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Die Theorie der langen Wellen des Nikolai Kondratieff

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Die Theorie der langen Wellen des Nikolai Kondratieff

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    Über Kondratieffs Welt sprach der
Schriftsteller und Journalist Erik
Händeler beim Treffen des
Freundeskreises der
Heinrich-Thein-Schule.
    Über Kondratieffs Welt sprach der Schriftsteller und Journalist Erik Händeler beim Treffen des Freundeskreises der Heinrich-Thein-Schule. Foto: FOTO GERMAN SCHNEIDER

    HASSFURT (GS) Einmal im Jahr bietet der Freundeskreis der Heinrich-Thein-Schule seinen Mitgliedern und interessierten Zuhörern einen Vortrag, gehalten von hochkarätigen Referenten. Am Dienstag dieser Woche war der Schriftsteller und Journalist Erik Händeler aus München in der Aula der Berufschule zu Gast. Händeler hat eine Mission. Als Lokalredakteur in Ingolstadt stieß er vor einigen Jahren auf die Theorie des russischen Ökonomen Nikolai Kondratieff. Diese faszinierte ihn so, dass er sich im Studium darauf konzentrierte. Nikolai Dimitrijewitsch Kondratieff (1892 - 1938) gilt als Begründer der "Theorie der langen Wellen".

    Nach dem auf ihn zurückgehenden Modell kommt es alle 30 bis 50 Jahre zu einer Basisinnovation. Bisher waren dies: Dampfmaschine, Baumwolle (Kondratieff 1), Stahl, Eisenbahn (Kondratieff 2), Elektrotechnik, Chemie (Kondratieff 3), Petrochemie, Automobil (Kondratieff 4), Informationstechnik, Computer (Kondratieff 5). Händeler schaffte es, die Theorien des russischen Ökonomen, dessen Leben 1938 im sibirischen Gulag endete, nicht nur verständlich, sondern auch spannend herüber zubringen.

    Die Crux der "langen Wellen" liegt darin, dass, wenn grundlegende Erfindungen oder auch Erkenntnisse eine Knappheit überwinden, fließt das freie Geld in diesen Sektor, weil sich dort eben gut Geld verdienen lässt. Die freigesetzten, eingesparten Ressourcen werden in allen anderen Branchen ausgegeben, die Wirtschaft boomt.

    Als Beispiel nannte Händeler die Eisenbahn. Als diese aufkam, wurden nicht nur direkt mit dem Bau des Schienenbandes und des Eisenrosses Geschäfte gemacht, sondern auch die verkürzten Reise- und Transportzeiten veränderten die Wirtschaftswelt und brachten Geld in die Kassen. Doch irgendwann ist der Zenit der Kurve erreicht, dann geht der Zyklus zu Ende. Und noch ein Beispiel verdeutlichte die Theorie der "langen Wellen": Das Auto und das Erdöl waren nach dem zweiten Weltkrieg der Wirtschaftsmotor in den Industrieländern.

    Was ist nun der sechste Kondratieff? Händeler spricht dabei vom Gesundheitswesen als zukünftigen Wachstumsmotor. Damit ist jedoch nicht das Geschäft mit der Krankheit gemeint, sondern Händeler sagt: "Wenn wir die Krankheitskosten senken wollen, müssen wir die Gesunden pflegen." Die Krankenkasse müsste zur Gesundheitskasse mutieren. Der Kostenmoloch Gesundheitsmarkt wird zum eigentlichen zukünftigen Wachstumsmotor.

    Der Referent ging auch auf das Schulwesen ein, da viele Pädagogen als Zuhörer gekommen waren. Sowohl für die Wirtschaft als auch das Schulwesen definierte Erik Händeler die neuen Anforderungen an die Informationsgesellschaft: "Fachübergreifend arbeiten, sinnorientiert führen, kritisch mitdenken und auch mal dem Chef oder Lehrer fachlich widersprechen." Peter Finzel aus Ebern, Vorsitzender des Freundeskreises, freute sich über das Interesse, das sich später dann auch in manchen kritischen Fragen an den Dozenten niederschlug.

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