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HOFHEIM: Einradfieber bei den Radlern des Hofheimer Turnvereins

HOFHEIM

Einradfieber bei den Radlern des Hofheimer Turnvereins

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    700 Einradler eröffneten mit einer Parade durch Sittard-Geleen die Europameisterschaft in Holland.
    700 Einradler eröffneten mit einer Parade durch Sittard-Geleen die Europameisterschaft in Holland. Foto: Foto: Konstantin Höhne

    Sommerzeit – Ferienzeit. Den Schul- oder Arbeitsalltag vergessen und dem süßen Nichtstun frönen. Doch Ferien vom Einrad?

    Für die Einradler vom Turnverein Hofheim (TV) undenkbar. „Ich kann mir ein Leben ohne Einrad gar nicht mehr vorstellen“, sagt Anna Just (13). Klar, dass mindestens drei der insgesamt 13 Einräder der Familie mit ins Reisegepäck müssen. Zumal auch Bruder Peter (7) und Vater Rainer der Einradleidenschaft verfallen sind.

    Einräder immer im Kofferraum dabei

    „Ich habe meine Einräder immer im Kofferraum dabei“, sagt Michaela Ott. Sie war als eines von 15 Kindern beim ersten Einradkurs des TV im Jahr 2006 mit von der Partie. Inzwischen studiert sie in Coburg, nimmt aber so oft wie möglich am Training in Hofheim teil. Ohne Frage – zur Uni fährt die Studentin selbstverständlich mit dem Einrad.

    Die Hofheimer Einradlerinnen wagten sich auf der Europameisterschaft auch an Disziplinen, die sie üblicherweise nicht trainieren, wie im Bild Pia Koletnik.
    Die Hofheimer Einradlerinnen wagten sich auf der Europameisterschaft auch an Disziplinen, die sie üblicherweise nicht trainieren, wie im Bild Pia Koletnik. Foto: Foto: Konstantin Höhne

    Einradfahren sei etwas Besonders, das einfach nicht jeder kann, sind sich die Hofheimer Einradler einig. „Egal, wo du fährst“, sagt Pia Koletnik, „du wirst immer angeschaut.“ Weil es wohnortnah kein entsprechendes Angebot gibt, fährt die 25-Jährige seit vier Jahren nach Hofheim. Zunächst etwa 30 Kilometer von Fridritt aus, seit ihrem Umzug nach Brebersdorf nimmt sie über 40 Kilometer Anfahrt in Kauf.

    Ein Höhepunkt der Einradsaison in Hofheim war zweifelsohne die Bayerische Meisterschaft im Einrad-Rennen, die der TV in diesem Jahr vom 1. bis 2. Juli ausrichtete. 180 Einradler traten in zehn Disziplinen gegeneinander an. Besonders freut sich Ralph Köberlein, Turnvereinsvorsitzender und Initiator der Einradabteilung beim TV, darüber, dass von den 30 Einradlern des TV Hofheim 17 an den Start gingen.

    Zwei Tage vor dem Rennen gestürzt

    Anna Just (links im Bild) ging für den Turnverein Hofheim bei mehreren Meisterschaften an den Start.
    Anna Just (links im Bild) ging für den Turnverein Hofheim bei mehreren Meisterschaften an den Start. Foto: Foto: Gudrun Klopf

    Auch Köberlein wollte es wissen und wagte sein erstes Rennen – „trotz des üblen Sturzes zwei Tage zuvor“. Er hatte beim Training Peter Just, den jüngsten Einradler des Vereins, zum Wettrennen aufgefordert. „Als dieser ansetzte, mich links zu überholen, gab ich richtig Gas – und stürzte prompt.“ Brille kaputt, Hand gestaucht, Abschürfungen. „Mal schnell 400 Meter fahren ohne vorheriges Aufwärmen, das geht halt nicht“, belehren ihn scherzend seine Einradschüler.

    „Hauptsache irgendwie durchkommen und nicht absteigen“, unter dieser Devise traten sodann der jüngste und der älteste Radler des TV an. Während Peter stolz auf seinen dritten Platz beim 400 Meter-Rennen sein kann, musste sich Ralph Köberlein mit einem der hinteren Plätze begnügen.

