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Bamberg: Die Verzweiflung über die Kirche ist groß

Bamberg

Die Verzweiflung über die Kirche ist groß

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    Für Magnus Lux ist die römische Kirche mit ihrem Anspruch, unfehlbar zu sein, tot.
    Für Magnus Lux ist die römische Kirche mit ihrem Anspruch, unfehlbar zu sein, tot. Foto: Ursula Lux

    „Traurig und bitter, aber leider erwartbar“, bewertet Erzbischof Ludwig Schick die neue Statistik über die Entwicklung im Erzbistum Bamberg. Die Zahl der Kirchenaustritte ist im Vergleich zu den Vorjahren in die Höhe geschossen: 2021 kehrten 10.261 Katholiken der Erzdiözese den Rücken, 2020 waren es 6570. Damit ist die Zahl der Katholiken im Erzbistum Bamberg auf den Tiefststand von 629.393 gesunken bei einer Gesamtbevölkerung von 2.116.121. Was läuft schief im Erzbistum?

    „Das Problem ist nicht Herr Ludwig Schick, so wie er sich jetzt gibt, sondern generell die Situation der Kirche“, sagt Magnus Lux, Ansprechperson der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ in der Erzdiözese. „Die Verzweiflung unter den Leuten, gerade unter den Aktiven in der Kirche, ist groß; wir brauchen eine Erneuerung, so kann es nicht weitergehen“, fügt der 78-jährige Diplom-Theologe und pensionierte Lehrer des Gymnasiums in Haßfurt hinzu. Und: „Die römische Kirche mit ihrem Anspruch, unfehlbar zu sein, ist tot!“

    Schließlich rumore es seit Jahrzehnten, „nicht erst seit der Aufdeckung der Missbrauchsfälle“, erklärt Magnus Lux. Er erinnert an das Kirchenvolksbegehren von 1995, das in Deutschland 1,8 Millionen Unterschriften bekommen habe. Jetzt liege die Hoffnung auf dem synodalen Weg. „Das gilt besonders in der Frauenfrage, die Gleichberechtigung in allen Ämtern und Diensten, aber auch in der Abgabe von Macht“, ist sich Lux sicher, wenngleich er einräumt, dass es „ohne Kirchenleitung nicht geht“. Doch diese müsse auf Augenhöhe mit den Glaubenden sprechen, die Magnus Lux zur „Selbstermächtigung“ aufruft: „Es gelten Taufe und Firmung, nicht die Priesterweihe ist ausschlaggebend, Kleriker sind nichts Besseres, und auch der Papst ist nicht allmächtig.“

    Die Zeichen der Zeit erkennen

    Lux plädiert dafür, endlich „die Zeichen der Zeit zu erkennen und umzusetzen, so wie die Kirche in allen Jahrhunderten immer in Veränderung war". Zeichen erkennen, bedeute jedoch nicht, dem Zeitgeist hinterherzulaufen: „Eine solche Behauptung ist unverschämt!“ erbost sich der Unterfranke, der in Bamberg Theologie studiert hat und vor seiner Heirat Kaplan in Hirschaid war. Die Zukunft der Kirche dürfe jedenfalls nicht nach dem Motto „vorwärts Kameraden, wir müssen zurück“ angegangen werden.

    Die Devise von Magnus Lux lautet trotz aller Verwerfungen klar „auftreten statt austreten, jetzt erst recht nicht“. Die vielen positiven Botschaften von Bischöfen wie Ludwig Schick, Reinhard Marx (München) oder Franz-Josef Overbeck (Essen), die ein Umdenken signalisierten, müssten ernst genommen werden, so Lux. Und wer die langen Jahre unter den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. ausgehalten habe, „sollte gerade jetzt nicht gehen“. Denn Papst Franziskus nehme eine andere Blickrichtung ein und gebe neue Möglichkeiten vor. Schließlich „ist überall das gleiche Schlamassel wie in Deutschland“, weitet Magnus Lux das Augenmerk auf die Weltkirche.

    Aus der StatistikIm Gegensatz zu der negativen Entwicklung bezüglich Austrittszahlen im Erzbistum Bamberg sind die Zahlen der gespendeten Sakramente nach dem coronabedingten Rückgang 2021 wieder deutlich gestiegen. Die Zahl der Trauungen erhöhte sich um 74,1 Prozent, die der Firmungen um 210 Prozent, die der Erstkommunion um 17 Prozent, die der Taufen um 34,4 Prozent. „Derzeit stellen wir fest, dass das kirchliche Leben in Schwung kommt. Pfarrfeste, Wallfahrten finden mit großer Beteiligung statt. Die kirchlichen Schulen, Kindergärten und Senioreneinrichtungen finden großen Zuspruch“, sagt Erzbischof Schick. Das seien „Hoffnungszeichen“.(mkh)

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