Seit zwei Jahren beschäftigt sich Pfarrerin Barbara Eberhardt aus Erlangen mit einem neuen Synagogen-Gedenkband. Die Evangelische Kirche hat sie für vier Jahre für diese Arbeit angestellt. Ihre Kollegin Angela Hager arbeitet am gleichen Thema und wird von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg finanziert.
Es ist ein langer Weg von der Idee bis zur Fertigstellung eines umfassenden Werkes, das die einstige jüdische Vergangenheit und ihre Synagogen erfasst. Und es scheint, dass die Geschichte ein Kreislauf ist.
Rückblende in das Jahr 1985. Cordula Kappner, die Expertin für jüdische Geschichte, erhielt einen Brief mit Fragen von einem Professor der Biologie, Dr. Meier Schwarz aus Jerusalem. Dieser wollte eine private Dokumentation über Synagogen in Deutschland erstellen. Kappner antwortete und hörte lange nichts mehr.
Mehr als ein Jahrzehnt später lernte Cordula Kappner Dr. Meier Schwarz, der in Nürnberg geboren wurde und 1939 mit 13 Jahren in einem der letzten Kindertransporte nach England dem deutschen Fluch entkam, in Westheim kennen. Dr. Meier Schwarz, dessen Wurzeln nach Westheim reichten, kam zu einer ihrer Ausstellungen.
Nochmals, bei einem Besuch in Jerusalem, kam Kappner mit dem "Synagogen-Werk" in Berührung. Eine Studentin aus Essen arbeitete damals an der Zusammenstellung. Im Jahr 1997 kam wieder ein Fragebogen zu Cordula Kappner. Doch erst im neuen Jahrtausend nahm das Werk Formen an. Man kam ab von der Idee ein gesamtdeutsches Werk zu erstellen und schwenkte auf Landesebene um.
So ist bereits ein Werk für Nordrhein-Westfalen fertig gestellt, eines für Rheinland-Pfalz im Druck. Barbara Eberhardt und Angela Hager recherchieren in ganz Bayern, wobei vor allem Franken zur Quelle ihrer Erkundungen wurde.
Wie Barbara Eberhardt erzählt, war es ein absoluter Glücksfall, auf eine Expertin wie Cordula Kappner zu treffen, die praktisch aus einer Hand die jüdische Geschichte von den Menschen bis hin zu den verschwundenen Synagogen aus dem Landkreis erzählen und beweisen kann. Denn Kappner unterhält in Gleisenau in einem Raum der Verwaltungsgemeinschaft einen unglaublich großen Fundus über Zeugnisse der jüdischen Vergangenheit. Genau die Quellen, die die Autoren für das Werk suchen.
Der Synagogenband soll keine kunstgeschichtliche Abhandlung sein, sondern die Menschen im Mittelpunkt haben. Barbara Eberhardt: "Synagoge kommt aus dem Griechischen und heißt Versammlung, und das bedeutet für mich - mehr als Stein - . . .". Daher der Titel des Buches.
Die beiden Autorinnen sind auf der Suche nach Zeitzeugen, wühlen sich durch Archive. Solch ideale Arbeitsbedingungen wie in den Haßbergen fanden sie bisher noch nie. Barbara Eberhardt, die mit Herz und Seele bei der Aufgabe ist, sagt auch: "Es ist eine wunderbare Geschichte, doch irgendwann endet alles mit einem Gedenkstein. Die Synagogen, die der Grundstock zu dem Werk sind, gibt es nicht mehr."
Rund 800 Seiten wird der bayerische Gedenkband umfassen, der neben der Geschichte und Architektur der Synagogen auch viele Ortsartikel beinhalten wird. Dabei stehen sicherlich auch die Orte der Haßberge im Vordergrund. Erscheinen soll der Band im Jahr 2006.

Einen ganz besonderen Wunsch hat Barbara Eberhardt an die Bevölkerung: "Es fehlen uns noch alte Synagogenbilder von Aidhausen, Burgpreppach, Ermershausen, Maroldsweisach, Schweinshaupten und Westheim. Uns wäre sehr gedient, wenn uns die Leser hier helfen könnten."