    Lange ausruhen war für die Hofheimer indessen nicht drin. Denn schon 14 Tage später ging es nach Illertissen zur Deutschen Meisterschaft im Einrad-Rennen. Betreibe man Einradfahren als Sport, bleibe viel Zeit auf der Straße, sagt Köberlein. Wettkämpfe und Meisterschaften sind über ganz Deutschland verstreut, da die Sportart im Vergleich zum Fußball nicht so weit verbreitet ist. Übernachtet wird meist in Schulen, in Turnhallen oder Klassenzimmern. Isomatten, Schlafsäcke, Waschbeutel – „man reist mit Sack und Pack an“, sagen die Justs, für die das Packen schon Routine ist.

    So wie die jugendlichen Einradler, kennen sich auch die „Chauffeure“ schon untereinander. „Man hat viele Kontakte geknüpft und freut sich immer schon darauf, alle wiederzusehen“, schwärmt Anna von der großen Einradfamilie. 200 Teilnehmer samt Fangemeinde waren zur Deutschen Meisterschaft in den schwäbischen Landkreis Neu-Ulm gereist. Natürlich wolle bei den Wettkämpfen jeder gewinnen, aber „trotzdem wünscht man dem anderen Glück.“ Neid und Ärger gebe es nicht.

    Nora Koppitz vom Turnverein Hofheim am Start bei der Bayerischen Meisterschaft im Einradrennen.
    Nora Koppitz vom Turnverein Hofheim am Start bei der Bayerischen Meisterschaft im Einradrennen. Foto: Foto: Gudrun Klopf

    Eine Bronze und eine Silbermedaille ergatterte Anna, obwohl sie nach ihrem 13. Geburtstag eine Altersstufe höher von der U13 in die U15 gerutscht war. „Und da sind sie alle schon etwas schneller und besser.“

    Doch den drei Einradlerinnen Anna Just, Pia Koletnik und Nora Koppitz stand das Highlight der Saison noch bevor. Am 29. Juli ging es in die Stadt Sittard-Geleen, nahe Maastricht im Süden der Niederlande gelegen. In einem langen Konvoi mit 700 Einradlern durch die Stadt fahren – die Parade zur Eröffnung der Europameisterschaft hat Anna, Pia und Nora tief beeindruckt. „Und dann haben alle ihre Einräder gleichzeitig in die Höhe gestreckt“, berichten sie. Lustig sei auch die anschließende spontane Riesenpolonaise gewesen.

    Neben den klassischen Stadionwettkämpfen standen an den neun Tagen jede Menge andere Wettkämpfe auf dem Programm. In 22 Disziplinen konnten sich die Sportler aus Europa messen. „Das war toll, was man da zu sehen bekam“, schwärmt Anna. Wie etwa ausgefeilte Küren im Freestyle, anspruchsvolle Berg- und Talfahrten im MUni (Mountain Unicycle), Mannschaftskämpfe beim Hockey und Basketball oder Ausdauersport beim 10-Kilometer-Rennen und schließlich auf der Marathonstrecke über 42,195 Kilometer.

    An die ein oder andere ungewohnte Disziplin wagten sich auch die Hofheimer Sportlerinnen. Neben den guten Ergebnissen – in acht Disziplinen waren die Hofheimer Einradlerinnen unter den ersten Zehn – seien auf jeden Fall die vielen Kontakte zu Jugendlichen vor allem aus der Schweiz, Österreich und Italien ein Gewinn gewesen, sind sich die drei einig.

    Auch den ein oder anderen Trick brachten die Hofheimer Sportlerinnen im Gepäck mit zurück. „Mir hat die mehrfache Weltmeisterin Lisa-Maria Hanny Tipps gegeben“, freut sich Anna. Und mit Pia feilten italienische Könner an ihrer Fahrtechnik im unwegsamen Gelände.

    Die neu erlernten Tricks können die Mädels gut brauchen, wenn sie sich in ihrer Freizeit treffen, um den Trail in Goßmannsdorf zu fahren oder mit dem Einrad die Schwedenschanze erklimmen und auf dem Jägerpfad wieder ins Tal radeln.

    Doch an der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr werden die Hofheimer wohl nicht teilnehmen können – egal wie fleißig sie trainieren. Nein – am Können scheitert es keineswegs. „Aber nach Südkorea ist es denn doch etwas zu weit“, bedauern alle im Chor.

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