Wochenend und Sonnenschein. Und dazu die Aussicht, im Rahmen einer dreistündigen Wanderung von Günther Oltsch Spannendes über den winterlichen Steigerwald zu erfahren. 25 Interessierte ergriffen kürzlich die Gelegenheit, und der Routinier zog einige Register seines Wissens.

Der Zunderschwamm, Meilenstein in der Menschheitsgeschichte
Der Begriff "das brennt wie Zunder" ist vielen Menschen geläufig. Ultsch erzählte von dessem Ursprung, der 10.000 Jahre in die Menschheitsgeschichte zurückreicht: Der Zunderschwamm, ein Pilz, befällt bevorzugt geschwächte Buchen. Innerhalb seiner harten Schale liegt ein weicheres Gewebe, das, mit Urin durchsetzt und danach wieder getrocknet, die beachtliche Eigenschaft besitzt: Es wird sehr leicht entflammbar, glimmt dann vor sich hin. Feuerstein und Zunder wurden zu Begleitern der Menschen, auch Ötzi trug beides bei seiner Wanderung mit sich.

Die ökologische Bedeutung des Pilzes sei elementar. Er besitzt die Eigenschaft, Holz zu destabilisieren; ein wesentlicher Prozess im Naturkreislauf der Erde, da er perfekt geeignet sei zur erfolgreichen Verwandlung von Holz in Humus. Er selbst ist wieder Wirt für allerlei Getier.
Es klopft im Wald: der Specht auf Wohnungssuche
Spechte sind Einzelgänger, Männchen und Weibchen wohnen und schlafen getrennt, doch sie finden sich im Frühjahr zusammen, um eine Kinderstube einzurichten. Nicht ohne heftige Machtkämpfe ginge die Auswahl des geeigneten Zuhauses zuweilen zustatten. Doch einmal geeinigt, würden sie sich einträchtig, liebevoll und gemeinsam für das Wohl ihrer Kinder sorgen. Jahr für Jahr werde die Wochenstube von den Eltern auf den Prüfstand gestellt, nach einigen Jahren müsse eine neue Höhle her.

Die Spechte sorgen vor: Sie erkennen im Rahmen ihres Klopfens, welcher Baum kernfaul sei, und sehen ihre Zeit gekommen. Für den Menschen erscheint der Baum noch in einem prächtigen, gesunden Zustand, doch der Waldbewohner wisse es besser und handele. Vater und Mutter picken, fügen ihm an der Rinde kleine Verletzungen bei, herabfließendes Wasser dringt ein, Getier siedelt sich an, das Holz wird an dieser Stelle morsch. Die Natur tut ihr Übriges. Nach einigen Jahren sei dann für die Jungen ein neues Zuhause geschaffen, und der Specht kenne die Standorte dieser potenziellen Höhlen genau.
Der Wald im Wandel der Zeit
Oltsch wandert voran, weist immer wieder auf Stellen hin, die auf den Wandel der Zeit hinweisen: ein eingewandeter Pilz setzt den Eschen zu, lässt deren Triebe verkümmern. Die Larven des Eichenprachtkäfers, Speise für den Specht, leben unter der Rinde der Eiche. Die Rinde fällt ab, der Eichenstamm erkrankt; erkennbar an einer Rotfärbung des Stamms. Viele Buchen fielen dem menschlichen Bedarf zum Opfer.

Das Wasservolumen der Quellen nimmt ab, oftmals bis zum Versiegen. Der Forst habe Tümpel zur Wasserrückhaltung angelegt, diese entwickelten sich zu wertvollen Lebensräumen. Das Moos zeigt sich in frischem Grün, leuchtet in der Sonne. Vorbei geht es an Spuren von herman de vries, an einem goldenen Punkt, der auf die besondere Stimmung der Umgebung aufmerksam machen soll, und später auf die Inschrift "change and chance".
Panoramaschaukel
Ein ehrwürdiger Birnbaum zeigt sich in edler Pracht. Und gegen Ende der Wanderung stößt die Gruppe auf die Panoramaschaukel bei Obersteinbach. Genuß pur: die Sonnenstrahlen, der Ausblick, die schaukelnde Bewegung.


Organisiert hatte das Ereignis das Umweltbildungszentrum (UBIZ) in Zusammenarbeit mit der Bund Naturschutz Kreisgruppe Bamberg im Rahmen der sogenannten BayernTourNatur. In einigen Wochen wird Oltsch zu Baumriesen führen. Teilnehmer Roland Spiegel aus Eschenau: "Ich war schon 15 Mal bei solchen Wanderungen dabei, wenn es klappt, bin ich wieder dabei!".



