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KREIS HASSBERGE: Dramatisch wie im Dürre-Jahr 1976

KREIS HASSBERGE

Dramatisch wie im Dürre-Jahr 1976

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    Kein Wölkchen am Himmel: Die Trockenheit hat deutlich ihre Spuren hinterlassen. Der Bundorfer Landwirt Klaus Dietz besah sich zusammen mit seinem Sohn Simon die Schäden auf dem Getreideacker.
    Kein Wölkchen am Himmel: Die Trockenheit hat deutlich ihre Spuren hinterlassen. Der Bundorfer Landwirt Klaus Dietz besah sich zusammen mit seinem Sohn Simon die Schäden auf dem Getreideacker. Foto: Foto: Alois Wohlfahrt

    Auch wenn es mancherorts ein wenig Niederschlag gegeben hat: Die Folgen der Trockenheit werden immer dramatischer. Inzwischen gehen Wetterexperten davon aus, dass selbst die Ausmaße des in die Geschichte eingegangenen Dürre-Jahrs 1976 übertroffen werden, berichtet der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands im Landkreis Haßberge, Klaus Merkel. Merkel: „Wir sind jetzt schon trockener als 1976. Und das war das Dürre-Jahr schlechthin.“

    Wie damals auch, bekommen auch diesmal insbesondere die Tierhalter die Trockenheit zu spüren: Es herrscht Futterknappheit. Weil abzusehen war, „dass beim Getreide nicht mehr viel zu erwarten war“, gebe es schon Fälle, dass Getreide siliert wurde, berichtet der Kreisobmann.

    „Retten, was zu retten ist“, nennt dies Reinhard Bischoff vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt. Besonders Milchviehbetriebe ziehen die Konsequenz und die heißt: Lieber das Getreide silieren, als vielleicht später eh keine Körner zu bekommen.

    Gerade für das Getreide ist der Mai der entscheidende Monat. Von den Pflanzen werden die Ähren angelegt. Sind die Pflanzen dann mit Stress konfrontiert – und die anhaltende Trockenheit ist für sie ein großer Stressfaktor – dann werden die Ähren kleiner. Dann hilft auch im Nachhinein Niederschlag nur noch wenig. Manche Sorten können ein wenig ausgleichen, dass dann die Körner größer werden, so Bischoff.

    Aus diesem Grund „zählt in diesen Tagen jeder Tropfen“, so der Pflanzenbaufachberater. Allerdings, so Bischoff realistisch: „Für vieles ist es inzwischen bereits zu spät.“ Kommt jetzt ausreichend Regen, dann dürfte zumindest beim Mais noch mit einer zufriedenstellenden Ernte und damit mit Futter zu rechnen sein. Und wenn nicht? „Dann kann es verheerend werden“, so Pflanzenbaufachberater Bischoff weiter. Er verweist auf das vergangene Jahr. Auch da hatte der Mais mit extremer Hitze und Trockenheit zu kämpfen und konnte dann doch noch aufholen.

    Auf Mais sind viele Betriebe angewiesen, denn eine andere Futterquelle hat schwer unter der Dürre gelitten: die Wiesen. „Miserabel“ war das Ergebnis des ersten Schnitts, berichtet Bischoff weiter. 50 bis 80 Prozent weniger Ertrag in der Masse war vielerorts zu verzeichnen. Und dieser erste Wiesenschnitt ist eigentlich der wichtigste. Denn: „Was man da nicht bekommt, das kann man auch später nicht hereinholen“, so Bischoff.

    Deutlich wird beim Blick in die Flur eines: Es gibt Flächen, die wirken so, wie man es eigentlich für die Jahreszeit erwarten würde und dann gibt es auf den Getreidefeldern Bereiche, die an die Erntezeit erinnern – braun, wie wenn es Zeit zum Dreschen wäre. Deutlich ist in diesem Jahr die unterschiedliche Qualität der Böden zu erkennen, berichten Bischoff und Merkel. „Auf den leichteren Böden verschwindet das Getreide geradezu“, so Kreisobmann Merkel. Und von Tag zu Tag werde es schlimmer. Auf guten Standorten könne man bei manchen Getreidearten vielleicht noch eine halbwegs vernünftige Ernte einfahren – allerdings benötigen auch sie dringend Regen, denn nun ist nun einmal „die Zeit des maximalen Wasserbedarfs“, so Merkel.

    Rund sieben Millimeter Niederschlag bräuchte das Getreide eigentlich täglich. Kommt der nicht von oben und kann sich die Pflanze auch nicht mehr aus dem Boden ausreichend versorgen, dann kommt es zur so genannten Notreife. Die Pflanzen reduzieren die Seitentriebe. Um zu überleben setzt die Pflanze alles auf einen Haupttrieb und bildet nur wenige Körner aus. Was zur Ernte natürlich Einbußen bedeutet. Merkel schätzt, dass bei anhaltender Trockenheit bei Weizen auf guten Standorten mit 50 Prozent weniger Ertrag gerechnet werden müsse. Auf schwachen Standorten könne es gar zum Totalausfall kommen – und das bereits jetzt schon.

    An solch einem Feldbereich steht der Bundorfer Landwirt Klaus Dietz. Normalerweise würden die saftgrünen Pflanzen ihm weit über das Knie reichen. Jetzt geht die Wintergerste nicht einmal seinem achtjährigen Sohn Simon bis ans Knie. Bei vielen Pflanzen ist ein abgetrockneter Kranz von Seitentrieben zu erkennen. Der Mähdrescher wird in diesem Bereich des Feldes nicht benötigt werden. Und auch nicht an einem anderen Acker. Dort stand Triticale. Die hat Dietz vor einigen Tagen bereits siliert. Jetzt hat er dort Erbsen und Hafer angesät. Die dramatische Trockenheit ist im Bundorfer Bereich an vielen Stellen zu sehen und kann an einer Zahl leicht nachvollzogen werden: 28 Millimeter Niederschlag gab es – seit Anfang März. Und was besonders schlimm ist: gerade einmal vier Millimeter im Monat Mai.

    Kein Wunder, dass viele Betriebe um das Futter für ihre Tiere bangen. „Gott sei Dank habe ich noch Vorrat“, so Dietz. Er weiß allerdings auch von Kollegen, die haben vor kurzem siliert und müssen es schon wieder verfüttern. Wie bei Dietz werden bei vielen Landwirten Erinnerungen an vergangene Trockenjahre wach. An 2003 und an 1976. An Letzteres erinnert sich der Vater von Klaus Dietz noch genau. Stroh wurde zu Futter verkleinert, Melasse darüber geschüttet und den Kühen ins Futter untergemischt. „Aber heuer gibt es ja nicht einmal Stroh“, so der 69-jährige Theo Dietz. Seine Einschätzung: Das Dürre-Jahr 1976 war nicht so schlimm wie dieses Jahr. Und er kann sich gar noch an eine frühere extreme Dürre erinnern: Im Jahr 1947 wurde im Wald das Laub zusammengetragen, um es als Einstreu zu benutzen. Die Bauern holten Blätter von den Bäumen, um die Tiere zu füttern. Und mussten Tiere aus Futtermangel verkaufen.

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