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Ebrach: Die Zisterzienser in Ebrach: Meilenstein auf Weg zum Kulturerbe-Siegel

Ebrach

Die Zisterzienser in Ebrach: Meilenstein auf Weg zum Kulturerbe-Siegel

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    Projektleiterin Alexandra Baier ist guter Hoffnung, dass das Kulturerbe-Siegel verliehen wird.
    Projektleiterin Alexandra Baier ist guter Hoffnung, dass das Kulturerbe-Siegel verliehen wird. Foto: Marion Krüger-Hundrup

    Die geruhsame Stille im Ortskern von Ebrach an diesem trüb-regnerischen Tag versetzt buchstäblich in die Vergangenheit. Damals, im Jahr 1127, siedelten sich zwölf weiße Mönche aus der Primarabtei Morimond im abgeschiedenen, waldumgebenen Talkessel der Mittleren Ebrach an. 

    Nur ein Grüppchen Besucher verlässt gerade die monumentale frühgotische Abtei-Kirche, deren Grundstein am 4. Juni 1200 gelegt worden war. Die Männer und Frauen sind erfüllt von der barocken Pracht im Inneren, für die einst Abt Ludovicus Ludwig (1686 bis 1696) gesorgt hatte. Der Ebracher Pfarrer Albert Müller kommt aus dem Gotteshaus, grüßt freundlich und gibt bereitwillig Auskunft: "Spuren der Zisterzienser sind in der ganzen Landschaft noch sichtbar und geben Zeugnis über ihr Know-How und ihre Expertise", erklärt Müller.

    Handschrift der Mönche noch zu sehen

    Noch heute würden die Teichwirtschaft und Bewässerungsanlagen im und am Ort die Handschrift der Mönche tragen, obwohl sie 1803 Ebrach verlassen mussten. Und dass die alten Buchen jetzt noch bewundert werden könnten, sei den Zisterziensern zu verdanken: "Sie haben die Bäume stehen lassen" sagt der Pfarrer, der sich ausgiebig mit der Geschichte der Zisterzienser in Ebrach beschäftigt hat.

    Auf dem Luftbild von Ebrach ist die einst von den Zisterziensern angelegte Kulturlandschaft gut erkennbar
    Auf dem Luftbild von Ebrach ist die einst von den Zisterziensern angelegte Kulturlandschaft gut erkennbar Foto: Thomas Büttner

    So "freue ich mich sehr über die Bewerbung für das Europäische Kulturerbe-Siegel und darüber, dass die Kulturleistung der Zisterzienserklöster gewürdigt werden könnte", betont der Ebracher Pfarrer. Zumal seine Gemeinde eingeladen sei, an der einzigen deutschen Kandidatur um diese Auszeichnung mitzuwirken: "Ehrenamtliche bieten geführte Wanderungen auf den Spuren der Zisterzienser an oder bringen sich ins Museum zur Geschichte Ebrachs in der Abtswohnung ein."

    Verbindung über Landesgrenzen hinweg

    Das Transnationale LEADER-Projekt "Cisterscapes – Cisterian landscapes connecting Europe" beschäftigt den Landkreis Bamberg federführend nun schon seit Jahren. Kooperationshilfen kommen auch aus den Partnerlandkreisen Haßberge, Kitzingen, Lichtenfels, Neustadt/Aisch, Schweinfurt und Tirschenreuth. Insgesamt sind es 17 Klosterlandschaften in den fünf europäischen Ländern Deutschland, Österreich, Polen, Slowenien und Tschechien, die seit dem Mittelalter verbunden sind. Und aufweisen, dass sie eine bedeutende Rolle in der Geschichte und Kultur Europas sowie beim Aufbau der Europäischen Union gespielt haben.

    Ein unabhängiges Fachgremium hat die Einzelstätten-Bewerbungen um das nicht dotierte Europäische Kulturerbe-Sigel evaluiert. Die Gesamtbewerbung – ein 444-Seiten inhaltsschweres Schriftstück - wurde dann im September 2021 beim Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst eingereicht, das die Unterlagen im November 2021 an die Kultusministerkonferenz (KMK) der Bundesländer weitergab. Im Oktober 2022 sprach sich die KMK für "Cisterscapes" als deutschen Kandidaten für das Siegel aus. Ende Februar 2023 landete die leicht überarbeitete und digitale Bewerbung in Deutsch und Englisch bei der EU-Kommission. "Ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zum Kulturerbe-Siegel", ist sich Alexandra Baier im Landratsamt sicher.

