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Die Wasserverkäufer in der Wüste

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Die Wasserverkäufer in der Wüste

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    Schritt für Schritt zum eigenen Unternehmen - Albrecht Groß zeigte den Weg auf.
    Schritt für Schritt zum eigenen Unternehmen - Albrecht Groß zeigte den Weg auf. Foto: FOTO MATHIAS WOLFF

    Der, der dabei helfen soll, heißt Albrecht Groß. Der 46-Jährige ist angetreten, das Gefühl-Gemisch der Zwölf aus (Über-)Mut, Hoffnung und vor allem Unsicherheit in Sicherheit umzuwandeln und die Teilnehmer seines Seminars fit zu machen für den großen Sprung ins "Haifischbecken Selbständigkeit".

    Der Dozent kennt den Wunsch, sein eigener Herr sein zu wollen; aber auch das intensive Gefühl in der Magengrube eines jungen Unternehmers, plötzlich bedingungslos und mit allen Konsequenzen für jede Entscheidung selbst verantwortlich zu sein. Albrecht Groß weiß, wovon er redet. Zweimal hat er sich selbst im Laufe seines abwechslungsreichen Berufslebens selbständig gemacht, er hat sowohl gut bezahlte Jobs als auch Arbeitslosigkeit kennen gelernt. Nun führt er im Auftrag des Aachener Instituts für Unternehmensgründung (IFU) vom Bund geförderte Existenzgründungs-Seminare durch - drei für die Teilnehmer oft wegweisende und nervenaufreibende Tage.

    "Es gibt 3,6 Millionen Unternehmer in Deutschland, und jeder hat sich am Anfang so gefühlt wie ihr", weiß Albrecht Groß. Aber dennoch: Der Dozent ist angetreten, um Mut zu machen und Fragezeichen in Ausrufezeichen zu verwandeln. Mit vielen praktischen Beispielen und Schilderungen eigener Erfahrungen führt er die Seminarteilnehmer in das spannende Neuland ihrer zukünftigen Existenz.

    Umsatzsteuer mit Ist- oder Sollbesteuerung, Kleinunternehmer-Option, Einkommenssteuer, Gewerbesteuer, Absetzen und Abschreiben. Wann muss welcher Antrag gestellt werden, damit er gültig ist? Wie und wann bekommt man Beratungen und Förderungen? Und sowieso: GmbH, Gesellschaft bürgerlichen Rechts, KG, OHG, AG - welche Unternehmensform ist überhaupt die passendste?

    Teils rauchen den Teilnehmern die Köpfe, doch sie halten durch. Schließlich ist es gerade einmal das Minimal-Rüstzeug, das Albrecht Groß mit Folien, mehrfarbigen Tafelbildern und eindringlichen Worten vorträgt.

    Die "Gründungswilligen" lauschen gebannt und kennen selbst in den Pausen kein anderes Thema: bei Kaffee und mancher Beruhigungszigarette werden die neuen Erkenntnisse diskutiert und auf die eigenen Ideen angewandt - die so unterschiedlich wie ihre Schöpfer sind: Oldtimer-Verleih, groß angelegter Ebay-Handel, Werbeagentur, Kulturbüro und unterschiedliche Handwerksberufe; dazu die Idee, betreutes Wohnen "mit Familienanschluss" für Senioren anzubieten oder der Plan des jüngsten Teilnehmers, mit der Veredelung von Autos sein Geld zu verdienen.

    "Alle Pläne klingen viel versprechend und können in einem positiven Umfeld wie Haßfurt gedeihen", freut sich Groß. Der "Jobhelfer", der schon in vielen Städten Seminare gehalten hat und weiß, wie unterschiedlich viel Mühe sich die Kommunen bei der Unterstützung von Existenzgründern geben, bescheinigt der Kreisstadt "hervorragende Voraussetzungen für Gründungswillige". Der Gründerpass, Zuschüsse für Weiterbildungen, geförderte Infoveranstaltungen, eine sehr enge Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit: "Haßfurt ein echtes Paradies, wenn man wirklich etwas positiv am Markt bewegen will." Die Nachbarlandkreise würden sich da mittlerweile ein Beispiel nehmen, das "Modell Haßfurt" strahle also spürbar aus.

    Zurück im Seminarraum: "Würden Sie für 30 Euro eine Flasche Wasser kaufen?", fragt Groß einen Teilnehmer. "Wenn ich kurz vorm Verdursten wäre, ja", antwortet dieser - die richtige Antwort, und schon ist ein weiterer wichtiger Faktor erklärt: "Ihr müsst eure Marktsituation analysieren und dann im Optimalfall dem Markt etwas anbieten, das eure Konkurrenten nicht haben", erklärt Groß. "Der Wasserverkäufer in der Wüste kann dem Durstigen etwas anbieten, für das dieser bereit ist, viel Geld zu bezahlen."

    Dankbar nehmen die Teilnehmer die Tipps auf, manchmal lässt sich richtig beobachten, wie ein Fragezeichen im Kopf eines der mutigen Existenzgründer erlischt. Am Ende des dritten Tages, nach 18 Stunden abenteuerlicher Seminar-Arbeit, erheben sich zwölf Unternehmer von ihren Plätzen - beladen mit Notizen, Info-Material, greifbar gewordenen Plänen und beschwingt von einem ganz neu erweckten Gefühl: Unternehmergeist eben.

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