Über neun Jahre stand er an der Spitze. Freiwillig stellte Oberaurachs Bürgermeister Thomas Sechser am Dienstagabend nun seinen Posten zur Verfügung. Als Nachfolger wählten die 39 anwesenden der knapp 270 Mitglieder den Sander Dr. Jörg Kümmel zum neuen Vorsitzenden der Lebenshilfe Haßberge. Gleichzeitig bestätigten sie Timo Zirnsak aus Ebelsbach, ebenfalls wie Sechser und Kümmel seit 2008 an Bord, erneut als Stellvertreter.
Das insgesamt siebenköpfige Gremium wird vervollständigt durch Johannes Burkard (Königsberg), Christiane Schöller (Humprechtshausen) und Diana Siebert (Zeil, wie bisher) sowie den Riedbacher Bürgermeister Bernd Fischer und Yvonne Hochrein (Hofheim, beide neu). Als Kassenprüfer fungieren weiterhin Edeltraud Krämer und Ilker Özalp (Haßfurt). Neben Sechser stellte sich im Haßfurter evangelischen Gemeindehaus auch Bernd Hermann (Schönbrunn) nicht mehr zur Wahl. Dr. Jörg Kümmel danke beiden für ihre engagierte und fachkundige Arbeit in den letzten Jahren.
Er sei sich „der Verantwortung dieses Postens bewusst“ und habe sich seine Entscheidung für eine Kandidatur als Vorsitzender „nicht leicht gemacht“, räumte Kümmel ein. Eine Frage habe letztlich den Ausschlag gegeben: „Wenn wir als betroffene Elternteile nicht bereit sind, Aufgaben und Verantwortung in der Lebenshilfe zu übernehmen, einer Institution, die sich für unsere Kinder einsetzt, wie kann ich mich dann zurücklehnen und dies von jemand anderem erwarten?“, sagte der 50-jährige Unternehmer, dessen Sohn Lukas seit vielen Jahren das Förderzentrum und die angeschlossene Tagesstätte der Lebenshilfe in Sylbach besucht.
Dass er den Wahlausgang auch deshalb sehr begrüßte, machte später sein Vorgänger deutlich: „Du bist wesentlich näher dran an der Lebenshilfe, als ich es jemals sein konnte“, freute sich Thomas Sechser über die neue eingeleitete Ära. Dr. Jörg Kümmel kann sich auf viel Arbeit einstellen, was nicht nur beim letztmals von Thomas Sechser vorgetragenen Arbeitsbericht deutlich wurde. Immerhin betreut die Lebenshilfe Haßberge, die in zwei Jahren ihr 50-jähriges Jubiläum feiert, in ihren Bereichen Frühförderung, Schule und Tagesstätte, Assistenz beim Wohnen (AbW), Offene Hilfen und in den drei Wohnheimen mit insgesamt fast 150 haupt- und 120 ehrenamtlichen Mitarbeitern knapp 500 Menschen mit einer geistigen Behinderung.
Weiter ging der Kommunalpolitiker unter anderem auf die aktuelle Situation mit der Lebenshilfe Ebern ein. Aufgrund der zurückgehenden Schülerzahlen im Raum Ebern konnte eine Klassenbildung bekanntlich nicht erfolgen. Die nur kurzfristig erlaubte Mischklasse mit Schulvorbereitender Einrichtung (SvE) und Grundschulkindern „zwang zu Umsetzungen“. Die Lebenshilfe in Ebern, welche die Tagesstätte in Ebern in der Außenstelle der Lebenshilfe anbietet, habe versucht, sich „gegen die Entscheidung“ zu stellen. In gemeinsamen Gesprächen mit dem Landtagsabgeordneten Steffen Vogel unter Leitung von Landrat Wilhelm Schneider wurde „festgestellt, dass nur noch das Schuljahr 2017/2018 als Übergang möglich ist“, wie Sechser berichtete. Zum anderen wurden die Mietverträge an die Raumsituation angepasst und die Beendigung zum Ende des Schuljahres 2017/2018 festgeschrieben. Eine erzielte Einigung sieht vor, dass die Lebenshilfe Ebern eine Defizitfinanzierung erhält, die zu gleichen Teilen von der Lebenshilfe Ebern, der Stadt Ebern, dem Landkreis und der Lebenshilfe Haßberge getragen werde. „Dieser Finanzierung haben wir zugestimmt, damit die Eltern der betroffenen Kinder und die Lebenshilfe Ebern Zeit gewinnen, sich andere Schulen anzusehen und ihre Angebote neu auszurichten“, betonte der Oberauracher Bürgermeister. Nach letztem Stand wechseln alle Kinder im Schuljahr 2018/2019 ans Förderzentrum in Sylbach. Ein Antrag des Vorsitzenden der Lebenshilfe Ebern, Dr. Hans-Werner Steger, bezüglich einer rückwirkenden Erstattung schulischer Personalkosten als „Ausgleich für den hohen Verlust“ aufgrund von „Unterzahlung von schulischem Personal“ im Zeitraum von Januar 2013 bis Ende März 2016, wurde nicht behandelt. „Der Vorstand hat sich wiederholt mit dem Vorgang beschäftigt und der Lebenshilfe Ebern mitgeteilt, dass es nicht die Absprache war, dass der gesamte Personalkostenanteil abgerechnet wird“, erklärte Thomas Sechser. Ein unterbreitetes „Angebot der gütlichen Einigung“ sei von Seiten der Lebenshilfe Ebern abgelehnt worden.
Wenn die Eberner im September erstmals den Unterricht in Sylbach besuchen, werden sie von Schulleiterin Alexandra Krines-Beßler, ihrem Stellvertreter Johannes Feulner, Tagesstättenleiterin Isolde Martin sowie allen Lehrkräften, Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen unterdessen in der neuen „Paul Moor-Schule“ empfangen. Schon seit Jahren war die Lebenshilfe Haßberge auf der Suche nach einem passenden Namen für sein Förderzentrum mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung mit angeschlossener Tagesstätte, welches am Samstag zwischen 10 und 14 Uhr zum „Tag der offenen Schule“ einlädt. Bei der Mitgliederversammlung setzte sich der 1977 gestorbene Schweizer Pädagoge Paul Moor in der Abstimmung gegen Charlotte Pfeffer, Wilhelm Pfeffer und Lebenshilfegründer Tom Mutters durch.
Für 25-jährige Mitgliedschaft bei der Lebenshilfe Haßberge wurden geehrt: Lisbeth Stuhlinger (Ermershausen), Angelika Stühler (Hofheim), Gertrud Neeb (Fatschenbrunn), Anita Amend (Oberschleichach), Roswitha Klinger (Haßfurt), Heinrich Düring (Knetzgau), Roland Bayer (Zeil), Martin Schlegelmilch (Zeil), Ludwig Wirth (Trossenfurt) und Gerhard Veith (Haßfurt).