Die junge Frau auf dem Hofheimer Marktplatz nimmt's mit Humor: „Es ist doch richtig mild für 'nen Weihnachtsmarkt“, sagt sie schmunzelnd. Aber es ist halt nun mal der Frühlingsmarkt. Und da pfeift genau 24 Stunden vor Frühlingsbeginn bei wenigen Grad über null ein eisiger Wind durch die Straßen. Nein, keiner möchte ihn mehr haben. Immer wieder Kälte und Schnee – es ist kein Wunder, dass viele empfinden: Der Winter endet dieses Jahr wohl nicht mehr.
Helmut Grell sieht es gelassen. „Wir waren einfach von den vergangenen Jahren verwöhnt“, sagt der frühere Pflanzenbauberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt-Hofheim. Vom Wetter verwöhnt, schaut im vergangenen Jahr denn auch so aus: Zwischen 20 und 25 Grad, steht da in den Aufzeichnungen von Grell.
Er beobachtet die aktuellen Wetterverhältnisse vor dem Hintergrund seiner 20-jährigen Wetteraufzeichnungen. So manche Beschwerde über das momentan recht wechselhafte Wetter versteht Grell nicht, denn „die Niederschlagsmengen im vergangenen Januar und Februar waren ganz normal“. Er vergleicht die Feuchtigkeit der beiden Monate mit den Niederschlagsmengen des Zeitraumes in den vergangenen 20 Jahren. Mit jeweils 48 Millimeter Niederschlag in Januar und Februar „liegen wir in diesem Jahr völlig im Rahmen“, beruhigt Grell. Grund zur Sorge bereiteten da schon eher die Monate Februar bis Mai im vergangenen Jahr. Da herrschte ein anderes Extrem: eine Periode der Trockenheit. Außergewöhnlich feucht war dagegen der Dezember 2012. Mit 145 Millimetern Niederschlag fiel dieser Monat aus der Reihe.
Grells Einschätzung außerdem: Es sei doch besser, wenn es jetzt langsam beginne, Frühling zu werden, als wenn nach einer frühlingshaften Periode der Winter noch einmal zuschlägt.
Und auch dies gab es schon des Öfteren. So kann sich etwa der Hofheimer Herbert Braun noch gut daran erinnern, dass in den 1960er Jahren einmal die Kartoffeln erfroren sind. Oder aber, dass vor einigen Jahren der Weiße Sonntag seinem Namen alle Ehre machte, wie die 87-jährige Emma Niklaus aus Hofheim berichtet, als es zur Erstkommunion geschneit hatte.
Eigentlich wollte sie schon gerne im Garten etwas machen, berichtet Niklaus, aber bei diesem Wetter geht nun mal nichts. Und da ergeht es ihr nicht anders als den Landwirten, wie Grell und auch Klaus Merkel, der Kreisobmann des bayerischen Bauernverbandes, berichten.
Gehen die Niederschläge weiter, können die Bauern auf ihren Feldern auch weiterhin nichts machen. Vor allem Raps und Getreide bräuchten jetzt Stickstoff. Das frostige Wetter in den vergangenen Wochen hat auf den Feldern „zum Glück keine Schäden hinterlassen“, berichtet Merkel – das ist positiv im Vergleich zum vergangenen Jahr.
Möglich ist aber dennoch, dass es durch Wechselfröste noch zu Schäden kommen kann. Von Wechselfrost spricht man, wenn es am Tag Plusgrade hat und es in der Nacht zu Frost kommt. Dieses Phänomen ist schädlich für die Pflanzenwurzeln.
Und was für ein Wetter wünschen sich die Landwirte in den nächsten Tagen? Das lässt sich natürlich nicht verallgemeinern, denn „jeder Bauer hat seinen eigenen Wunsch“, so Merkel. Aber Fröste soll es möglichst nicht mehr geben. Auch trockene Böden seien für die Aussaat nötig. Vergangenes Jahr wurde schon Sommergerste gesät, berichtet Grell.
Warten, dass es losgeht, das ist auch die Situation bei den Gartenbesitzern. Was dort zurzeit getan werden kann, empfiehlt André Jooß, Inhaber einer Gärtnerei in Hofheim. Gräser und Sträucher könnten noch zurückgeschnitten werden, so Jooß. Außerdem sollte Laub, das hier und da noch zu finden ist, entfernt werden. Für andere Arbeiten im Garten sei es im Moment noch zu früh, zwar rechnet André Jooß nicht mehr mit starkem Frost, jedoch können Arbeiten wie etwa das Setzen von Dauerpflanzen noch warten.
Auch der Obst- und Gartenbauverein Rügheim erledigte den Rückschnitt an den Obstbäumen. Der Vorsitzende Lothar Brochloß-Gerner betont die Notwendigkeit dieser Arbeit: „So können wir zum Erhalt der Obstbäume wesentlich beitragen.“ Denn diese wiederum sind nicht nur für den Menschen nützlich, sondern zum Beispiel auch für Vögel und Insekten. Wenn die Temperaturen dann etwas milder sind, kann der Verein auch mit dem geplanten Anpflanzen von Rosen in der Ortschaft beginnen.