Die Firma Südwerk Projektgesellschaft aus Burgkunstadt möchte entlang der Autobahn 70 im Gemeindebereich von Knetzgau eine Photovoltaikanlage errichten. Dieses Vorhaben stellte Ansprechpartner Manuel Zeller Bosse während der Bürgerversammlung im gut besuchten Pfarrsaal in Knetzgau vor. Aber auch Informationen über richtungsweißende Maßnahmen durch Bürgermeister Stefan Paulus sowie eine teils ausufernde Diskussion bestimmten den Abend.
Eine erste Anfrage der Firma Südwerk für die Aufstellung eines Bebauungsplanes für zwei Freiflächenfotovoltaikanlagen in der Gemarkung Hainert erreichte die Gemeinde bereits im März. Im Mai wurde nun offiziell ein Antrag für die Aufstellung eines Bebauungsplanes am Umfeld des Umspannwerkes in Zell am Ebersberg gestellt und dem Gemeinderat bereits vorgelegt.
Die Freiflächenanlagen sollen in diesem Bereich 12,3 Hektar umfassen. Der Bebauungsplan sollte sich allerdings über eine Fläche von rund 50 Hektar erstrecken, damit je nach Verfügbarkeit der Ackerflächen Ausweichmöglichkeiten bestehen.
Aufgrund des zu erwartenden Ausmaßes wollte Bürgermeister Stefan Paulus die Entscheidung nicht ausschließlich dem Gemeinderat überlassen, sondern die Bürger bei diesem zukunftsweisenden Thema mit ins Boot holen – bei der Bürgerversammlung eben.
In seinen Ausführungen ging Manuel Zeller Bosse von Südwerk auf das Unternehmen, die Planungen und Arbeitsweisen ein. Ziel sei es, fossile Energieträger einzusparen und in ein bis zwei Jahren die Atomkraft zu ersetzen. Die Firma möchte bis 2018 Strom an Kunden für 2800 Haushalte verkaufen. Knetzgau sei durch seine Infrastruktur, die vorhandenen Energienetze und den Anschluss an die Autobahn geeignet für dieses Projekt, in das die Firma Südwerk 10 Millionen Euro investiert.
Beim anschließenden Meinungsaustausch gab es wie im Gemeinderat Befürworter und Gegner. Auf das Argument seitens der Firma, dass es ein Mehrgewinn für die Landwirtschaft sei, erwiderte Landwirt Roland Mäder, dass es in Knetzgau nur noch 650 Hektar landwirtschaftliche Flächen gibt. Wenn diese größtenteils für die geplanten Flächen zur Stromerzeugung auch noch wegfallen, ist man seiner Meinung nach als Landwirt nicht im Vorteil.
Weitere Wortmeldungen gab es genügend, die sachlich vorgebracht wurden und auf die der Redner und Bürgermeister Stefan Paulus eingingen. Es ging unter anderem um die Frage nach Ausgleichszahlungen oder die Sorge um genügend Flächen für die Erweiterung des Industriegebietes. Aber auch ein Befürworter meldete sich zu Wort, der einen Gewinn für Flora und Fauna in der Freiflächenfotovoltaikanlage sieht.
Auf Nachfrage sagte Bürgermeister Paulus, dass die Tendenz für das geplante Projekt im Gemeinderat leicht zustimmend sei. Als weitere Vorgehensweise wird die Gemeinde einen Bebauungsplan aufstellen, bei dem die Einwände der Bürger berücksichtigt werden. Weitere Informationen gibt es in den Gemeindenachrichten. Im Gemeinderat wird dann abschließend über den Antrag der Firma Südwerk abgestimmt.
Bürgermeister Stefan Paulus informierte während des Abends aber auch detailliert über verschiedene Maßnahmen im Gemeindebereich von Knetzgau. Nach dem Abschluss der Sanierungsarbeiten an der Dreiberg-Schule könne man davon ausgehen, dass das freigegebene Budget in Höhe von 14 Millionen Euro nicht überschritten werde.
Die Ausschreibungen für die Gestaltung der Freisportanlage an der Schule sind im Gange. Die Kosten belaufen sich auf eine Dreiviertel Million Euro. Das Gemeindeoberhaupt ging ausführlich auf die Gebührensituation ein. Eine Gebührenanhebung im Gewerbesteuer-Hebesatz erfolgte bereits. Aber auch die anderen Gebühren müssten kostendeckend kalkuliert und entsprechend angepasst werden, um in Sinne einer vorausschauenden Belastung nachfolgenden Generationen gerecht zu werden.
Auch die geplante Errichtung eines „Maininformations- und Erlebniszentrums“ – „MIZ“ stellte Paulus den Bürgern vor. Hier müsse man noch eine Machbarkeitsstudie abwarten, um auf kritische Fragen einzugehen, die während der Versammlung bereits gestellt wurden. Den geplanten Neubau einer gemeindlichen Wohnanlage mit zehn staatlich geförderten Mietwohnungen am Dülbig stellte der Bürgermeister ebenfalls vor. Mit einem staatlichen Förderprogramm möchte die Gemeinde die Situation auf dem Wohnungsmarkt entschärfen. Jürgen Klauer hinterfragte, warum die Gemeinde den gleichen Fehler wie vor Jahren mache und soziale Wohnungen am Rande ausweise. Paulus entgegnete, dass die Gemeinde keine anderen Grundstücke besitze, um dieses Vorhaben zu verwirklichen.
In diesem Zusammenhang machte Klauer den Vorschlag, die alte Schule in Westheim ebenfalls als gemeindlichen Wohnraum zur Verfügung zu stellen.
Weitere Themen des Bürgermeisters waren der Abriss des Webergebäudes in der Hauptstraße in Knetzgau mit Entlastung des Kanals und der Straße. Aber auch auf den Abschluss der Sanierungsarbeiten in der Nähe des gelegenen Umfeldes am Kriegerdenkmal ging Paulus ein. Hierzu äußerte sich Waltraud Reitwießner kritisch, die die Gestaltung des Umfeldes am Turngarten als nicht gelungen bezeichnete. Als Bürgerin von Knetzgau habe sie sich immer für den Erhalt des Kriegerdenkmals an diesem Platz stark gemacht, den sie jetzt als „eiskalte Steinwiese“ bezeichnete, in der man viel Geld vergraben habe. Dem konnte Jürgen Klauer von der Reservistenkameradschaft Knetzgau entgegensetzen, dass es anlässlich des Vereinsjubiläums positive Rückmeldungen von Gästen für Kriegerdenkmal und Umfeld gab.
Da die Diskussion um das schon oft im Focus stehende Thema Kriegerdenkmal aus dem Ufer zu laufen drohte, verbot das Gemeindeoberhaupt der Rednerin schließlich das Wort. Vorausgegangen war der Angriff von Waltraud Reitwießner auf zwei Gemeinderäte, in denen sie das öffentliche WC und die gewendete Tafelinschrift am Mahnmal angeprangert hatte. Nach einigem wörtlichen Tumult bekam Reitwießner Unterstützung eines Bürgers, der Rederecht für jeden forderte. Nachdem sich die Situation wieder stabilisierte, ging der Bürgermeister auf weitere Wortmeldungen zu dem einen oder anderen Thema ein.