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ZEIL: „Erlauben Sie, dass ich schweige . . .“

ZEIL

„Erlauben Sie, dass ich schweige . . .“

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    Bewegend: Gerd Berghofer ließ „verbrannte Dichter“ lebendig werden.
    Bewegend: Gerd Berghofer ließ „verbrannte Dichter“ lebendig werden. Foto: Foto: Sabine Meissner

    Wenn ein Schauspieler über Dichter spricht, deren Schriften verbrannt wurden, dann muss ihm das unter die Haute gehen, lebt er doch vom geschriebenen Wort dieser Autoren. Dieses „Unter-die-Haut-Gefühl“ erzeugte Gerd Berghofer bei den Besuchern einer literarischen Veranstaltung im Hexendokumentationszentrum. Es waren 70 Minuten lehrreiche und zum Nachdenken geeignete Rezitationen und Informationen über deutsche Literaten, aber auch über deutsche Geschichte in der Nazizeit.

    Zum 80. Mal jährte sich dieses Jahr die Bücherverbrennung durch die Nazis. In vielen deutschen Städten landeten im Mai 1933 Tausende Bücher verfemter Autoren in Feuern. Der Schriftsteller und Rezitator Berghofer stellte einige von ihnen vor, darunter waren Namen wie Erich Kästner, Oskar Maria Graf, Erich Mühsam, Armin T. Wegener oder Albert Ehrenstein. Höhepunkt der unrühmlichen Taten waren die am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz sowie in mehreren anderen deutschen Universitätsstädten groß inszenierten öffentlichen Verbrennungen. Die Bücher der auf den „Index“ gesetzten Autoren waren, begleitet von Sprüchen der Rufer und den Worten „ich übergebe den Flammen die Schriften von . . .“, demonstrativ ins Feuer geworfen worden. „Zweiter Rufer“, erklang Berghofers markante Stimme, „gegen Dekadenz und moralischen Zerfall, für Zucht und Sitte in Familie und Staat – ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner“. 24 Autoren waren symbolisch ausgewählt worden, und Berghofer ließ für einige Minuten seine Zuhörer erschauern in der Vorstellung, die er von dem Geschehen gab.

    Im Feuer vernichtet wurden Schriften bekannter deutscher Autoren, auch die von Berthold Brecht, Anna Seghers, Kurt Tucholsky und weiterer. Zugleich waren ausländische, wie Mark Twain, Ernest Hemingway oder Lew Tolstoi, dabei. Ein großer Teil der Schriftsteller geriet durch die zwölfjährige Verbannung bis 1945 total in Vergessenheit. „Eine ganze Generation von Autoren wurde aus der Erinnerung der Menschen hinausgefegt“, mahnte der Redner.

    Von Heinrich Heine sprach Berghofer, denn von ihm gibt es ein Zitat, das als prophetisch für die Bücherverbrennung von 1933 im nationalsozialistischen Deutschland angesehen werden könnte: „Das war ein Vorspiel nur – dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“. Allerdings stamme dieses Zitat Heines aus seiner 1823 erschienen Tragödie Almansor. Es bezog sich auf eine Verbrennung des Korans in Spanien.

    Berghofer wollte wohl auch aufrütteln, denn „nicht nur Bücher“ seien verbrannt worden, sondern mit diesen menschliche Existenzen. Nur wenigen Autoren sei es gelungen, ihre schriftstellerische Tätigkeit im Ausland in einer fremden Sprache fortzusetzen, weshalb viele der so genannten „unerwünschten Autoren“ aus der Erinnerung verschwunden und sie damit tatsächlich bis heute geächtet seien.

    Information

    Gerd Berghofer wurde am 26. August 1967 in Nürnberg geboren. Mit 19 Jahren begann er seine Aufzeichnungen zu archivieren. Eine erste Veröffentlichung, ein Gedichtband, stammt aus dem Jahr 1998. Seitdem verfasste er zahlreiche Gedichtbände in deutscher Sprache sowie als freier Mitarbeiter Beiträge für Zeitungen und Hörfunk. Berghofer lebt mit seiner Familie im fränkischen Georgensgmünd, er ist Mitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller (VS) und seit 2005 Vorsitzender der Neuen Gesellschaft für Literatur Erlangen (NGL). Er erhielt Schauspielunterricht und ist seit 2000 als Vorleser und Rezitator in Deutschland unterwegs. Für seine literarischen Arbeiten erhielt Berghofer Auszeichnungen, wie den Lyrikpreis des Freien Deutschen Autorenverbandes.

    Zur Person

    Gerd Berghofer wurde 1967 in Nürnberg geboren. Eine erste Veröffentlichung, ein Gedichtband, stammt aus dem Jahr 1998. Seitdem verfasste er zahlreiche weitere und arbeitete als freier Mitarbeiter Beiträge für Zeitungen und Hörfunk. Berghofer lebt mit seiner Familie im fränkischen Georgensgmünd. Seit 2005 ist er Vorsitzender der Neuen Gesellschaft für Literatur Erlangen (NGL). Er erhielt Schauspielunterricht und ist seit 2000 als Vorleser und Rezitator in Deutschland unterwegs. Für seine literarischen Arbeiten erhielt Berghofer unter anderem den Lyrikpreis des Freien Deutschen Autorenverbandes.

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