Es steht noch keinesfalls fest, dass die Landesbaudirektion in Ebern in die ehemalige Kaserne zieht. Es könnte auch ein Platz in der Altstadt sein. Und es muss auch nicht zwangsläufig ein bestehendes Gebäude sein, das für die Behörde umgebaut wird – ein Neubau kommt ebenso in Frage.
Das war vermutlich die einzige wirkliche Neuigkeit, die die Medienvertreter am Freitagnachmittag im Landratsamt von Markus Söder, dem bayerischen Finanz- und Heimatminister, höchst persönlich erfuhren. Söder warb dabei für die Heimatstrategie des Freistaates als „landespolitischste Aufgabe überhaupt“, weil sie verhindere, dass sich die einzelnen Landesteile des Freistaates dauerhaft auseinander entwickelten. „Heimatstrategie heißt Vitalisierung und Stärkung des ländlichen Raumes“, erklärte der 48-jährige CSU-Politiker den Journalisten.
Der promovierte Jurist, der einst selbst als Redakteur beim Bayerischen Rundfunk gearbeitet hat, klärte seine Zuhörer über die vier Eckpfeiler seiner Heimatstrategie auf. Bayern habe aktuell den höchsten kommunalen Finanzausgleich aller Zeiten, was ihm bisweilen im Landtag den Vorwurf einbringe, zu „bürgermeisterfreundlich zu sein.“ Zweitens schrieb Söder sich und der Staatsregierung enorme Fortschritte bei der Digitalisierung auf die Fahnen; als er als Finanzminister angefangen habe, sei schnelles Internet zu 80 Prozent auf die großen Städte beschränkt gewesen. Dank der Breitbandinitiative Bayerns werde aber zum Beispiel auch die letzte Kommune des Landkreises Haßberge spätestens 2018 auf schnellen Datenleitungen online gehen.
Dritter Ansatz zur Stärkung der peripheren Räume sei die Fortschreibung des Landesentwicklungsprogramms (LEP), die es Kommunen fortan leichter macht, Handel, Gewerbe und Technologieunternehmen anzusiedeln – wovon der Einzelhandel wegen der befürchteten Kannibalisierungseffekte aber ausgenommen sei. Schließlich erwähnte Söder mit Blick auf das Nord-Süd-Gefälle im Freistaat die im vergangenen Jahr gestartete Hochschulinitiative für Standorte wie Schweinfurt, Aschaffenburg oder Würzburg. Und weil es in weiten Räumen Frankens keine Unis gebe, habe sich Bayern für die Verlagerung von über 50 Behörden und staatlichen Einrichtungen mit 2000 Beamten und Tarifbeschäftigten und 900 Studenten in die strukturschwachen Gebiete entschieden.
Dass Ebern eine Spitzenbehörde mit 100 qualifizierten Arbeitsplätzen abbekommt, hätten Stadt und Haßbergkreis vor allem auch Landrat Wilhelm Schneider zu verdanken, ließ Söder wissen: „Es gab keine Veranstaltung, bei der er mich nicht darauf hingewiesen hätte, dass jetzt etwas für seinen Kreis gemacht werden muss“, lobte Söder Schneiders Beharrlichkeit. Überhaupt lobten und bedankten sich Söder und seine Parteifreunde Schneider sowie Staatssekretärin Dorothee Bär und Landtagsabgeordneter Steffen Vogel gegenseitig für ihr Engagement in Sachen Behördenzuwachs, allein Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) war da ein wenig außen vor. Er erklärte, er sehe die Landesbaudirektion ein Stück weit als Kompensation für den Verlust von Amtsgericht, Forstamt und Bundeswehr, musste sich aber von Vogel vorrechnen lassen, dass die Ämterstreichung Ebern „netto“ keine zehn Arbeitsplätze gekostet habe.
Vogel kalkuliert demgegenüber jetzt durch die Zugewinn der Landesbaudirektion mit „mindestens noch einmal 100 Arbeitsplätzen“, die im Umfeld der Behörde entstehen. Von deutlich positiven Effekten für Ebern und Umland geht freilich auch Jürgen Hennemann aus: „Ich glaube, dass diese Ansiedlung sehr viele Familien zu uns bringt“, blickte der Eberner Bürgermeister nach vorne und sprach insgesamt von einer „Supersache“ für seine Stadt.
Gut Ding will allerdings Weile haben, denn Minister Söder hat fünf bis zehn Jahren veranschlagt, bis der Umzug in Gänze vonstatten gegangen ist, unter anderem, weil die geeignete Lokalität gefunden sein will und es keine Zwangsversetzungen geben soll. Landrat Schneider war diesbezüglich optimistischer, da ein Umzug von Nürnberg nach Ebern ja etwas anderes sei als zum Beispiel von München nach Wunsiedel.
Schneider hatte keine Scheu, bei seinem hochrangigen Gast im Landratsamt nachzubohren, ob das verwaiste Schloss Gleisenau nicht bei weiteren Behördenverlagerungen berücksichtigt werden könnte, fing sich von Söder aber einen Gegenvorschlag ein: „Wie wäre es, wenn Ihr das Landratsamt Haßberge nach Ebelsbach verlegt und mit mutigen Entscheidungen vorangeht?“ Und abschließend mahnte der Finanz- und Heimatminister, nicht zu vergessen, dass sich im globalen Maßstab auch die peripheren Regionen Bayerns auf Weltniveau befänden – auch wenn das für die Staatsregierung kein Grund sein dürfe, nicht für den entsprechenden Ausgleich innerhalb der bayerischen Landstriche zu sorgen.