    Die Spannung steigt

    Die Kunsthistorikerin ist die Projektleiterin von "Cisterscapes" und begeistert von einer "Einheit in Vielfalt, getragen von gemeinsamen Werten", wie die Zisterzienser schon früh ein europäisches Grundprinzip vertreten haben. So steigt die Spannung, ja Anspannung, ob der bis Mai 2024 zu erwartende Bescheid positiv ausfällt: "Wir hoffen ganz stark, das Siegel zu bekommen" sagt die Projektleiterin. Eigentlich stünden die Chancen gut, denn "Cisterscapes" sei durch die Anzahl der transnationalen Partner der bisher größte Bewerber, und "das Thema wurde noch nicht bespielt." Obendrein seien alle Voraussetzungen für eine Bewerbung, wie beispielsweise die Erstellung eines Vier-Jahres-Maßnahmen-Plans für die Monitoring-Phase 2024 bis 2027 erfüllt worden.

    Die Abtei Ebrach, als Tochter Morimonds 1127 gegründet, nimmt als ältestes rechtsrheinisches Kloster der Zisterzienser eine Schlüsselrolle in der Ostbewegung des Ordens ein.
    Die Abtei Ebrach, als Tochter Morimonds 1127 gegründet, nimmt als ältestes rechtsrheinisches Kloster der Zisterzienser eine Schlüsselrolle in der Ostbewegung des Ordens ein. Foto: Marion Krüger-Hundrup

    Doch derzeit ist völlig offen, ob die Klosterlandschaften der weißen Mönche – alle Klöster des Netzwerkes entstammen der Filiationslinie der Primarabtei Morimond, worin Ebrach eine Schlüsselrolle in der Ostbewegung des Ordens einnimmt - tatsächlich auf europäischer Ebene ausgezeichnet werden. Bisher tragen lediglich 60 Stätten in Europa dieses Kulturerbe-Siegel. In Deutschland sind es das Hambacher Schloss, die Musikerbestätten in Leipzig, Münster und Osnabrück als Orte des Westfälischen Friedens, die Werkbundsiedlungen und der Oderbruch. Es wäre also eine große Ehre für "Cisterscapes", sich als Spezialfall der historischen Kulturlandschaft der europäischen Identität versichern zu können.

    Ja, Ehre, denn ein Kulturerbe-Siegel "bringt keine monetären Vorteile", erklärt Projektleiterin Baier. Es sei kein Schutz-Siegel, sondern eine Qualifizierung einer Stätte für ihre herausragende europäische Bedeutung. Als solche könne die einzelne Region gestärkt werden – etwa in der touristischen und gastronomischen Infrastruktur. Auch könnten die Bevölkerung und politische Entscheidungsträger sensibilisiert werden für die europäische Bedeutung der Kulturlandschaft: "Wir wollen vor allem die Jugend für ein gemeinsames europäisches Thema gewinnen", blickt Baier voraus.

    Die prachtvolle barocke Ausstattung der Ebracher Abtei-Kirche fasziniert die Besucher.
    Die prachtvolle barocke Ausstattung der Ebracher Abtei-Kirche fasziniert die Besucher. Foto: Marion Krüger-Hundrup

    Fest steht nämlich, dass "wir in irgendeiner Form weitermachen, selbst ohne Siegel", zitiert die Projektleiterin Landrat Kalb. Unabhängig von einer möglichen Siegel-Verleihung soll Ebrach mittelfristig ein Informationszentrum in einem leer stehenden historischen Gebäude bekommen: "Zusammen mit dem Markt Ebrach ist eine Machbarkeitsstudie am Laufen", sagt Baier, die ein solches Zentrum als "Impulsprojekt" für alle 17 Kooperationspartner bezeichnet. Der Landkreis Bamberg plane ferner ein "Visitations-Mobil", mit dem die 17 Stätten besucht werden könnten.

    Filmpremiere "Cisterscapes" und ModellvorstellungAm Dienstag, 18. April, gibt es im Odeon-Kino, Luitpoldstraße 25, um 18 Uhr eine Premiere: Gezeigt wird der einstündige Film zu "Cisterscapes", der die typischen Merkmale der Kulturlandschaften der Zisterziener im Hier und Heute vorstellt. Gedreht wurde der Film in Deutschland, Österreich und Tschechien. Ab Ende April ist der Link zum Film (Kurz-, Mittel- und Langschnitt) auf der Homepage abrufbar: www.cisterscapes.eu Ebenfalls am Dienstag, 18. April, wird im Landratsamt (Sitzungstrakt), Ludwigstraße 25, um 16.30 Uhr ein interaktives Modell der Klosterlandschaft Ebrach als Prototyp vorgestellt. Es bietet 35 ausgesuchte Elemente markanter Bauten in fünf Ländern, erschließt anschaulich das System Klosterlandschaft und bietet darüber hinaus rund 600 Info-Texte in Deutsch, Englisch sowie eine nationale Sprache. Auch Fotos und 3 D-Aufnahmen können via vorliegenden Tablets abgerufen werden.Quelle: mkh

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