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BURGPREPPACH: Eine Pracht an den Wänden

BURGPREPPACH

Eine Pracht an den Wänden

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    Angenehm kühl sind die Temperaturen. Die Decke des Festsaals im Schloss der Freiherren Fuchs von Bimbach ziert weißer Stuck. Etwas einsam in einer Ecke steht ein Flügel. Sonst sind bis auf einige Stuhlreihen an einer Wand keine Möbel im Raum. Dennoch wirkt der Festsaal nicht karg, denn die mächtigen Wandteppiche an allen Wänden geben ihm eine ehrwürdige Atmosphäre.

    „Oft werden diese Wandteppiche als Gobelins bezeichnet“, sagt Monica von Deuster. Dies sei aber falsch. Denn die Motive seien nicht gestickt, sondern gemalt. Daher müsste es korrekterweise bemalte Wandteppiche heißen, was aber die Teppiche nicht minder interessant macht.

    Von Deuster erinnert sich, wie die Wandteppiche noch vor 20 Jahren ausgesehen hatten. Sie waren am Rande des Verfalls, sagt sie. So machte sich die Schlossherrin an die Wiederherstellung der Teppiche. Noch heute ist sie dankbar über die Hilfe, Beratung und finanzielle Unterstützung, die sie vom Amt für Denkmalschutz bekommen hat.

    Vorsichtig wurden die Teppiche von der Wand abgehangen und abtransportiert. Eine Münchner Firma analysierte die Farben, befreite die Teppiche von Jahrhunderte alten Staubpartikel und verklebte das bestehende Gewebe. Manches war nicht mehr zu retten und neuer Stoff wurde eingesetzt, der aber nicht mehr bemalt wurde. „Ich fand es so ehrlicher“, sagt von Deuster. So könne jeder sehen, was historisch ist. Erst Ende der 90er Jahre war die Restaurierung der Teppiche vollständig abgeschlossen.

    Fachleute schätzen die Entstehungszeit der Teppiche auf das erste Viertel des 18. Jahrhunderts. Die Festsaal wurde 1736 fertiggestellt. Wie dann die Wandteppiche ins Schloss gekommen sind, ist unklar und es ließ sich bislang im Schloss-Archiv nichts finden. „Es gibt keine Rechnung“, sagt die Schlossherrin. Untersuchungen hätten ergeben, dass die Wände damals erst einmal zirka 15 Jahre ohne Teppiche gewesen sein müssen.

    Möglicherweise wurden die Wandteppiche auch extra für das Schloss hergestellt. Aber wie wurden sie bezahlt? Von Deuster weiß, dass der Schlossherr um diese Zeit hochverschuldet war. Wie konnte er dann den Kauf oder die Herstellung dieser prachtvollen Teppiche finanzieren, fragt sie und hofft, dass noch irgendwelche Schriftstücke auftauchen, die Licht in dieses Rätsel bringen.

    Monica von Deuster ist sich sicher, dass der Grund für das Aufhängen der Teppiche nicht nur eine Verschönerung des Raumes gewesen ist. Sie verbesserten nämlich auch die Akustik im Festsaal. Diese Erfahrung hatte von Deuster bei Führungen selbst machen können, als die Teppiche aufgrund der Restaurierung nicht an der Wand hingen. Da hat man kaum das Wort des Nachbarn verstanden.

    Die Motive der Wandteppiche passen in das reichsritterliche Selbstverständnis. Sie zeigen heroische Szenen aus der griechischen und römischen Mythologie und Geschichte – so zum Beispiel Caesar und Kleopatra bei ihrem Triumphzug durch Rom, das Trojanische Pferd, Alexander den Großen beim Sieg über die Perser und Mutius Scaevola, der nach einer römischen Sage als Zeichen seiner Treue zur Stadt Rom seine Hand im Kohlenfeuer verbrennen ließ.

    Online-Tipp

    Weitere Bilder von den Wandteppichen mit den Motiven, vom Schloss und auch einer im Besitz der Familie von Deuster befindlichen mumifizierten Hand im Internet unter www.mainpost.de/lokales/hassberge

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