Heinz Will ist weltweit der Einzige, der noch einen Neoplan NH 9 L besitzt. "Zumindest den einzigen, der noch fährt", sagt er schmunzelnd. Der Bus-Liebhaber ist ganz aus dem Häuschen, wenn er liebevoll von seinem "braven Mädchen" spricht. Von seiner zweiten großen Liebe, wie er selbst sagt.
"Der Neoplan war mein erster Bus, mit dem habe ich mein Unternehmen 1975 gegründet", sagt der gebürtige Birkenfelder. Knapp eine halbe Million Kilometer waren die beiden unzertrennlich. Ein Herz und eine Seele. "Schließlich war ich im Jahr gute sechs Monate mit dem Neoplan unterwegs, in Europa und auch mal in Nordafrika", sagt er.
Doch dann kam Anfang der 80-er Jahre der Tag, an dem Heinz Will "sein Mädchen" verkaufte. "Der Bus war doch schon ziemlich abgenutzt." Vergessen hat er das neun Meter lange, 170 PS starke Gefährt allerdings nie. "Er ist ein riesengroßer Oldtimer-Fan und hat sich immer einen Oldtimer-Bus gewünscht, so einen wie seinen Neoplan", sagt seine Frau Christiane, die ihren Mann unterstützt, wo sie nur kann.
Auch die beiden Söhne bekamen vom Herzenswunsch ihres Vaters Wind und beschlossen ihm zu seinem 60. Geburtstag, den Heinz Will am 25. Dezember 2004 feierte, ein besonderes Geschenk zu machen. "Fast ein dreiviertel Jahr vor seinem Geburtstag fingen wir an und suchten den Neoplan", erklärt Alexander Will, der Juniorchef des Busunternehmens.
"Wir baten Konrad Auwärter, einen Freund meines Vaters und Chef von Neoplan um Hilfe." Und siehe da: Ein halbes Jahr später war der 34-Sitzer gefunden. Auf einem Schrottplatz, in desolatem Zustand. "Sofort ließen wir ihn in einer Fachwerkstatt in Stuttgart restaurieren, doch das dauerte seine Zeit." So bekam Heinz Will zu seinem 60. vorerst nur einen feuchten Händedruck und das Versprechen auf eine große Überraschung.
Diese Überraschung tuckerte am 27. Juni 2005 in den Hof des Busunternehmens Will in Zeil, wo Heinz Will seinen Augen kaum traute. "Ich war überwältigt, dachte an 1001 Nacht", sagt er immer noch ein bisschen gerührt. Sofort packte er seine Familie ein und machte ein Testfahrt. "Der fuhr hervorragend, fast besser als vorher", sagt er verschmitzt.
Nur selten holt Heinz Will sein grün-gestreiftes Mädchen mit den Panoramafenstern und allerlei Schnick-Schnack - denn schließlich steht das L im Namen des Neoplan für Luxus - aus der Garage. Aber auf keinen Fall im Winter. "Es sei denn, der Papst würde kommen", sagt er lachend. Wenn der Neoplan dann herausgeholt wird, dann sitzt nur einer am Steuer: Heinz Will höchst persönlich. Jemand anderem vertraut er seine große Liebe nicht an.
"Wir fahren manchmal mit dem Auto hinterher, zum Beispiel, als unser Neoplan auf der RDA in Köln war, der größten internationalen Touristik-Messe", sagt Christiane Will. Denn sie hat immer ein bisschen Angst, dass der kleine Bus doch mal stehen bleibt. Schließlich hat die alte Dame bereits 42 Jahre auf dem Buckel.
Doch das ist bisher noch nicht passiert. "Auch wenn es den Berg manchmal nur noch mit 40 Sachen hinauf geht. Im Stich gelassen hat mich der Neoplan noch nie", sagt Heinz Will.