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HAßFURT: Ein „Defi“ für die Mittelschule Haßfurt

HAßFURT

Ein „Defi“ für die Mittelschule Haßfurt

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    Jochen Müller, der Vorsitzende des Vereins „Bürger retten Leben“ (links), nahm in Gegenwart von Schulleiter Matthias Weinberger (rechts) den Spendenscheck über 777,50 Euro von dm-Filialleiterin Inessa Michaelis dankend entgegen.
    Jochen Müller, der Vorsitzende des Vereins „Bürger retten Leben“ (links), nahm in Gegenwart von Schulleiter Matthias Weinberger (rechts) den Spendenscheck über 777,50 Euro von dm-Filialleiterin Inessa Michaelis dankend entgegen. Foto: Foto: Christian Licha

    „Bürger retten Leben“ ist der Name des Vereins, der sich jetzt auch in Haßfurt dafür einsetzen will, Menschenleben zu retten. Dies soll durch die Aufstellung von Defibrillatoren („Defis) an öffentlich zugänglichen Orten geschehen. Als erster Schritt soll die Mittelschule Haßfurt so ein Gerät bekommen, das bei einem Kammerflimmern des Herzens gute Dienste leistet und die Überlebenschancen nach einem Herzinfarkt steigert.

    Am Donnerstag konnte Jochen Müller, der Vorsitzende des nach eigenen Angaben gemeinnützigen Vereins mit Sitz im schwäbischen Kissing, eine Spende des dm-Drogeriemarktes in Haßfurt entgegennehmen. Anlässlich einer Aktion im November, dem sogenannten Giving Friday, wurde dafür geworben, dass fünf Prozent der Tageseinnahmen einem guten Zweck zugeführt werden. Nun konnte Filialleiterin Inessa Michaelis bei ihren Kunden für die rege Teilnahme bedanken und einen Scheck in Höhe von 755,50 Euro übergeben. Dieser Betrag fließt im vollen Umfang in die Beschaffung des Defibrillators für die Mittelschule ein, sagte Jochen Müller und betonte, dass die zur Verfügung gestellten automatisierten externen Defibrillatoren (AED) des Typs „HeartSine PAD 500“zur Oberklasse gehören und 2000 Euro kosten würden.

    Jeder Laie kann damit umgehen

    „Jeder Laie kann mit diesem Gerät umgehen“, so Müller. Die Handhabung sei denkbar einfach und außerdem genau beschrieben. Der AED misst die Druckstärke und die Geschwindigkeit und fordert auch dazu auf schneller oder langsamer das Gerät anzuwenden, wenn es nötig erscheint. Ende Februar oder Anfang März ist außerdem in der Mittelschule für Schüler und Lehrer ein „Kardio-Day“ geplant, bei dem die Funktionsweise vorgeführt und über das Thema Herzinfarkt aufgeklärt wird, das durchaus auch junge Menschen betreffen kann. Schulleiter Matthias Weinberger zeigte sich froh, dass seine Schule dazu auserwählt wurde: „Wir haben ein herzkrankes Mädchen an unserer Schule und da ist es sehr sinnvoll, einen Defibrillator direkt im Haus zu haben“.

    Anzeigen für Infozeitung

    Auch weitere Standorte in Haßfurt sind angedacht, wenn sich die Geschäftsleute im ausreichende Maße beteiligen. Diese spielen nämlich hierbei eine große Rolle, denn sie sollen mit der Schaltung von Anzeigen die Laien-Defis finanzieren. „Es wird eine Infozeitung an alle Haushalte verteilt, in dem alle Standorte verzeichnet sind und auch die Benutzung der Geräte noch mal erklärt wird“, erklärte Müller. In dieser Zeitung sollen dann die Anzeigen der Firmen erscheinen.

    Es gibt schon öffentliche Geräte

    Schon heute gibt es in der Kreisstadt öffentliche Defibrillatoren. So zum Beispiel im Bürgerbüro, der Volkshochschule und der Berufsschule. In jüngster Zeit haben sich auch zwei Firmen einen AED auf eigene Kosten beschafft, der zu den üblichen Geschäftszeiten auch der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Die Sanitärfirma Wagenhäuser in der Philipp-Reis-Straße sowie die KAT Kraus Automatisierungstechnik GmbH in der Ottostraße sahen darin einen großen Nutzen zum Wohle ihrer Mitarbeiter und bei Notfällen in der Umgebung des Firmensitzes. Silvia Kraus-Besendorf, die Geschäftsführerin der KAT Kraus Automatisierungstechnik GmbH, sagte in einem Gespräch mit dieser Redaktion, dass man schon lange darüber nachgedacht hatte, einen Defibrillator anzuschaffen. Der Besuch eines Vertreters des Vereins „Bürger retten Leben“ kam dann sehr gelegen und man beschloss spontan, neben der Schaltung einer Anzeige in der Infozeitung auch ein eigens Gerät zu kaufen. „Wir möchten auch so etwas wie eine Vorreiterrolle einnehmen und andere Firmen dazu animieren uns zu folgen“, sagte Kraus-Besendorf angesichts der erschreckenden Zahlen von Sterbefällen nach einem Herzinfarkt, die in Deutschland bei 100 000 bis 200 000 Menschen pro Jahr liegen.

    Alle Mitarbeiter wurden auch geschult und sind somit für den Ernstfall bestens vorbereitet. Am Firmengebäude wird demnächst auch ein Hinweisschild angebracht, so dass zu den Geschäftszeiten auch externe Personen auf des lebensrettende Gerät haben. Zusätzlich wird die Firma in der App „Cisali“ von Citizens save live eingetragen, auf der alle Standorte verzeichnet sind.

    Kritische Stimmen

    In der Vergangenheit gab es aber auch kritische Stimmen. So ist unter Merkur.de ein Zeitungsartikel vom 13. Oktober 2016 zu lesen, in dem ein Geschäftsmann aus Garmisch-Partenkirchen das Geschäftsmodell des Vereins „Bürger retten Leben“ in Zweifel zieht. In diesem Bericht wird vermutet, dass der Erlös von den verkauften Anzeigen für die Infozeitung nur teilweise direkt in Defibrillatoren investiert wird, denn eine Medienfirma ging im Auftrag des Vereins hausieren und vermittelte die Anzeigenaufträge.

    Der Vereinsvorsitzende Jochen Müller kann den Groll nicht nachvollziehen, steht in diesem Zeitungsbericht und weiter heißt es dort: „Die Gelder einzutreiben, das könne der Verein, der sich auch bei den Gesundheitstagen engagiert sowie Infoabende und andere Herz-Veranstaltungen organisiert, in dieser Größenordnung nicht leisten. „Wikom“ (Anmerkung: die Medienfirma) bekomme je nach Leistung einen Anteil – und der halte sich in Grenzen. Genaue Zahlen will er nicht nennen. Ansonsten würden die Spenden eins zu eins an den Verein und schließlich in die lebensrettenden Geräte fließen.“

    In einem Gespräch mit dieser Redaktion drückte auch ein Haßfurter Geschäftsmann, der seinen Namen in diesem Zusammenhang nicht in der Zeitung lesen wollte, seine Bedenken aus. Er stünde solchen Sponsoring-Aktionen grundsätzlich skeptisch gegenüber, so der Inhaber eines Einzelhandelsgeschäftes, denn man lese oft, dass bei dererlei Projekten nicht das ganze Geld dort ankomme, wo man es sich wünscht.

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