„Sonntagskinder sind Glückskinder, heißt es. „Auf mich trifft das zu“, sagt Rudolf Merz. Er wurde am Sonntag, 17. März, des Jahres 1929 geboren und feierte – wiederum an einem Sonntag – im Kreise seiner Familie seinen 90. Geburtstag. Mit Humor und einem ausgezeichneten Gedächtnis blickt er auf die neun Jahrzehnte zurück.
„Am Ende muss man sagen können: 'Was ich getan habe, habe ich gern getan und es war schön'“. Er könne dies im Rückblick auf sein Leben jetzt schon sagen. Dabei waren Kindheit und Jugendzeit des in Schweinfurt als Sohn von Elsa und Georg Merz geborenen Rudolf alles andere als rosig. „Der Vater war arbeitslos. Wir waren einfach arm.“ Als neunjähriger Bub verpackte er Hefe, die er zuvor vom Bahnhof geholt hatte, und lieferte sie an Bäckereien aus. Bis nach Sennfeld und in die Gartenstadt zog er seinen Karren. Als Lohn gab es Gebäck vom Vortag - ein Festessen für die Familie. „Da war ich der König“, erinnert Merz sich lachend.
Bis zur Rene bei den „Schweden“
Mit 14 Jahren, einen Tag nach seiner Konfirmation, musste er in der Fabrik bei SKF zur Arbeit antreten. „Bei den 'Schweden' bin ich bis zur Rente geblieben.“ Während seine Eltern nach Aidhausen evakuiert wurden – Mutter Elsa stammte aus dem Ort –, blieb der Jugendliche allein in der Ruine des Hauses. „Ich musste ja in die Fabrik“. Das Schlimmste seien die Angriffe gewesen. Noch kurz vor Kriegsende kam sein Stellungsbefehl. Als Merz von einer Nachbarin erfuhr, dass ihn die Militärpolizei aufgrund eines Missverständnisses schon suche, „lief ich nach Aidhausen und meldete mich nicht mehr. Acht Tage später waren die Amis da.“ Ein bisschen Glück müsse man eben im Leben haben, sagt Merz.
Glück hatte er auch bei Hilde Heusinger aus Aidhausen, die er 1952 heiratete. Drei Jahre später kam Tochter Waltraud zur Welt. Sohn Klaus machte 1958 die Familie komplett. Bis das Quartett Anfang der 70er Jahre ins eigene Haus zog, lebte die Familie bei den Eltern der Ehefrau.
Singen und Musik als Leidenschaft
Rudolf Merz engagierte sich in der Kirchengemeinde, war Mitglied im Kirchenvorstand, im Sport- und im Gesangverein. „Singen und Musik waren meine Leidenschaft.“ Gerne hätte er das auch beruflich gemacht, „aber mit dem Krieg war das alles aus.“ Bei den Montagsturnern, die er nach seiner Kur 1980 zusammen mit dem damaligen Aidhäuser Arzt Dr. Boesmann ins Leben rief, ist er noch heute Kassier.
1984 verstarb seine Frau. Doch noch einmal war Rudolf Merz das Glück hold. Acht Jahre später lernte er seine jetzige Lebenspartnerin Elsa Röhner kennen. Mit ihr nimmt er noch immer rege am Dorfleben teil, sei es am Donnerstagsessen in der Mehrgenerationenwerkstatt oder an anderen Veranstaltungen. „Wenn etwas ist, muss man auch hin.“ Auch die tägliche Autofahrt nach Hofheim, mal zum Einkaufen, mal auf einen Kaffee, ist dem Senior wichtig.
„Das Miteinander ist immer das Schönste“, sagt Rudolf Merz an seinem Ehrentag und freut sich über einen engen Kontakt zur Familie, zu der inzwischen auch drei Enkel und drei Urenkel gehören. (gkl)