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KLEINSTEINACH: Dorfladen-Geschäftführer zieht sich zurück

KLEINSTEINACH

Dorfladen-Geschäftführer zieht sich zurück

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    Rückblende: Hier unterhält sich Dorfladen-Geschäftsführer Georg Lindner (links) bei der Ehrenamtsmesse im Oktober mit Landrat Wilhelm Schneider (Mitte) und dessen Ehefrau Larissa Schneider (links daneben) sowie dem dritten Bürgermeister von Haßfurt, Stephan Schneider, und Kreisrätin Rita Stäblein (rechts).
    Rückblende: Hier unterhält sich Dorfladen-Geschäftsführer Georg Lindner (links) bei der Ehrenamtsmesse im Oktober mit Landrat Wilhelm Schneider (Mitte) und dessen Ehefrau Larissa Schneider (links daneben) sowie dem dritten Bürgermeister von Haßfurt, Stephan Schneider, und Kreisrätin Rita Stäblein (rechts). Foto: Archiv-Foto: René Ruprecht

    Es ist sein Kind. Wie viele Tausend Stunden er als Geburtshelfer und dann als ehrenamtlicher Geschäftsführer des Dorfladens in Kleinsteinach unterwegs war, dürfte er wohl selbst nicht wissen. Jetzt zieht sich Georg Lindner zurück. Und dass dies nicht in Wohlgefallen ist, weil sein „Kind“ auf eigenen Beinen stehen kann, ist ihm unschwer anzumerken. Lindner ist „stocksauer“, wie er ohne Umschweife zugibt. Sauer, weil es für ihn als Geschäftsführer zu einem Vertrauensverlust gekommen ist mit dem Gesellschafter. Und dies ist die Gemeinde Riedbach.

    „Ich bin einfach enttäuscht. Ich hab es über fünf Jahre gemacht. Aber jetzt sehe ich keine fruchtbare Zusammenarbeit mehr mit der Gemeinde“, macht Lindner seinem Groll Luft und nennt auch Beispiele, warum es aus seiner Sicht zu dem Zerwürfnis gekommen ist.

    Eines der Beispiele, das Lindner anführt: Der Dorfladen läuft seinen Angaben zufolge im Gegensatz zu 60 Prozent ähnlicher Dorfläden erfolgreich. Sprich: Man zahle sogar Gewerbesteuer. Nachdem ein Gewinn bekannt geworden war, forderte die Gemeinde einen Kredit zurück, der dem Dorfladen in der Anfangszeit als Notkredit zugestanden worden war, „der aber von uns nie benötigt wurde“, so Lindner gegenüber der Redaktion. Am Tag, nachdem er im Gemeinderat vorgestellt hatte, dass der Dorfladen schwarze Zahlen schreibe, landete der Brief der Gemeinde in seinem privaten Briefkasten, dass das Darlehen zurückzuzahlen sei. Kurz darauf überwies er die Darlehenssumme. Dass diese Rückzahlung in Ordnung ging, das sei für ihn nachvollziehbar gewesen. Was ihn allerdings aufstieß: Die Art und Weise, wie dies gelaufen war.

    Verstehen kann Lindner auch nicht, dass, wenn er Kritik geäußert habe, dass er sich seitens der Gemeinde mehr Unterstützung wünsche, das so angekommen sei, „als wolle ich dem Gemeinderat ans Bein pinkeln“.

    Bereits im November hatte er die Gemeinderäte wissen lassen, dass er unter diesen Umständen nicht mehr viel länger mitwirken wolle. Aber stattdessen habe es geheißen, „ich soll mich mal entspannen. Jetzt bin ich entspannt und mache nichts mehr“, sagt Lindner mit frustrierter Miene.

    Er könne noch weitere Beispiele nennen, woher diese Frustration rühre, so der ehrenamtliche Geschäftsführer. So etwa auch, dass er wiederholt angestoßen habe, ob sich nicht die Gemeinde auch in Sachen Werbung für den Dorfladen mehr einbringen könne. Etwa durch das Aufstellen von Schildern in den anderen Riedbacher Gemeindeteilen. Doch auch da sei nichts geschehen.

    Das Fass zum Überlaufen brachte offenbar die Diskussion um eine Zuwendung der Raiffeisen-Volksbank Haßberge an den Dorfladen. Der Hintergrund: Nach dem Rückzug des Kreditinstituts aus Riedbach sorgt der Dorfladen mit einem EC-Cashsystem dafür, dass dort Bargeld abgehoben werden kann. Mit 2500 Euro unterstützt die Bank diesen neuen Service des Dorfladens. Doch das Geld landete offenbar durch ein Versehen, so Lindner, bei der Gemeinde.

