Am vergangenen Wochenende trafen sich Freunde und Bekannte am Hof der Familie Lehnert in Brünn, um beim Dreschtag mitzuhelfen und zuzusehen. Die verschiedensten Dreschinstrumente standen dort schon bereit: Von einem Mäher, der von Pferden gezogen wird, über den Mähbinder bis hin zu einem vom Schlepper gezogenen Mähdrescher und verschiedensten anderen Mähdreschern. Zunächst mussten die beiden Pferde „Wilde Rose“ und „Wilddieb“ aus Höchstädten vor den Mäher gespannt werden, mit dem sie dann Getreide ernten sollten. War dies geschehen, machte man sich auf den Weg zum Acker, der außerhalb des Ortes an der Straße Richtung Bischwind liegt.
Die Lehnerts hatten schon lange die Idee, einmal so einen Feldtag zu machen, der die Entwicklung der Getreideernte aufzeigt. Heuer würde dies genau passen, da für den 21. Mai 2016 schon ein Oldtimer-Bulldogtreffen in Brünn angedacht ist, für das die Garben zum Ausdreschen benötigt werden. Zudem werden auch im Gerätemuseum Ahorn für das dortige Museumsfest am 19. und 20. September Garben gebraucht. So konnte man die Idee des Feldtags damit verbinden. „Außerdem haben wir die Geräte ja am Hof, die die Entwicklung aufzeigen. Es ist schön, dass sie jetzt auch mal zum Einsatz kommen“, freut sich Walter Lehnert, der begeisterter Sammler von Oldtimer-Traktoren und historischen Landmaschinen ist.
Strahlender Sonnenschein und Temperaturen um die 25 Grad boten optimales Dreschwetter. Nach kleinen Startschwierigkeiten hatten die Pferde den Dreh raus und zogen den Mäher über das Getreide – so wurde vor über 100 Jahren Getreide geerntet. Auf dem Mäher saßen zwei Personen, zum einen der Kutscher und zum anderen ein Helfer, der das vom Mäher gesammelte Getreide von der Ablage abstreift, wenn die Menge für eine Garbe erreicht ist. Hinterher laufen die anderen Erntehelfer und binden das gemähte Getreide zu Garben. Diese wurden früher auf den Hof gefahren und dort auf den Dachböden der Scheunen eingelagert, bis sie im Winter mit Dreschflegeln oder später durch Dreschmaschinen ausgedroschen wurden.
Bevor der sogenannte Mähbinder zum Einsatz kam, wurde auch gezeigt, wie noch viel früher per Hand das Getreide gemäht wurde. Mit der Sense mähen hört sich vielleicht einfach an, will aber trotzdem gelernt sein. Auch hier gingen Frauen hinterher und banden die Getreidehalme per Hand zu Garben.
Als weitere Entwicklungsstufe in der Getreideernte war ein Fahr-Mähbinder an der Reihe. Er wurde von einem Güldner Toledo gezogen, den Walter Lehnert steuerte. Von Traktoren gezogene Mähbinder wurden vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Der Traktor fährt am Getreide entlang, während der Mähbinder versetzt dazu das Getreide mäht, in die Maschine befördert und dort automatisch zu Garben zusammenbindet. Auf der anderen Seite kommen dann die fertig gebundenen Garben heraus. Dies war damals schon eine enorme Arbeitserleichterung für die Bauern. Hinter dem Mähbinder fuhr gleich ein Güldner ADN mit Anhänger. Ein Erntehelfer reichte mit einer Gabel die Garben auf den Hänger, wo sie ordentlich gestapelt wurden.
Im Anschluss kam ein Lanz Mähdrescher MD 18 S aus den 1950er Jahren zum Arbeitseinsatz. Im Prinzip funktioniert dieser schon wie moderne Mähdrescher heute. Das Getreide wird gemäht und in die Maschine befördert. Die Körner werden aus den Ähren gedroschen und von Spreu und Stroh getrennt. Der Mähdrescher verfügt schon über eine Presse, die das Stroh zu Bündeln presst. Das Getreide gelangt jedoch nicht wie bei modernen Mähdreschern in einen Tank, sondern wird gleich abgesackt. Auf dem sogenannten Absackstand, wo die Säcke an der Maschine hängen, muss immer mindestens ein Helfer stehen, um den Dreschvorgang und Füllstand der Säcke zu kontrollieren. Dann wurde mit einem an den Schlepper angehängten Claas-Mähdrescher geerntet. Dieser funktioniert wie ein gewöhnlicher Mähdrescher und hat auch schon einen Körner-Tank. Die Körner werden so im Anschluss auf einen Anhänger geladen. Der einzige Unterschied ist, dass er nicht selbstfahrend ist, sondern von einem Traktor gezogen werden muss. Solche Geräte wurden in den 1960er und 1970er Jahren gebaut.
Letztendlich kamen noch zwei selbstfahrende Massey Ferguson Mähdrescher aus den 1970er Jahren zum Ernteeinsatz. Hier merkte man deutlich den Geschwindigkeitsgewinn beim Dreschen in den vergangenen 100 Jahren. Eine Fläche, für die die Pferde vorher Minuten gebraucht haben, ernten die Mähdrescher in Sekunden. Auch haben die Helfer gespürt, welch eine Knochenarbeit die Getreideernte früher war.
Freilich ist sie auch heute noch eine staubige Angelegenheit. Doch das Mähen mit der Sense, Binden der Garben per Hand, Aufsammeln und Einlagern der Garben und Dreschen mit Flegel oder Dreschmaschinen wird heutzutage alles von einer einzigen Maschine in einem einzigen Arbeitsgang erledigt.
Der Feldtag bot optimale Gelegenheit, um sich über das Dreschen früher auf den eigenen Höfen auszutauschen und auch für die Kinder war er eine Attraktion.