Die evangelische Himmelfahrtskirche in Zeil am Main platzte am Sonntagmorgen aus allen Nähten. Grund für den guten Besuch: Das in unmittelbarer Nähe zur Kirche entstandene Gemeindezentrum "Johannes-Flinner-Haus" wurde mit einem Festgottesdienst offiziell seiner Bestimmung übergeben. Pfarrerin Claudia Winterstein freute sich, so viele Gäste begrüßen zu dürfen, allen voran Regionalbischöfin Dorothea Greiner aus Bayreuth, die die Festpredigt hielt. Den Gottesdienst umrahmten Dekanatskantor Matthias Göttemann an der Orgel und Jürgen Koch an der Trompete.
"Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus" – den Bibelvers aus dem ersten Korintherbrief stellte die Regionalbischöfin mit Blick auf den Neubau in den Mittelpunkt ihrer Predigt. Die Aussage der Bibel passe zur Einweihung des Gemeindehauses, das auf tragendem Fundament stehe. Der Traum vieler Gemeinden, ein Gemeindezentrum in der Nähe der Kirche zu haben, sei in Zeil nun Wirklichkeit geworden. Als Gemeinschaft derer, die an Christus glauben, brauche es laut Greiner Raum, um Gemeinschaft zu pflegen.
Die Regionalbischöfin ging näher auf den Namensgeber des Hauses, Johannes Flinner, ein. Der Zeiler Heimatforscher Ludwig Leisentritt hatte dazu im Vorfeld recherchiert. Es sei laut Greiner eine gute Idee, das Haus nach einem bibelfesten Christen zu benennen, zumal er ein gebürtiger Zeiler war. Flinner wurde 1520 in Zeil am Main geboren. Drei Jahre später wurde Zeil protestantisch – bis zur Gegenreformation im Jahr 1598. Trotzdem begann Flinner 1535 sein Studium an der streng katholischen Universität Ingolstadt. Dort wurde er von den reformatorischen Ideen erfasst, wechselte nach Augsburg und wurde evangelisch und zum Reformator.

Das Gemeindehaus nach einem Reformator zu benennen, habe in Zeil laut Regionalbischöfin gewiss keinerlei antiökumenischen Anklang. Vielmehr habe das gute ökumenische Miteinander in der Stadt Tradition. Die Segensworte für die anschließende Einweihung des neuen Gebäudes sprachen dann auch in ökumenischer Verbundenheit Regionalbischöfin Dorothea Greiner, Pfarrerin Claudia Winterstein und Pastoralreferentin Sandra Lohs. Die Stadtkapelle Zeil umrahmte die Segensfeier musikalisch.
"Jetzt muss das Gemeindezentrum mit Leben erfüllt werden."
Dorothea Greiner, Regionalbischöfin
"Jetzt muss das Gemeindezentrum mit Leben erfüllt werden", sagte die Regionalbischöfin. Den Anfang machte der Austausch der Grußworte im Saal des Gebäudes. Pfarrerin Claudia Winterstein ging auf den Bau des Niedrigenergiegebäudes ein, dessen Baukosten sich unter einer Million Euro belaufen. Im Rückblick sei es ein Kraftakt gewesen, das Pfarrhaus zu räumen und zu verkaufen, das Mesnerhaus abzureißen und den Umzug in das von der Stadt Zeil angemietete Übergangsquartier Herpichhäuslein zu bewerkstelligen. Nach zwei Jahren im Übergangsquartier sei die Freude nun groß, diesen historischen Moment der Fertigstellung des neuen Gemeindezentrums mit einem Fest feiern zu können.

Über zehn Jahre hatte sich der Kirchenvorstand mit dem damaligen Pfarrer Hans-Christian Neiber mit der Idee der Verwirklichung eines Gemeindezentrums beschäftigt. Die Bauphase war nach dem Abriss des Mesnerhauses Anfang 2023 relativ kurz. Die Außenanlagen stehen allerdings noch an, sie sollen im Herbst abgeschlossen sein.
Architekt Christoph Gaz aus Bamberg stellte den Bau des in Holzbauweise entstandenen Gebäudes vor. Dabei sei bei der Planung die Beziehung zur Kirche wichtig gewesen. Ebenso standen der vorhandene Baumbestand im Visier und der Blick auf die Kirchenfassade. Laut Architekt sei die Beziehung von Kirche und Gemeindehaus jetzt direkt visuell erfahrbar. Grußworte überbrachten Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann, Sabrina Göckel vom Kirchengemeindeamt, die Firma HolzVogel aus Obertheres und die Erzieherinnen des evangelischen Kindergartens.





