Vor 70 Jahren, beim Kirchweih-Tanz in Gleisenau, nahm Heinz die Frieda in den Arm – „und mein Herz war weg“, erinnerte sich Frieda Weiner am Mittwoch anlässlich ihrer Eisernen Hochzeit. Weil die Ebelsbacherin damals erst 15 Jahre alt war, dauerte es bis zur Trauung. Und weil Heinz Weiner als Steinmetz immer auswärts auf Baustellen war, schrieben sich die beiden Jungverliebten jahrelang nur Briefe.
Frieda Weiner ist in Ebelsbach geboren und aufgewachsen. Ihr Mann bezeichnet sich selbst als „Rucksackdeutscher“, als Flüchtlinge kamen er und seine Familie nach Ebelsbach. Auf dem Kirchweihtanz haben sich die jungen Leute dann verliebt.
Trauung im Ruhrgebiet
Heinz Weiner arbeitete bei Vetter und war im Rheinland beschäftigt. „Geld hatten wir eigentlich keines zum Heiraten, aber wir wollten doch zusammen leben“, erklärt die Jubilarin, warum sie zunächst nur standesamtlich geheiratet haben. „Die Feier war nicht so üppig, eine Nachbarin hat für uns Hackbraten und Karottengemüse gekocht, das war es dann schon“, erzählte Frieda Weiner am Mittwoch ihren Gratulanten. Zwei Jahre später folgte dann in Duisburg die kirchliche Trauung.
Die Großstadt hat Frieda Weiner nie gefallen. Und so kauften sie einen Bauplatz in Ebelsbach. Obwohl es in Duisburg eine üppige Förderung für den Hausbau gegeben hätte, kehrten sie dem Ruhrgebiet nach zwölf Jahren den Rücken. Stockwerk für Stockwerk, immer im Jahresurlaub, war mittlerweile in Ebelsbach das Haus gewachsen, in das die Weiners mit ihren „drei medizinischen Wundern“ einzogen. Frieda Weiner hatte nämlich nach einem geplatzten Blinddarm von den Ärzten die Diagnose bekommen, sie werde keine Kinder bekommen können. Dennoch gehören heute die Töchter Marion und Andreas sowie Sohn Ralf mit ihren Ehepartnern, sechs Enkel und zwei Urenkel zur Familie. Am Wochenende werden sie alle anreisen und am Zeiler Käppele einen Dankgottesdienst feiern.
Trotz seines körperlich anstrengenden Berufs sind Heinz Weiner seine 89 Jahre nicht anzusehen, ebenso besticht seine zwei Jahre jüngere Ehefrau durch eine bewundernswerte Gesundheit. Beide sind sehr kreativ. Sie hat Hunderte von Gobelins gestickt und Socken gestrickt, er malt und bastelt – das ganze Haus ähnelt einer Galerie. Außerdem pflegt er einen großen Gemüsegarten mit viel Hingabe und Sachverstand.
Herzlich gratulierten zum 65. Hochzeitstag viele Freunde und Nachbarn, allen voran stellvertretender Landrat Michael Ziegler und Bürgermeister Walter Ziegler. Der erinnerte sich an die eigene Kindheit: Heinz Weiners Vater war Platzwart beim SV Rapid und hatte sich auch beim Bau der Tribüne als Maurer engagiert. Für Ziegler und seine Altersgenossen war es eine Herausforderung, auf das Dach der Tribüne zu klettern und möglichst vom Platzwart nicht gesehen zu werden. Das war schließlich nicht ungefährlich.