Gerade einmal zwei Wochen vor dem ersten Auftritt setzt sich der Kreative an den Schreibtisch. Doch dann werden es „mitunter harte Nächte“. Ziel ist eine Rede mit 200 Zeilen. Doch regelmäßig schießt er über das Ziel hinaus. Das Reimen ist Sache des Talents. Dass er dieses hat, weiß sein Publikum und auch er. Über die Form muss er sich keine großen Gedanken machen. Dass ihm die Reime aus der Feder fließen, zeigt sich auch daran, dass er auf dieses Thema gar nicht eingeht. Er hat es halt und muss sich darüber nicht den Kopf zerbrechen.
„Der kreative Prozess ist es, die Figur und die Themen zusammenzubringen“, erklärt der vielfach dekorierte Redner. Ob Postbote, Golfer, Vampir oder Scheich – Kuhn ist schon erfolgreich in viele Rollen geschlüpft. Das Wichtigste sei dabei der eigene Standpunkt. Dieser müsse konsequent durchgehalten werden. Was er damit meint, zeigt er an einem Beispiel: Ein Gast ruft den Kellner: „Herr Ober, in meiner Suppe schwimmt eine Fliege.“ Der Ober schaut kurz. „Nicht mehr lange. Sehen Sie die Spinne am Tellerrand?“, antwortet der Ober. Ein Witz, der immer auf eine andere Weise witzig sei, je nachdem, ob man ihn aus der Sicht des Gastes, des Obers oder der Fliege erzählt. Schlechte Büttenredner wechselten häufig die Sichtweise, meint Kuhn, womit sie die eigenen Figur in Frage stellten. Für Kuhn sind Feinheiten ganz wichtig, Grundsätzliches sowieso, denn es komme darauf an, ob das Publikum mit oder über – gewollt oder ungewollt – den Redner lache. Wischiwaschi habe bei einer politischen Büttenrede nichts zu suchen.
Die Reden von Peter Kuhn sind politisch, nie parteipolitisch und so sieht er auch sich selbst. „Ich mag nur die Extremen nicht, weder die extreme Linke, noch die extreme Rechte“, sagt er. Positives wie Negatives findet er ansonsten bei allen Parteien.
Alles Eigenbau
Zuträger braucht Kuhn nicht. Seine 18 Büttenreden „sind komplett Eigenbau.“ Für die Themenwahl zieht er die Jahresrückblicke im Spiegel und in der Volkszeitung als Stütze heran. Duden, Pointenbuch und Lexika sind weitere Hilfsmittel. „Die Themen, die rein sollen und die rein müssen, sind oft andere als die, die ich rein haben will“, schmunzelt Kuhn. Die Auswahl sei ein mitunter schmerzhafter Prozess, die Länge der Session und die Aktualität der Themen seien wichtige Kriterien.
Wie fängt man eine gute Büttenrede an? Das „Helau, Grüß Gott und guten Abend“ ist Kuhns Markenzeichen. Markenzeichen und ein Einstieg, auf den es schwer sei, Reime zu finden. Diese Hürde zu meistern, sei stets eine Herausforderung. „Helau, Grüß Gott und guten Abend“ muss aber auch so verpackt werden, dass es zur Figur passt, etwa zu der des Punkers im Jahr 2001.
Quer durch Deutschland
In 18 Jahren als Büttenredner war der Star von Fastnacht in Franken in ganz Deutschland unterwegs, auch ein durchwachsener Ausflug zum Düsseldorfer Karneval war dabei. 603 Mal stand der 45-jährige in der Bütt. „Die Unterfranken sind das lebendigste Volk in Franken“, sagt Kuhn. Am Ende der Veranstaltung verteilt er Seelenbalsam für seine Faschingsgesellschaft, die Schwarze Elf: „Man muss nur mal auswärts gehen, um zu sehen, was man an der Schwarzen Elf hat. Vom Niveau und der Professionalität her seid ihr unerreicht.“