Die Eiserne Hochzeit ist ein seltener Tag im Leben von Eheleuten. Dafür umso schöner für das sympathische Ehepaar Matuschowitz, diese Besonderheit feiern zu können. Sie sind nun 65 Jahre miteinander verheiratet.
Beide sind geboren und aufgewachsen in Beuthen, einer Großstadt in Schlesien im südlichen Teil Polens. Ruth erblickte, als geborene Pyka, am 22. Januar 1937 das Licht der Welt, ihr Ehemann am 29. Dezember 1934. Nach den Schulabschlüssen ging es für beide über in den Beruf. Die Jubilarin arbeitete sich im Bereich Lebensmittel von der Verkäuferin bis hin zur Geschäftsleitung hoch, und Ehemann Helmut machte die Ausbildung als Maler mit dem Abschluss als Meister seines Faches.
Im Jahr 1954 musste er allerdings für 18 Monate zum polnischen Militär. Noch heute betont er, dass er es als "Deutschgeborener" und dazu unter russischem Kommando sehr schwer hatte. Beide bestätigen, dass sie in ihrer damaligen Heimat nie Deutsch sprechen durften. Nur mit ihren Familienangehörigen kommunizierten sie die deutsche Sprache, und selbst dies stand unter Beobachtung. Nach Deutschland aber durften sie nicht.
Zurück zum Aufeinandertreffen der Beiden im Jahr 1952. Der erste Blick von ihr sprach Bände, als sie ihren späteren Ehegatten, während eines Spazierganges, mit seinem schönen schwarzen Hund sah. Vom ersten Hinschauen war auch Helmut von dieser Frau fasziniert. Beide gestehen "Es war Liebe auf den ersten Blick". Zurückblickend meint Helmut und schmunzelt dabei "Es war wohl der Hund, der schuld war", dass diese Liebe entstand.
Am 8. Mai 1957 heiratete das Paar standesamtlich, und im darauffolgenden September vollzogen sie die kirchliche Trauung. Dem jungen Glück wurde ein Jahr später Sohn Arthur geschenkt. Mittlerweile gehören zwei Enkel zur Familie.
Zur Geschichte des Paares gehört aber auch dazu, dass viele ihrer Familienangehörigen die Fluchtmöglichkeit nach Deutschland nutzten, denn als Deutsche in Schlesien fühlte sich damals niemand wohl. So kam es auch, dass Ruth und Helmut im Mai 1989, während einer Urlaubsreise nicht mehr zurückkehrten. Sohn Arthur war bereits im Landkreis Werneck untergekommen. Nach einem dreiwöchigen Aufenthalt in Friedland landeten sie bei ihm. Letztendlich zogen sie nach Schonungen. Dort arbeitete Ruth in einer Bäckerei und ihr Ehemann fand eine Anstellung als Metalllackierer in Gochsheim. Diese musste er aber als 60-Jähriger wegen Arbeitsunfähigkeit aufgeben.
Den Lebenstraum, ein eigenes Haus zu bauen, gaben sie nie auf. Diesen Wunsch erfüllten sie sich mit dem Bau eines Eigenheimes in Obertheres. Seit 1997 wohnen sie dort glücklich und zufrieden. Beide gehen viel spazieren, soweit es der Gesundheitszustand zulässt, machen Pause in einem örtlichen Supermarkt und genießen zusammen die Tage. Vieles wurde ihnen in der alten Heimat verwehr, aber die Liebe hat sie zusammengehalten.