitlichkeit macht die Kinder stark für das Leben. Diesen Ansatz wünschte sie sich auch bei den Ganztagesschulen. Ein Hauptmanko sieht die Ministerin in unserem Bildungssystem vor allem in der viel zu frühen Aussortierung der Kinder, der Aufteilung in verschiedene fortführende Schulen.

    Doch nicht nur der Rundgang durch die Schule, sondern auch der kurze Besuch im Domenikus-Savio-Heim hat Familienministerin überzeugt. Mit einem Blumenstrauß wurde sie von einem dort wohnenden Schüler begrüßt, danach von Heimleiter Michael Kloka durch die Zimmer geführt.

    Bürgermeister Wilhelm Schneider bewunderte den Ordnungssinn: "Bei meinen Kindern sieht es im Zimmer ganz anders aus!" Schliermann augenzwinkernd: "Wenn mal eine Ministerin zu Besuch kommt, gehört spezielles Aufräumen eben auch zum Erziehungsauftrag!"

    Wie im Gespräch mit der Heimleitung deutlich wurde, liegt das Alter der Kinder im Schnitt bei etwa 13 Jahren, wenn sie in diese Einrichtung nach Pfaffendorf kommen. Nicht selten zu spät, wie Pater Schliermann erklärte. Meist ist das Ende der Fahnenstange dann schon erreicht, so der Pater. Manche Jugendämter scheuten einfach die Kosten, die eine personalintensive Heimbetreuung aufwirft. Da werden so lange andere Möglichkeiten in Betracht gezogen, bis es nicht mehr anders geht, bedauerte er. Die Pädagogen sollen dann richten, was jahrelang versäumt wurde.

    Pädagogen und Familienministerin waren sich darin einig, dass die Kompetenz über die Jugendhilfe beim Bund verbleiben und nicht auf die Länder übergehen sollte. Sie erläuterte, dass gerade die Kosten für die "einfachen Fälle", wie beispielsweise der Legasthenie geradezu explodieren. Dabei sollten ihrer Meinung nach diese Kosten eher vom Bildungsressort getragen werden und nicht von der Jugendhilfe. Man brauche in Deutschland noch verstärkt Einrichtungen, die auf die Verhaltensweisen der Kinder eingehen.

    Es sei zu beobachten, dass die Sonderpädagogischen Einrichtungen auf das "allgemeine Bildungswesen" positiven Einfluss haben. Hier werde der Mensch als Ganzes gesehen. Das müsse Vorbildcharakter für die Regelschulen haben, unterstrich die Familienministerin.

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