    Von dort wurde es allerdings noch Anfang dieser Woche nicht an den Dorfladen weitergeleitet, ärgert sich Lindner. Und das in doppelter Hinsicht, denn: Er habe schließlich die Verhandlungen mit dem Kreditinstitut geführt und auch dieses System mit auf die Beine gestellt. Und es bedeute für die Mitarbeiter im Dorfladen ein großes Stück mehr an Arbeit, Risiko und Verantwortung.

    Dass es denn im Gemeinderat gar geheißen habe, man wolle diese 2500 Euro als Zuwendung dem Dorfladen zukommen lassen, bringt ihn auf die Palme, denn das Geld der Raiffeisenbank sei ja sowieso für den Dorfladen gewesen.

    Zumal er nach Bekanntwerden der Entscheidung im Gemeinderat von Bürgern verbal angegriffen worden sei, warum denn der Dorfladen schon wieder von der Gemeinde eine Zuwendung bekomme.

    Für Lindner waren dies alles Mosaiksteine, dass er nach dem „Warnschuss“ im November, Mitte Dezember des vergangenen Jahres die Gesellschaft des Dorfladens bat, ihn schnellstmöglich von seiner Funktion als ehrenamtlicher Geschäftsführer zu entbinden, spätestens zum 31. Dezember 2015. Lindner wirkt derzeit noch als Geschäftsführer.

    „Ich war immer fair und werde es bleiben. Vor allem will ich nicht, dass der Laden den Bach runtergeht.“ Er übergebe einen funktionierenden Laden, ihm gehe es aber vor allem auch um die Mitarbeiterinnen des Ladens, „die sind mir wichtig“. Ob er sich den Schritt noch einmal überlegt? „Nein“, sagt er, zögert einen Moment und meint dann, „da müsste schon ein Wunder geschehen.“

    „Müsste ein Wunder geschehen“

    Dass solch ein „Wunder“ eintritt, danach schaut es eher nicht aus. Denn: inzwischen sucht die Gemeinde nach einem Nachfolger für Georg Lindner als ehrenamtlicher Geschäftsführer.

    Eine Stellenausschreibung steht auf der Homepage der Gemeinde Riedbach: „Die Gemeinde Riedbach sucht für den Dorfladen Riedbach im Gemeindeteil Kleinsteinach ab sofort einen ehrenamtlichen Geschäftsführer (w/m).“

    „Wir können es leider nicht mehr ändern, wir haben auch noch einmal mit ihm gesprochen“, sagt auf Anfrage Riedbachs Bürgermeister Bernd Fischer. Derzeit sei Lindner noch „kommissarisch“ als ehrenamtlicher Geschäftsführer im Amt, so Fischer weiter.

    Und was sagt Fischer zu den Vorwürfen von Georg Lindner? „Es gab wohl auch Kommunikationsprobleme. Es waren nicht alle Infos so gelaufen, wie sie hätten laufen sollen.“ Zur Kritik, die Gemeinde habe den Dorfladen in Sachen Werbung zu wenig unterstützt, sagt Fischer: „Er war doch Geschäftsführer. Wir sind doch nur stiller Teilhaber.“ Und die 2500 Euro für den Dorfladen – das sei ja beschlossen, „aber es ist alles nicht so einfach, wie er es sich vorstellt“.

    Fischer würdigt, was mit dem Dorfladen bislang geschaffen wurde: „Es ist ein riesiges Projekt. Es ist zu einem richtigen Treffpunkt geworden.“ Mit Leidenschaft sei der Laden aufgebaut worden und werde ebenso geführt. Dass die Gemeinde keinen einzigen Cent zuschießen müsse, sei ein Verdienst des Personals und der ehrenamtlichen Helfer.

    Der Laden werde stark frequentiert und in ihm werde ein großes Aufgabenspektrum bewältigt. „Uns liegt der Laden am Herzen“ und man werde darauf achten, dass er in der bisherigen Linie auch fortgeführt werde.

    Gab es für die Aufgabe als ehrenamtlicher Geschäftsführer – übrigens ohne Gehalt oder Entschädigung, wie auch Fischer bestätigt – bereits Bewerbungen? „Nein“, berichtet der Bürgermeister. Aber man wolle seitens der Gemeinde auch Leute ansprechen.

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