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Die Züchter und der Zeitgeist

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Die Züchter und der Zeitgeist

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    Als Rainer Wohlfahrt vor rund 40 Jahren begann, Hasen zu züchten, gab es Tiere in fast jedem Haßfurter Siedlerhaus. "Heute ist es schwierig, Kleintiere zu halten", beobachtet der Schriftführer des Haßfurter Kleintierzuchtvereins.

    "Einen Computer schaltet man aus, aber das Tier ist immer da"

    Rainer Wohlfahrt Schriftführer

    Tagtäglich muss ein Halter seine Tiere versorgen und wenn er verreist, braucht er eine Vertretung. "Einen Computer schaltet man aus, aber das Tier ist immer da", erklärt Wohlfahrt. Auch der Geruch stört viele, und kaum ein Nachbar mag es, wenn in aller Frühe der Hahn kräht. Auch von Ökonomie, wie er es nennt, kann keine Rede sein: Das Futter kostet im Lauf der Zeit mehr, als der Verkauf eines Tieres abwirft.

    Und doch gibt es nach wie vor Menschen, die sich ihr Faible bewahrt haben. Die Freuden des Tierzüchters beschreibt Wohlfahrt so: "Die Formen- und Artenvielfalt begeistern mich. Mit der Zeit kennen die Tiere einen und man freut sich, wenn die Jungen schlüpfen." Auch Ausstellungen und Prämierungen haben den Grundschullehrer schon immer fasziniert.

    1990 hat er sich dem Kleintierzuchtverein angeschlossen, seit 1992 ist er Schriftführer. "Man kann sich viel Arbeit damit machen", weiß er. Pressetexte, Fotochroniken, Protokoll und Schriftverkehr sind seine Aufgaben.

    Eine Versammlung steht monatlich an, ansonsten gehören zum Vereinsleben auch Mai-Wanderung, Weihnachtsfeier, Federweißen-Feste oder Ausflüge. Für einen Faschingstanz mit Kapelle zum Beispiel ist es heute schwer, die Kosten zu decken. Vor zehn Jahren noch war die Besucherresonanz größer, die Kosten waren niedriger.

    Anziehungskraft

    "Die jungen Leute bis 30 Jahre fehlen fast völlig", beobachtet Wohlfahrt. Die Disco übt mehr Anziehungskraft aus als ein Züchterball. "Wir haben Kaninchen auch schon umsonst an Jugendliche gegeben", erzählt der 49-Jährige.

    Aber spätestens im Alter von 20 Jahren ist das Interesse geschwunden. "Der Zeitgeist ist heute, dass man Freizeit anders nutzen will. Für viele machen Tiere zu viel Arbeit."

    Schwer haben es Tierliebhaber in der Stadt: "Wer hat in Haßfurt denn schon Platz für Tiere? Und woher soll man Heu und Stroh nehmen", fasst Wohlfahrt das Problem zusammen, das Züchter in den Vereinen in Wonfurt, Uchenhofen, Königsberg oder Eltmann wohl weniger oft haben.

    Folglich geht bei Hühnern oder Kaninchen der Trend zu Zwergrassen - die sind leichter zu halten und zu füttern.

    Wachsender Beliebtheit erfreut sich das Meerschweinchen, weiß der Schriftführer: "Es hat keinerlei Nutztiercharakter, nur auf seine Schönheit wird geachtet." Außerdem lebt es bis zu seinem natürlichen Tod und muss nicht geschlachtet werden wie Hasen etwa, was viele abschreckt.

    Trotz aller Veränderungen ist Wohlfahrt mit der Entwicklung des Vereins zufrieden. 400 bis 500 Besucher kommen, wenn es keine anderen Veranstaltungen im Umkreis gibt.

    Elan

    Die Mitglieder backen Kuchen für Feste und helfen so, die Verkaufspreise moderat zu halten. Ein neuer Vorstand hat im Januar "mit viel Elan", wie der Schriftführer sagt, die Arbeit aufgenommen.

    Zum 90-jährigen Bestehen plant der Verein am Samstag, 28. September, einen Festkommers mit Ehrungen, am Sonntag einen Tag der offenen Tür. Eine arbeitsreiche Zeit erwartet auch Rainer Wohlfahrt: Eine Festchronik soll es zum Jubiläum geben.

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