Dass der Tagesordnungspunkt "Zukünftige Hausärztliche Versorgung in Königsberg" in der Stadtratssitzung am Dienstag viele Bürgerinnen und Bürger sehr interessierte, zeigte sich in deren Besuch der Sitzung. Denn, wo meistens gähnende Leere herrscht, saßen diesmal nahezu 40 Besucher, um mit anzuhören, was aus der zukünftigen hausärztlichen Versorgung ihrer Stadt wird. Diese muss jetzt angegangen werden, denn im März 2025 will der jetzige einzige in Königsberg ansässige Hausarzt Dr. Ronald Meisch seine Praxis schließen.
Diese Tatsache bestätigte auch Dr. Meisch selbst, den Bürgermeister Claus Bittenbrünn zu dieser Sitzung eingeladen hatte. Dr. Meisch, der vor 35 Jahren, nach einer Assistenzarztzeit am Krankenhaus Haßfurt, in Königsberg seine Praxis eröffnet hatte, erläuterte zunächst seinen damaligen Werdegang und die Veränderungen bezüglich einer Praxiseröffnung, die sich im Lauf der Zeit ergeben haben. So wäre es heute nicht mehr so leicht, Assistenten und Nachfolger zu finden. Diesen fehle oft der Bezug zur Region. Zudem seien jüngere Ärzte oft nicht mehr gewillt, eigenständig eine Praxis zu übernehmen, sondern sie arbeiten lieber in einem Angestelltenverhältnis, zum Beispiel in einem MVZ.
Anstrengungen blieben bisher erfolglos
Dr. Meisch selbst hat verschiedene Versuche unternommen, einen Nachfolger für seine Praxis zu finden. Doch alle Anstrengungen waren bisher erfolglos. Eine Möglichkeit sieht Meisch eventuell darin, dass man fertige oder angehende Ärzte aus der Region anspricht, nach Königsberg zu kommen. Wobei in seinem Fall auch neue Praxisräume gefunden werden müssten, da seine derzeitige Praxis durch Stufen im Eingangsbereich nicht behindertengerecht zugänglich ist.
Zum Schluss meinte Dr. Meisch: "35 Jahre sind genug. Ich bin gerne bereit, einen Nachfolger bei der Einarbeitung zu unterstützen. Nicht die medizinische Versorgung ist das Problem, sondern die Verwaltungsarbeit kostet Zeit und Nerven. Der Schlussstrich muss einmal gezogen werden".
Ralf Schlinke (FW) fragte Dr. Meisch, ob es sinnvoll sei, fertige oder sich noch im Studium befindende Mediziner anzuschreiben. Auf die Frage von Stadtrat Alexander Faust (CSU): "Wie könnte eine Gemeinde werben, damit sich ein Arzt in Königsberg ansiedelt?" antwortete Dr. Meisch: "Man muss sich als Stadt anbieten!"
Dr. Meisch hatte mit seinen Ausführungen Oliver Legler vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmitteltechnik, den Bürgermeister Claus Bittenbrünn auch zu dieser Sitzung eingeladen hatte, schon einiges vorweg genommen. Dieser ging in seiner Präsentation aber noch genauer auf die ambulante ärztliche Versorgung von Königsberg, die aktuelle Situation, die zentralen Herausforderungen und Handlungsoptionen auf kommunaler Ebene ein. Wobei er seine Einleitung mit der Bemerkung versah: "Es ist keine Pflichtaufgabe einer Kommun,e für Ärzte zu sorgen."
Für die Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung seien die Kassenärztlichen Vereinigungen zuständig. In einer Bedarfsplanung wird geregelt, wie viele Arztsitze es in welcher Region gibt. Den Bedarfsplan für Bayern erstellt die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns im Einvernehmen mit den Landesverbänden der Krankenkassen und den Ersatzkassen. Durch die Bedarfsplanung sind Planungsbereiche festgelegt. So gehört Königsberg in der hausärztlichen Versorgung zum Planungsbereich Haßfurt.
Um die Versorgungssituation in einem Planungsbereich zu bewerten, wird ein Versorgungsgrad über Verhältniszahlen zwischen Arztsitzen und Einwohnern berechnet. Wenn diese Versorgungssituation unter 75 Prozent liegt, werden zusätzliche Niederlassungen gefördert, über 110 Prozent sind keine zusätzlichen Niederlassungen erlaubt. Dazwischen sind welche möglich. Im Planungsbereich Haßfurt liegt die hausärztliche Versorgung aktuell bei 87 Prozent.
Nicht beachtet wird dabei aber das Alter der ansässigen Ärzte. Die liegt in diesem Gebiet bei 44,1 Prozent von Ärzten mit 60 Jahren und älter. In Bayern liegt der Wert bei 35,7 Prozent.
Immer mehr junge Ärzte wollen im Team arbeiten
Weitere Veränderungen, die Legler aufzeigte, waren die zentrale Entwicklungen in der medizinischen Gesundheitsversorgung. So wollen zum Beispiel immer mehr junge Ärzte im Team arbeiten und nur noch im "Acht-Stunden-Tag". Des weiteren arbeiten Hausärzte immer mehr in kooperativer Form, also in Gemeinschaftspraxen. Schuld daran sei auch die übermäßige Bürokratie in diesem Beruf. So sind 2021 auch 66,5 Prozent der "neuen" Hausärzte im Angestelltenverhältnis tätig.

Mit Vorschlägen, wie Königsberg bezüglich einer neuen Hausarztpraxis Erfolg haben könnte, fuhr Oliver Legler fort. Diese reichten von einer Analyse und Weiterentwicklung des Gesundheitsstandortes über eine Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur und Erschließung von Möglichkeiten der Förderung bis hin zu einer Flankierung der Aus- und Weiterbildung, einer Beteiligung bei der Nachfolgersuche und der Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ).
Zusammenfassend meinte er: "Für die Sicherstellung, Verbesserung und Förderung der ambulanten ärztlichen Versorgung sind grundsätzlich die Kassenärztlichen Vereinigungen zuständig. Unbeschadet davon haben auch die Kommunen die Möglichkeit, durch die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen zur flächendeckenden und bedarfsgerechten ambulanten medizinischen Versorgung der Bevölkerung beizutragen. Hiervon sollten sie im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit auch Gebrauch machen".
Aktivitäten auch auf Landkreisebene
In einem Kurzvortrag informierte Benjamin Herrmann, Geschäftsstellenleiter der "Gesundheitsregion Plus des Landkreises Haßberge" darüber, was auf Landkreisebene bereits für Aktivitäten unternommen werden, um der ärztlichen Unterversorgung entgegen zu wirken. Diese reichen von der Unterstützung von Medizinstudenten über Infoveranstaltungen bis hin zur Betreuung fertiger Ärzte. Wobei auch in diesen Bereichen hohe bürokratische Hürden zu überwinden seien.
In seinem Schlusswort zu diesem Tagesordnungspunkt sagte Bürgermeister Claus Bittenbrünn: "Wir müssen das selbst in die Hand nehmen und für Königsberg Werbung machen, dass man sich als Arzt hier ansiedeln kann". Ergänzt wurde diese Aussage noch von Stadtrat Frank Slawik (OHL): "Wir haben zu arbeiten, dass wir Königsberg gut darstellen".