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FATSCHENBRUNN: Ein Acker voller alter Scherben

FATSCHENBRUNN

Ein Acker voller alter Scherben

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    Für manche ist es nur ein Dorf wie jedes andere, doch für Archäologen ist Fatschenbrunn etwas Besonderes. Zwar stehen im Ort selbst viele Häuser aus den 70er Jahren, für die alte Gebäude abgerissen wurden. Doch an den Fluren um den Ort herum hat sich hier viel weniger verändert, als in anderen landwirtschaftlichen Gebieten. Während anderswo Äcker zusammengelegt und auf Landwirtschaft im großen Stil umgestellt wurden, sorgten die vielen Kleinbauern und Nebenerwerbslandwirte dafür, dass alte Strukturen weitgehend erhalten geblieben sind.

    Für Leute, die die Vergangenheit erforschen, ist der Ort im Steigerwald somit besonders interessant, denn je unveränderter der Boden ist, desto mehr lässt sich aus ihm über die Vergangenheit erfahren. Wie bereits im letzten Jahr waren die Forscher der Uni Bamberg auch in diesem Frühjahr wieder auf den Äckern bei Fatschenbrunn unterwegs. „Wir sind dieses Jahr weniger Leute als letztes Jahr. Es hängt halt auch immer davon ab, wie viele Studenten grade einen Praktikumsschein brauchen“, erzählt der Archäologe Dr. Patrick Cassitti. Dennoch hat er es geschafft, zusammen mit seinen Studenten und einigen interessierten Helfern aus dem Landkreis Haßberge den rund 0,7 Hektar großen Acker in drei Tagen abzusuchen.

    Dafür suchen die Mitarbeiter auf dem Boden systematisch nach Fundstücken. Zum größten Teil handelt es sich um Keramik und Ziegel. Daneben finden sich auch Gegenstände aus Metall oder Kunststoff sowie Glasscherben. Auf den Acker gekommen sind diese Dinge dadurch, dass Bauern früher oft Dinge, die sie nicht mehr brauchten, einfach auf den Misthaufen warfen und die dann beim Düngen auf dem Feld landeten.

    Die Fundstücke werden dann in handelsübliche Brotzeittüten gepackt, aber vorerst am Fundort liegen gelassen. Später bestimmen die Mitarbeiter zu jedem einzelnen Stück den genauen Ort, an dem sie es entdeckt haben, bevor sie die Funde einsammeln.

    „Zur Auswertung sind wir noch nicht gekommen“, berichtet Cassitti. Diese soll im Frühjahr beginnen. Die Dichte und Datierung der Funde könnte besonders für die Landwirtschaftsgeschichte interessant sein. Sollten besonders viele Funde aus einer bestimmten Zeit stammen oder auf einem bestimmten Bodentyp auftauchen, würde das dafür sprechen, dass gerade in dieser Zeit oder auf diesem Bodentyp besonders stark gedüngt wurde.

    Besonders freut sich Cassitti über eine Partnerschaft mit der Uni Erlangen. Dort arbeiten sie mit Geologen und Bodenkundlern zusammen, die den Untergrund untersuchen. Mittlerweile haben die Archäologen auch eine Datenbank erstellt, in der sie die Ergebnisse der verschiedenen Fachrichtungen zusammentragen wollen.

    Die Struktur der Felder ist nicht das einzige, was in Fatschenbrunn noch sehr ursprünglich erhalten geblieben ist. Derzeit läuft ein Projekt, bei dem es darum geht, alte Obstbaumsorten zu erhalten, die es teilweise nirgendwo anders mehr gibt. Hierfür kartiert Dr. Beate Bugla vom Amt für Ländliche Entwicklung die Bäume und bestimmt ihre Sorten. Rund 600 Bäume hat sie bisher kartiert, 300 davon gehören zu alten, seltenen Sorten. Das Ziel ist, Setzlinge zu gewinnen, um den Fortbestand der Baumsorten ermöglichen zu können. „Die Schwierigkeit ist, dass es für den, der es anbaut, nicht lukrativ ist“, sagt Franz Hümmer aus Fatschenbrunn. Das Ziel, so sagt er, sollte der Versuch sein, einen Garten mit den alten Baumsorten anzulegen, um sie dort der Öffentlichkeit zu präsentieren.

    Gepflanzt wurden die alten Baumsorten, die heute noch in Fatschenbrunn stehen, in verschiedenen Pflanzperioden, die sich auch in der Literatur wiederfinden. Demnach liegt die jüngste Periode 60 bis 70 Jahre zurück. Die ältesten Bäume, die heute noch stehen, dürften um das Jahr 1850 gepflanzt worden sein. Hümmer beschreibt zudem eine Besonderheit der Bäume in Fatschenbrunn: Im Gegensatz zu anderen Orten haben die Bäume hier einen ungewöhnlich geringen Stammumfang, so dass auch ältere Bäume noch sehr zierlich wirken.

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