Er ist in den vergangenen drei Jahren eine echte Symbolfigur geworden, auch ohne Tracht wird Sebastian Gocker erkannt. Der erste Bierprinz des Landkreises Haßberge sieht dem Ende seiner Amtszeit entgegen. Bevor am 1. Oktober die Bewerbungsfrist möglicher Nachfolger endet, trafen wir uns mit dem 27-Jährigen zu einem Rückblick auf eine erlebnisreiche Zeit. Die Zahl seiner Termine hat er nicht festgehalten, aber 5200 Bilder befinden sich im Ordner „Bierprinz“ auf seinem Laptop.
Nicht wenige Kritiker im Kreis fragten sich im Jahr 2015, ob es denn nun wirklich einen Bierprinzen braucht angesichts der vielen Weinprinzessinnen. „Aber das ist ja genau das, was bei uns besonders ist, dass wir Wein und Bier haben“, sagt Sebastian Gocker, der genau dieses Thema immer intensiv bearbeitet hat: Werbung machen für den Landstrich, wo Bier- und Weinfranken aufeinander treffen.
Unterstützung für den Thronfolger
Hobby-Brauer war der Chemielaborant, „mehr aber auch nicht“, als er sich 2015 zur Wahl des ersten Bierprinzen stellte. Als er die Wahl tatsächlich gewonnen hatte, musste er sich erst einmal in das Amt hineinfinden. „Da werde ich den Nachfolger oder die Nachfolgerin natürlich unterstützen“, betont er. Auf wie viele Termine muss sich der oder diejenige vorbereiten? Sebastian Gocker will niemanden abschrecken, „denn das muss jeder für sich entscheiden. Schließlich hat man einen Beruf und ein Privatleben“. Im vergangenen Jahr habe er mehr Einladungen angenommen, weil er einige Veranstaltungen unbedingt noch einmal erleben wollte. Auf jeden Fall Pflichttermine sind der Bockbieranstich oder Brauereifeste vor allem auch das Genussfestival, das in seiner Amtszeit „geboren“ wurde. Dass das bisher so gut ankam, freut ihn sehr. „Aber die richtig großen Bierfeste sind zum Beispiel in Pfaffenhofen, Ingolstadt oder Nürnberg. Zwei Wochen – das ist bei uns ja unvorstellbar.“
Besondere Termine machen Spaß
Andere Teilnahmen müsse man sich überlegen, aber vieles sei eben auch etwas Besonderes. Die Grüne Woche in Berlin ist so ein besonderes Erlebnis oder das Apfelblütenfest in Südtirol. „Da ist schon viel Spaß dabei“, sagt er.
Die Brauereien wissen, was sie an ihm haben. „Die Unterstützung ist super“, erklärt Sebastian Gocker und ist sich bewusst, dass er eine Werbefigur für das Bier aus dem Landkreis Haßberge darstellt. Und er „exportiert“ das Haßberge-Bier sogar bis zu neuen Bekannten bei Ingolstadt. Getragen wird die Figur des Bierprinzen von den Brauereien Göller in Zeil, Roppelt in Trossenfurt, Hartleb in Maroldsweisach, Raab in Hofheim, Bayer in Theinheim und von der Schlossbrauerei „Zeitlos“ in Oberschwappach.
Unzählige Begegnungen hatte der Bierprinz in diesen drei Jahren. Meist war er dabei Hahn im Korb, etwa beim Empfang für die Majestäten im Bayerischen Landtag: über 80 Prinzessinnen und Königinnen und der Bierprinz mittendrin. Die männlichen Majestäten sind rar gesät. Den Thüringer Bratwurstkönig gibt es, aber auch im Bierbereich steht Sebastian als einziger Mann neben der Hopfen- und der Bayerischen Bierkönigin.
Aus dieser Situation hat Sebastian Gocker eine Tugend gemacht: Kaum eine der fränkischen Weinprinzessinnen schlägt seine jährliche Einladung zu einer Brauerei-Besichtigung aus. Schließlich kommt auch er gerne zu Weinfesten – in Sand, Zeil und Oberschwappach gehört er ohnehin selbstverständlich dazu.
Sommelier und Botschafter
Neben seinem eigentlichen Beruf hat sich Sebastian Gocker in Sachen Bier mittlerweile weitergebildet. Er hatte bereits seinen „Bierbotschafter“ bei der IHK abgelegt, seit vergangenen November ist er auch Biersommelier. Und er besitzt eine mobile Brauerei, mit der er Braukurse anbietet. Langweilig wird es ihm also nicht werden, wenn er am 25. Januar abdankt und das Amt, das er geformt hat, weitergibt.
Bewerbungen können bis 1. Oktober beim Regionalmanagement des Landkreises Haßberge eingereicht werden: tabellarischer Lebenslauf, ein Foto und ein Anschreiben, das die persönliche Eignung deutlich macht, genügen dafür. Ansprechpartnerin ist Sonja Helmerich Tel. (0 95 21) 273 44, E-Mail: sonja.helmerich@hassberge.de.